Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 5 Stunden 8 Minuten
  • Nikkei 225

    38.556,84
    +320,77 (+0,84%)
     
  • Dow Jones 30

    38.852,27
    +176,59 (+0,46%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.383,98
    -197,88 (-0,33%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.370,06
    +57,44 (+4,38%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.349,25
    +192,92 (+1,19%)
     
  • S&P 500

    5.180,74
    +52,95 (+1,03%)
     

CEO Ralph Hamers verpasst der UBS eine digitale Rosskur

(Bloomberg) -- Die UBS Group AG hat sich in den letzten Jahren dank stabiler Gewinne und ausbleibender Skandale zu einem Liebling der Investoren entwickelt. Die Stabilität der Schweizer Großbank stellt Konzernchef Ralph Hamers allerdings vor eine Herausforderung: Wie rechtfertigt man einen Umbau, wenn alles scheinbar bestens läuft?

Der ehemalige Chef der niederländischen ING Groep NV hat Erfahrung in der Neuausrichtung von Geldhäusern. Sein Plan bei der UBS ist es, die Bank ins digitale Zeitalter zu überführen. Vergangene Woche kam sein erster großer Akt: der Kauf des US-Robo-Advisers Wealthfront für 1,4 Milliarden Dollar (1,25 Milliarden Euro).

Die Transaktion bringt der UBS 470.000 zusätzliche Kunden in den USA, insbesondere solche, ihr Vermögen erst aufbauen. In gewisser Weise ist das für das Zürcher Geldhaus Neuland, hat es sich doch bislang vor allem mit maßgeschneiderten Lösungen für besonders wohlhabende Kunden einen Namen gemacht. Aber Hamers ist davon überzeugt, einen breiteren Kundenstamm ansprechen zu müssen, auch wenn er dazu in weniger profitable Segmente hinabsteigen muss.

“Wir sollten nicht darauf warten dass uns jemand anderes die Butter vom Brot nimmt, wir sollten das lieber selber machen”, sagte Hamers in einem Interview mit Bloomberg noch vor der Wealthfront-Nachricht. “Trauen wir uns, das eigene Geschäft zu kannibalisieren? Wir haben keine Wahl.”

WERBUNG

Bei altgedienten Mitarbeitern herrscht freilich die Sorge, der Ausflug ins Robo-Geschäft könne die Marke aufweichen. Investoren fragen, ob der Schritt weitere kostspieligen Zukäufe nach sich zieht. Hamers - seit November 2020 im Amt - muss erst noch beweisen, dass er der Bank seinen Stempel aufdrücken kann. Sein erstes großes Strategieupdate letztes Jahr hinterließ bei Analysten wie Mitarbeitern keinen bleibenden Eindruck.

Am Dienstag legt die UBS Quartalszahlen vor. Dazu soll es neue Eckdaten zu den Finanzzielen geben. Der Zukauf von Wealthfront ist der bisher deutlichste Hinweis darauf, in welche Richtung Hamers, 55, die Bank führen will - geografisch wie strategisch. Er will ein gemischtes Modell, bei dem sich Berater persönlich um die wohlhabendsten und lukrativsten Kunden kümmern, während Algorithmen weniger anspruchsvolle Kunden, die noch nicht so viel Geld haben, bedienen.

Insbesondere das US-Geschäft der Bank bedarf der Aufmerksamkeit: Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 80% ist dort im Vergleich zu unter 60% in allen anderen Regionen schwach. Im Vergleich zur Konkurrenz verwaltet die UBS zu wenig Geld und es fehlt an Durchschlagskraft im Investmentbanking, um in die Top 5 der Wall Street vorzudringen.

Für Hamers sind die USA ein Testfeld für seine digitalen Ambitionen. Während einige Analysten den relativ hohen Preis für Wealthfront monierten, erwarten andere, dass die Bank mehr Deals aus dem Bereich Robo-Beratung tätigen dürfte.

Hamers räumt ein, dass die wohlhabendsten Kunden nach wie vor hochgradig personalisierte Beratung brauchen, die keine Maschine leisten kann. Aber der neue Ansatz erlaubt es der UBS in eine neue Kundengruppe vorzustoßen - jene mit einem Vermögen zwischen 250.000 und 2 Millionen Dollar - die sie zuvor nicht ernsthaft ins Visier genommen hat. Die UBS müsse jetzt handeln, solange sie die Mittel hat, um zu investieren, so Hamers.

“Der Grund, warum es im Bankwesen so leicht zu Umwälzungen kommt, ist der, dass wir nicht mit physischen Gütern handeln”, sagt er. “Musik ist digital. Geld ist digital. Alles, was ein immaterielles Gut ist, kann durch Technologie gestört werden.”

Botschaften wie diese propagiert Hamers unermüdlich. Die Bank erschien ihm bei seinem Amtsantritt hierarchisch und gespalten, mit Geschäftsbereichen, die nur wenig Verbindung zueinander hatten. Er habe den Eindruck gehabt, drei separate Banken zu führen, berichten Personen, die mit seiner Einschätzung vertraut sind.

Die UBS-Mitarbeiter wiederum empfinden seinen Führungsstil als unorthodox, heißt es dort. Wenn sich jemand über ein Problem beschwere, dann erwidere Hamers gerne, er solle es doch beheben.

“Leute lassen sich zwar gerne sagen, was sie tun sollen”, sagte Hamers dazu. “Aber ich glaube, die meisten Leute wissen schon, was zu tun ist.”

Der CEO räumt allerdings ein, dass es dauern wird, bis seine Botschaft durchsickert. Jedoch hat seine Geduld auch Grenzen, da die UBS es sich nicht leisten könne, das Thema auszusitzen.

“Der Wandel hin zu digitalem Vermögen findet buchstäblich jetzt statt”, sagt Hamers. “Jeder Kunde, mit dem ich in den letzten anderthalb Jahren hier gesprochen habe, sagt, dass die UBS großartige Produkte und die beste Beratung habe, aber ‘Oh Mann, im Digitalbereich ist noch viel Luft nach oben.’”

Überschrift des Artikels im Original:

UBS Gets a Dose of Digital Disruption in CEO’s First Major Move

More stories like this are available on bloomberg.com

©2022 Bloomberg L.P.