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Brasilien und Mexiko käme eine zweite Amtszeit für Trump gelegen

Für die Staaten von Mexiko bis Brasilien, den ehemaligen „Hinterhof“ der USA, ist die Präsidentschaftswahl von großer Bedeutung. Die Sympathien sind dabei recht klar verteilt.

Wahlen in den USA haben die Staaten Lateinamerikas lange Zeit mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Denn sie hatten oft einschneidende Folgen für die Länder von Mexiko bis Argentinien. Über Jahrzehnte betrachteten die Machthaber in Washington die Region als ihren „Hinterhof“, als ihr quasi natürliches Einflussgebiet. Das ist zwar in Zeiten sich verschiebender globaler Herausforderungen vorbei, dennoch hat die US-Präsidentenwahl im Besonderen für die Schwergewichte Mexiko und Brasilien eine große Bedeutung.

Das südliche Nachbarland hat in den USA wieder den Platz als Haupthandelspartner zurückerobert, auch dank der US-Sanktionen gegen China. Waren im Wert von einer Milliarde Dollar gehen täglich von Mexiko aus über die Grenze in die USA.

Und Brasilien und sein rechtsradikaler Präsident Jair Bolsonaro sind der engste politische Verbündete von Donald Trump auf dem amerikanischen Kontinent. Bolsonaro bezeichnet sich selbst als „Trumps größten Fan“ und drückt seinem „Amigo“ für Dienstag die Daumen.

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Auf den ersten Blick mag seltsam anmuten, dass sich Mexikos Unternehmer Trumps Wiederwahl wünschen. Zu gut ist noch in Erinnerung geblieben, wie sehr der damalige Kandidat im Wahlkampf vor vier Jahren die Mexikaner beleidigt und gedemütigt hat. Aber wenn die Vertreter großer und mittlerer Firmen auf die Amtszeit des polternden Republikaners zurückblicken, dann sind sie mit ihm eigentlich ganz gut gefahren.

Der neue Freihandelsvertrag USMCA, der auf Druck Trumps das Nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta im Juli ersetzte, gebe Stabilität und sei Maßstab des Handelns, betonen Unternehmer und Analysten.

„Demokraten haben Hang zur Abschottung“

„Weite Teile der mexikanischen Unternehmerschaft gehen davon aus, dass eine Wiederwahl Trumps Kontinuität und eine gewisse Vorhersehbarkeit gibt“, sagt Lila Abed, Beraterin des Unternehmerverbands Concamin und der Vereinigung unabhängiger Unternehmer Anei. Vor allem die Automobilindustrie, der Energiesektor und die Lohnveredelungsbranche seien mit Trump trotz veränderter Spielregeln im USMCA gut bedient.

Nach anfänglichem Knirschen liefen die Lieferketten auch wieder gut geschmiert. Abed bezieht sich in ihrer Einschätzung auf unzählige Interviews mit mexikanischen Unternehmern.

So sagt etwa auch der mittelständische Transportunternehmer Hector B. Juárez, sein Geschäft laufe jetzt wieder gut. „Seit der USMCA in Kraft ist, weiß ich, woran ich bin.“ Er hätte daher gegen eine Wiederwahl des Amtsinhabers nichts einzuwenden. „Wenn Biden gewinnt, dann wird der Dollar steigen und unser Leben teurer werden“, fürchtet Unternehmer Juárez. Mehr Angst aber noch hat der Mittelständler vor möglichen protektionistischen Maßnahmen.

Die Demokraten hätten tendenziell einen Hang zur Abschottung, seien zu gewerkschaftsnah und würden zu sehr auf höhere Standards bei Bezahlung und Arbeitnehmerrechten pochen.

Auch eine Umfrage unter knapp 900 kleinen, mittleren und großen Unternehmen des Meinungsforschungsinstituts Vestiga Consultores bestätigte diese Tendenz jüngst. Demnach gehen 51 Prozent der befragten Firmen und Manager davon aus, dass sie mit Trump in den kommenden vier Jahren besser fahren würden als mit seinem Herausforderer Joe Biden. Nur 31 Prozent vermuten, dass Biden besser für ihre Geschäft wäre.

Die Argumente: vor allem der USMCA-Vertrag, dann die „sehr gute“ Beziehung zwischen Trump und seinem mexikanischen Amtskollegen Andrés Manuel López Obrador und letztlich die simple Feststellung, dass sich die aggressive Rhetorik Trumps aus dem Wahlkampf nicht in der Wirtschaftspolitik niedergeschlagen habe.

Die deutsche Wirtschaft in Mexiko hebt ebenfalls hervor, dass mit Inkrafttreten des USMCA der Rahmen des künftigen Handelns abgesteckt sei: „Jetzt gibt es ein klares Spektrum an Vorgaben und Regeln, mit dem man arbeiten kann“, sagt Johannes Hauser, Geschäftsführer der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer (AHK Mexiko), dem Handelsblatt.

Und dieses bleibe vom Wahlausgang unberührt. In Mexiko sind rund 2000 deutsche Unternehmen engagiert. Die Mehrzahl von ihnen nutzt das Land als Exportplattform für die USA.

China-Politik der USA

Bedeutung für Lateinamerika wird auch die künftige China-Politik der Weltmacht USA haben. Die Region profitiere im Moment davon, dass sich Trump auf das asiatische Riesenreich als Gegner eingeschossen hat, argumentieren die Experten, die unabhängig vom Ausgang der Wahl eine weitgehende Kontinuität in der Washingtoner China-Politik erwarten.

Sowohl unter demokratischer als auch republikanischer Präsidentschaft würden Mexiko und die Karibik daher von der Verlagerung der Lieferketten aus China als neue Standorte für US-Zulieferer profitieren, vermutet die „Economist Intelligence Unit“.

Neue Fabriken in Mexiko könnten dann einen Teil der asiatischen Importe in die USA ersetzen. Das gilt abgeschwächt auch für die Staaten der südamerikanischen Pazifik-Allianz Chile, Peru und Kolumbien.

Die asiatische Offensive als Handelspartner und Investor in Lateinamerika beobachten die Vereinigten Staaten inzwischen genau. Unter Trump haben sie Geschütze in Stellung gebracht und kontrollieren nun auch personell Institutionen wie die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) als einen der wichtigen Financiers in der Region. Auch die Ende 2019 von den USA gegründete International Development Finance Corporation (DFC) dürfte bei der Kreditvergabe wichtiger werden und die Interessen Washingtons verfolgen.

Unklar ist, wie die USA künftig mit Staaten umgehen werden, die sich weiterhin von China finanzieren lassen oder etwa Huawei als Ausrüster für die Mobilfunknetze zulassen. Trump würde eher auf Strafmaßnahmen (zum Beispiel Zölle) setzen als Biden, schätzt Ben Ramsey, Lateinamerika-Experte von JP Morgan.

Kurs der EU träfe Bolsonaro hart

Auf Veränderungen einstellen müssten sich die lateinamerikanischen Regierungen unter Biden allerdings bei den Themen Umwelt, Klima sowie Menschenrechte. Diese würden wieder zu Leitlinien der US-Außenpolitik werden.

Das träfe besonders hart Brasilien, wenn Biden auf den Kurs der Europäischen Union einschwenken würde und Standards bei Umwelt und dem Amazonas-Schutz, aber auch bei Themen wie der Genderpolitik einforderte. „Eine geschlossene Front zwischen den USA und Europa wäre für Lateinamerika schwer zu ignorieren“, unterstreicht Lateinamerika-Experte Ramsey von JP Morgan.

Bei der ersten TV-Debatte zwischen Trump und Biden provozierte der Demokrat Brasilien und seinen Staatschef direkt. Entweder akzeptiere Bolsonaro 20 Milliarden Dollar Hilfe zur Erhaltung des Amazonas-Regenwalds – oder er werde die wirtschaftlichen Folgen tragen müssen.

So wundert es nicht, dass Bolsonaro auf den Amtsinhaber setzt. „Trump und ich haben uns in den vergangenen Jahren drei Mal getroffen, ich kann ihn immer anrufen, wenn mir etwas auf den Nägeln brennt“, brüstet sich Bolsonaro gerne. Sollte also Biden die Wahl gewinnen, dann könnte das Brasilien noch ein Stück weit mehr von der Welt isolieren.