Die Botox-Story: Vom winzigen Augentropfenerzeuger zum Star der größten Pharma-Fusion des Jahres (ACT, AGN, PFE)
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Es ist die Mega-Fusion des Jahres, die eine neue Epoche in der Pharma-Branche auslöst!
Allergan, der Hersteller des Verjüngungselixiers Botox, vereint sich mit dem Giganten Pfizer, berühmt für das Potenzmittel Viagra, den Cholesterin-Senker Lipitor und viele andere Pillen-Renner.
Der Wert des neuen Arzneimittelimperiums: Sagenhafte 160 Milliarden Dollar.
Der Coup ist auch wegen Allergans legendärem Aufstieg seit den fünfziger Jahren erstaunlich. Begonnen hatte das Pharmazieunternehmen in Kalifornien in sehr überschaubaren Verhältnissen – als Hersteller von Augentropfen.
Wir berichten euch von der unglaublichen Erfolgsgeschichte einer winzigen Firma, die zu einem globalen Pharma-Konzern wuchs und zum Übernahmeziel in der größten Milliardenschlacht des Jahres wurde.
Allergan wurde 1948 vom Apotheker Gavin S. Herbert gegründet. Auf diesem Foto ist er mit der Fachärztin Dr. Parmis Khatibi an der „University of California“ im Jahr 2014 zu sehen.
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Das erste Arzneimittel von Herbert und seinem Partner Stanley Bly wurde in Los Angeles zusammengerührt und war ein Nasenspray gegen Allergien, das auf dem Antihistamin „Neoantergan“ basierte. Das Duo nannte das Produkt Allergan.
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Mit der Herstellung von Augentropfen stieß der Apotheker in das Feld der Augenheilkunde vor.
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1950 wurde „Allergan Pharmaceuticals, Inc.“ ins Firmenbuch eingetragen: Die Firma blieb zunächst dem Fokus auf die Augenpflege treu bis zum Gang an die Börse 20 Jahre später.
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Anfang der Achtziger gab es den ersten Firmenzusammenschluss, als Allergan mit dem Medikamentenhersteller SmithKline Beckman (SKB) fusionierte. Die Pharmafirmen wurden neun Jahre später aber wieder getrennt.
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1989 ließ die US-Arzneimittelbehörde FDA erstmals das Präparat „Botulinumtoxin“ zur Behandlung von Schwachsichtigkeit (Amblyopie) zu, heute berühmt als „Botox“. Allergan kaufte die Firma, die das neue Wundermittel herstellte.
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Der Augenärztin Jean Carruthers begann in den Neunzigern mit der Behandlung durch Botox, zunächst bei Patienten mit Erkrankungen an den Augenlidern. Sie bemerkte dabei, dass dadurch auch Gesichtsfalten merklich geglättet wurden. Nachdem sie ihre Entdeckung publizierte, setzten Hautärzte Botox als Verjüngungsmittel ein.
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Das Mittel wurde so schnell so populär, dass es 1997 in den USA zu Engpässen bei der Produktion kam. Die Knappheit führt zu panischen Reaktionen bei Kunden, die Botox bereits routinemäßig zur Faltenglättung einsetzten.
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Es dauerte jedoch bis ins Jahr 2002, bis die FDA Botox auch als kosmetisches Produkt die Zulassung erteilte. Mit der Wunderwaffe bei der Suche nach der ewigen Jugend wurde im zweiten Quartal 2015 ein Umsatz von 632 Millionen Dollar erreicht – 200 Millionen Dollar mehr als mit Pfizers Viagra.
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In den letzten Jahren hatte Allergan seine Produktpalette ausgeweitet: Hergestellt werden weiterhin zahlreiche Medikamente für die Augenpflege, hinzu kommen Produkte für die Schönheitschirurgie wie Brustimplantate. Neue Anwendungsgebiete wurden für die „Cash Cow“ Botox gefunden: Neben der Faltenbehandlung kommt Botox heute auch bei Blasenleiden, chronischen Kopfschmerzen oder sogar Übergewicht zum Einsatz.
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2014 bot sich Allergan als ideales Übernahmeziel für die Pharmafirma Valeant an: Dessen CEO Michael Pearson (unten) wollte mit Hilfe des erfolgreichen Allergans die Umsätze ankurbeln.
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Stattdessen schlug die Arzneimittelfirma Actavis zu, die mit generischen und nicht rezeptpflichtigen Medikamenten Riesenumsätze erzielt. Der Kaufpreis für Allergan: 66 Milliarden Dollar. Actavis-Chef Brenton Saunders und Allergan-CEO David Pyott hatten bei einen Besuch an der Wall Street Grund zum Grinsen.
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Actavis-Chef Brenton Saunders implementierte die Übernahme und wurde im März 2015 zum Boss des globalen Pharmariesen „Allergan Plc.“. Als Firmensitz wurde aus Steuergründen Dublin (Irland) gewählt.
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Im Juli verkaufte Allergan die Sparte der generischen Medikamente für 40,5 Milliarden Dollar an Teva Pharmaceuticals mit Sitz in Israel. Das Management wollte sich dadurch auf die Entwicklung von Markenprodukten in den medizinischen Sparten der Augenheilkunde, Ästhetik, Gastroenterologie (Behandlungen des Magen-Darm-Trakts) und Frauenmedizin konzentrieren. Zu sehen hier ist das Revas Hauptquartier in Jerusalem.
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Jetzt stimmte Allergen einer Übernahme durch Pharmariesen Pfizer zu: Der Deal wurde zur größten Fusion des Jahres.
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Der Deal ermöglicht Pfizer die Neuorganisation unter dem Namen Allergan Plc. in Irland: Der Pharmahersteller kommt damit in den Genuss der niedrigeren Steuersätze in der europäischen Inselnation.
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Pfizer fällt mit der Fusion auch das Bestseller-Präparat Botox in den Schoß, mit dem im Vorjahr ein Umsatz von über zwei Milliarden Dollar erzielt wurde. Chef Ian Read (unten) hat gut lachen.
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