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Boeing hat noch ein Problem mit der 737 Max

Keine Atempause für Dennis Muilenburg. Der Boeing-Chef muss neue Probleme mit seinem Brot-und-Butter-Jet 737 melden. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA hat den Konzern angewiesen, innerhalb von zehn Tagen 150 Einzelteile an den Flügeln von insgesamt 312 Flugzeugen auszutauschen. Es seien fehlerhafte Komponenten verbaut worden. Deren Ausfall führe zwar nicht zu einem Absturz, es könnte aber ein Schaden entstehen.

Boeing versuchte in bekannter Manier, das Problem kleinzureden. Bisher habe man Teile aus der fehlerhaften Charge an 20 Jets der neuen Generation 737 Max sowie an 21 Flugzeugen der Vorgängerversion 737 NG entdeckt, hieß es.

Die neuerlichen Probleme konterkarieren die Bemühung des US-Konzerns, das Vertrauen der Airlines für den mit Abstand wichtigsten Umsatz- und Ergebnisbringer zurückzugewinnen. Nach zwei Abstürzen mit insgesamt fast 350 Toten muss die 737 Max seit März weltweit am Boden bleiben. Im vergangenen Oktober stürzte ein Jet von Lion Air mit 157 Menschen an Bord ins Meer. Im März musste Ethiopian Airlines den Verlust einer Max mit 189 Opfern melden.

Schon nach dem ersten Absturz war der Verdacht aufgekommen, dass eine neue Steuerungssoftware zumindest eine Mitschuld am Unglück trägt. Das sogenannte MCAS greift in die Trimmung ein, also die Ausrichtung des Flugzeugs. Es soll einen zu steilen Aufstieg und den damit drohenden Strömungsabriss verhindern.

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Die 737 Max ist eine Modernisierung der herkömmlichen 737. Sie hat effizientere, damit aber auch deutlich größere Triebwerke. Die müssen weiter vorn am Flügel und näher am Rumpf montiert werden. Deshalb neigt der Jet schneller zu einem zu starken Aufstieg.

Boeing hatte die Hinweise lange Zeit ignoriert oder als falsch bezeichnet. Nach dem ersten Absturz hatte man vielmehr Fehler der Piloten von Lion Air für den Absturz verantwortlich gemacht. Nach dem zweiten Absturz wurde aber immer klarer, dass das MCAS viel zu stark in die Steuerung eingreift und den Jet in eine Art Sturzflug bringt. Die Piloten sind im Zweifel nicht in der Lage gegenzuhalten.

Azerbaijan Airlines storniert Bestellung

Mittlerweile steckt der US-Konzern in seiner bislang wohl größten Krise. Dass die FAA jetzt bei den fehlerhaften Teilen so massiv durchgreift, dürfte auch eine Folge der Probleme mit der Max sein.

So gibt es den Vorwurf, dass Boeing der FAA bei der Zertifizierung des Flugzeugs nicht die Bedeutung des MCAS für die Sicherheit des Jets dargelegt habe. Zudem wurde bekannt, dass die FAA Teile der Prüfung aus Kapazitätsgründen an Boeing zurückgegeben hatte. Nun muss auch die FAA um ihre Glaubwürdigkeit kämpfen.

Das Vertrauen in den beliebten Kurz- und Mittelstreckenjet zurückzugewinnen ist eine gewaltige Herausforderung. Wie schwer das werden wird, zeigte sich am Montag. Aserbaidschans staatliche Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines stornierte alle zehn Flugzeuge des Typs 737 Max, die man bestellt hatte. Der Listenpreis liegt bei 900 Millionen Euro.

Das Management wies ausdrücklich auf Sicherheitsbedenken hin. Deshalb sei der Vertrag rückgängig gemacht worden. Schon im März hatte Indonesiens staatliche Fluggesellschaft Garuda eine milliardenschwere Bestellung zurückgezogen.

Neben den Stornierungen drohen Boeing Schadensersatzforderungen, die deutlich höher liegen könnten als bisher gedacht. Denn es zeichnet sich ab, dass die Max länger am Boden bleiben muss als geplant. Die nationalen Aufsichtsbehörden wollen selbst genau hinschauen und sich nicht allein auf die FAA verlassen.

Boeing-Chef Muilenburg sprach kürzlich in einem Interview, in dem er sich für die schlechte Kommunikation entschuldigte, von einer Wiederzulassung bis Jahresende. Zuletzt war eher von einer Aufhebung des Startverbots Mitte August die Rede.

Auch Emirates-Chef Tim Clark plant bei der Max eher vorsichtig. „Ich wäre überrascht, wenn sie Weihnachten wieder fliegt“, sagte er bei einer Pressekonferenz am Rande des Jahrestreffens des Welt-Airlineverbands Iata in Seoul.

Neuer Name für die Max?

Für die betroffenen Fluggesellschaften – in Europa sind das vor allem Norwegian, Tuifly und Sun Express – bedeutet das: Sie müssen deutlich länger Ersatzkapazitäten anmieten, was zusätzlich Geld kostet. Die Mehrkosten dürften sie Boeing sicherlich in irgendeiner Form in Rechnung stellen. Norwegian hat bereits angekündigt, Schadensersatz zu fordern. Auch chinesische Kunden haben damit gedroht.

Und selbst wenn die Max wieder die Starterlaubnis haben sollte – das Vertrauen ist angekratzt. So hat der US-Billiganbieter Southwest gerade bei den gemeinsamen Sicherheitskarten in den Sitzen der 737 Max und der 737 NG den Zusatz Max gestrichen.

Allein das zeigt, wie sehr der Name Max mittlerweile beschädigt ist. In der Branche wird deshalb nicht ausgeschlossen, dass Boeing mit der Wiederzulassung des Jets auch einen neuen Namen präsentieren wird.

Mehr: Geokonflikte und teurer Treibstoff – Europas Fluggesellschaften steuern auf eine neue Krise zu. Handelsblatt-Autor Jens Koenen meint: Zeit, einige überkommene Vorschriften zu überdenken.