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BMW-Chef Harald Krüger hört 2020 auf – Was die Gründe für seinen Abgang sind

Die Zweifel an der Strategie des BMW-Chefs sind zuletzt weiter gewachsen. Harald Krüger wird sein Amt im Frühjahr 2020 abgeben. Zwei potenzielle Nachfolger stehen schon bereit.

Die Tage von Harald Krüger als BMW-Chef sind gezählt. Er wolle seinen im April 2020 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, teilte der Autobauer am Freitag mit. Der Aufsichtsrat werde am 18. Juli im BMW-Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina über Krügers Nachfolge beraten. Bis zu einer Entscheidung werde Krüger sein Amt unverändert ausüben.

„Nach über zehn Jahren im Vorstand, davon mehr als vier Jahre als Vorstandschef der BMW Group, will ich mich nun beruflich neu orientieren und meine vielfältige internationale Erfahrung in neue Aufgaben und Projekte einbringen“, erklärte der 53-Jährige.

Aufsichtsratschef Norbert Reithofer dankte ihm für sein Engagement: „Harald Krüger hat über ein Vierteljahrhundert für die BMW Group in den verschiedensten Funktionen mit großer Leidenschaft wichtige Akzente gesetzt“. Unter seiner Führung startete BMW die größte Modelloffensive der Unternehmensgeschichte. Die BMW-Aktien notierten nach der Ankündigung mit 0,6 Prozent im Minus bei 66,70 Euro.

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Der BMW-Chef stand seit Monaten in der Kritik: Trotz der von Krüger ausgerufenen „größten Modelloffensive der Firmengeschichte“ stagnieren die Verkäufe. Zwar kämpfen die Rivalen Mercedes und Audi sogar mit rückläufigen Zahlen, doch vom erklärten Ziel 2020 mit der Marke BMW wieder Nummer Eins im Premiumgeschäft zu sein, ist man noch ein ganzes Stück entfernt.

Auch die Rendite ist nicht mehr da, wo sie sein müsste. Binnen neun Monaten schockte das Unternehmen die Märkte mit zwei Gewinnwarnungen. Erst verhagelte die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump die Bilanz, dann die drohende Kartellstrafe der EU-Kommission wegen vermutlich illegaler Absprachen in Sachen Abgas.

Doch auch im Kerngeschäft ist die Marge unter Druck: Selbst ohne die Rückstellungen lag die operative Rendite im Autogeschäft im ersten Quartal bei 5,6 Prozent – und damit weit unter dem selbst gesteckten Ziel von mindestens acht Prozent.

Nun wird kräftig gespart. Bis 2022 sollen zwölf Milliarden Euro eingesammelt werden. Mitte Juni verhängte der Vorstand zum ersten Mal seit Jahren einen konzernweiten Einstellungsstopp – der nur ausnahmsweise bei „Mangelqualifikationen“ umgangen werden darf.

Einen Schlingerkurs fährt BMW in der Elektromobilität. Mit dem „i3“ startete Krügers Vorgänger Norbert Reithofer 2013 als erster deutscher Hersteller ein Stromauto im Massenmarkt. Doch nach dem schleppenden Anlauf kappte Krüger nach seinem Amtsantritt 2015 die hohen Investitionen, neue Elektroautos wurden erst einmal auf die lange Bank geschoben.

Auch dank des wieder eingedampften Entwicklungsetats stiegen die Gewinne zwischen 2015 und 2017 – doch der Vorsprung auf die Konkurrenz schmilzt dahin. Mittlerweile haben Jaguar, Audi und Mercedes ihre Elektro-SUVs auf dem Markt, BMW braucht mit dem „iX3“ noch mindestens ein Jahr.

Schmerzhaft ist der Vergleich mit Tesla. Mit dem Model3 hat der Newcomer aus Kalifornien eine kompakte Stromlimousine im Markt, die voll auf das BMW-Klientel zielt. Doch die Münchener lassen sich auch hier Zeit: Der „i4“ geht ebenso wie der „inext“ erst 2021 in Serie.

Potenzielle Nachfolger stehen bereit

Zwei Vorstände stehen nach Handelsblatt-Informationen als Krüger-Nachfolger bereit: Entwicklungschef Klaus Fröhlich gilt als ebenso durchsetzungsstark wie ehrgeizig. Doch der Vertrag des gebürtigen Westfalen läuft im kommenden Jahr aus, Fröhlich erreicht dann die Altersgrenze von 60 Jahren, bei der für Vorstände bei BMW eigentlich Schluss ist. Eine hohe, aber nicht unüberwindliche Hürde.

Der zweite Kandidat heißt Oliver Zipse. Der diplomierte Maschinenbauer hat wie Krüger einen systematischen Karriereweg durch den Konzern genommen. Seit 2009 ist er erst als Leiter der technischen Planung, dann als Leiter der Konzernstrategie im Zentrum der Macht angekommen.

2015 übernahm er von Krüger das Produktionsressort – bei BMW traditionell die letzte Stufe vor dem Chefsessel. Während Zipse eher für ein moderates Umsteuern steht, wäre Fröhlich der Kandidat für ein Szenario, das sich eher nach Krise anfühlt.

Die Entscheidung über die Besetzung des Topjobs fällt im Präsidium des Aufsichtsrats: Neben Chefaufseher Norbert Reithofer sitzt dort Stefan Quandt, der gemeinsam mit Schwester Susanne Klatten rund 48 Prozent der Anteile kontrolliert.

Einfluss hat auch Manfred Schoch: Der oberste Arbeitnehmervertreter sitzt seit drei Jahrzehnten im Aufsichtsrat. Schoch hat 2009 mit dem damaligen Personalvorstand Krüger das Unternehmen behutsam durch die schwere Absatzkrise geführt.

Krüger führt BMW seit Mai 2015, zuvor war er Personalchef und Chef der Marken Mini und Rolls-Royce. Der 53-Jährige erfuhr bei seinem Amtsantritt großen Rückhalt bei der Eigentümerfamilie Quandt sowie den Arbeitnehmern und war Favorit des heutigen Aufsichtsratschefs Reithofer.

Aufsehen erregte kurz nach seinem Amtsantritt sein Zusammenbruch bei eine Präsentation auf der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt. Seither gab es immer wieder Spekulationen über seinen Gesundheitszustand.

Mit Agenturmaterial

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