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Der Berliner Investor Project A schließt seinen dritten Fonds mit 180 Millionen Euro

Das Geld stützt die deutsche und europäische Gründerszene. Es hilft aber auch Traditionsunternehmen wie Otto und Oetker.

Die europäische Start-up-Szene bekommt frisches Geld aus Berlin: Der Frühphasen-Investor Project A will am Donnerstag bekanntgeben, dass er seinen dritten, bislang größten Fonds geschlossen hat. 180 Millionen Euro hat Project-A-Gründer Florian Heinemann unter anderem von deutschen Familienunternehmern eingesammelt.

Mit dabei sind neben bisherigen Partnern wie Otto, Oetker, Axel Springer und Bitburger auch Neuinvestoren, darunter Körber und Deichmann. Dazu kommen institutionelle Investoren wie der US-Risikokapitalfonds Tier Capital Partners.

Damit kann sich eine der bekanntesten deutschen Gründerschmieden fest als Größe in der europäischen Start-up-Szene etablieren. Project A investiert als Frühphaseninvestor anders als die großen Venture-Capital-Geber bereits in der ersten Gründungsphase. Heinemann will in den kommenden Jahren mit dem Geld rund 25 Gründungen mitfinanzieren – und verspricht seinen Investoren mehr als nur finanzielle Rendite.

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„Viele unserer Investoren sehen das als Teil ihrer Maßnahmen, die eigene digitale Transformation voranzutreiben“, sagt Heinemann dem Handelsblatt. Er hat Project A vor acht Jahren gegründet, um Gründer mit Geld, Ressourcen und Ratschlag zu unterstützen.

Zunächst arbeitete er mit 80 Millionen Euro vom Handelskonzern Otto und vom Medienhaus Axel Springer. 2015 legte Heinemann einen zweiten Fonds über 140 Millionen Euro von weiteren Geldgebern auf. Zu den unterstützten Gründungen gehören unter anderem die Onlinespedition Sennder, der eRoller-Anbieter Voi und der Weinhändler Wine in Black.

„Wir bräuchten in Deutschland viel mehr Frühphaseninvestoren wie Project A, um die Start-up-Szene zu befeuern“, sagt Julian Riedlbauer, Deutschlandchef der M & A-Beratung GP Bullhound. Während Hunderte internationale Risikokapitalgeber in reifere deutsche Start-ups investierten, sei die Zahl der hiesigen Frühphaseninvestoren wie Cherry Ventures, Rocket Internet und Holtzbrinck Ventures überschaubar.

Unter diesen reklamiert Heinemann eine Sonderrolle für sich: „Das besondere bei unserem Modell ist die operative Unterstützung für die Gründer“, sagt der 43-Jährige. Gut 100 Mitarbeiter bei Project A unterstützen etwa bei der Öffentlichkeitsarbeit, Programmierung, Buchhaltung oder Mitarbeitersuche.

Das soll dabei helfen, besonders Erfolg versprechende Gründer für Project A zu gewinnen. So habe der Investor innerhalb des vergangenen Jahres etwa 130 Mitarbeiter für seine Start-ups rekrutiert. „Der Ursprung des Modells liegt in unseren Erfahrungen bei Rocket Internet“, sagte Heinemann.

Er war sieben Jahre Manager im Reich der Samwer-Brüder, die vor allem selbst Start-ups entwickeln. Heinemann dagegen investiert in externe Gründer. Sein Team spreche dafür im Jahr mit bis zu 1 000 jungen Unternehmen, sagte er. Im ersten Schritt investiert Project A pro Start-up eine bis sechs Millionen Euro, die auf bis zu 18 Millionen Euro aufgestockt werden können.
„Florian Heinemann hat nicht die typische Investorenkarriere gemacht, sondern war selbst Gründer und hat Rocket Internet mit aufgebaut“, sagt Berater Riedlbauer. „Er weiß aus eigener Erfahrung, wovon er redet. Anders als viele andere Investoren kennt er wirklich die Probleme und Herausforderungen der Gründer.“

Project A – ein europäischer Investor

Für den neuen, mindestens zehn Jahre laufenden Fonds expandiert Project A: Zwei Büros mit vorerst jeweils einem Mitarbeiter eröffnen in London und Stockholm. Damit will Heinemann unterstreichen, dass er Project A nicht als deutschen, sondern als europäischen Investor versteht.

Die Familienunternehmen, die in den Fonds investieren, erhoffen sich Einblicke in die Start-up-Szene. „Wir beteiligen uns an solchen Projekten, wenn wir hier eine gute Möglichkeit für einen Innovationstransfer sehen“, sagt Ulrich Effing, Sprecher des Schuhhändlers Deichmann.

Die Themen Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Omnichannel-Vertrieb stünden ganz oben auf der Prioritätenliste bei Deichmann. Europas größter Schuheinzelhändler betreibt inzwischen 40 Onlineshops. „Wer da als Anbieter nicht offen ist für neue Impulse von außen, gerät sehr schnell ins Hintertreffen“, urteilt Effing.

Da sei ein intensiver Blick auf die Start-up-Szene die logische Konsequenz. Erst im Juli hatte der Berliner Risikokapitalgeber Eventures einen 335 Millionen Euro schweren neuen Fonds aufgelegt, an dem sich ebenfalls Familienunternehmen wie Deichmann beteiligt hatten. Project A und Eventures kooperieren bei einigen Projekten, bei beiden zählt die Otto-Gruppe zu den Gründungsinvestoren.

Auch die Hamburger Körber AG will mit Investitionen in Fonds die Innovationsstrategie des Konzerns stärken, sagte ein Sprecher. Nachdem die ersten beiden Fonds von Project A vor allem in konsumentennahe Geschäftsmodelle investiert hätten, gehe es bei dem neuen Fonds vor allem um B2B-Ansätze – etwa für Industrie 4.0. Dabei könne Körber eigene Erfahrungen einbringen. „Auch aus der Zusammenarbeit zwischen dem Konzerngeschäftsfeld Körber Digital und Project A erwarten wir eine klare Win-win-Situation“, erklärte der Sprecher.

Körber habe auch in den High Tech Gründerfonds und den Next Logistics Accelerator (NLA) investiert. Gründungsinvestor Axel Springer zeigt sich zufrieden. Mit der Tochter Axel Springer Digital Ventures ist der Konzern bereits seit 2013 bei Project A investiert. „Das Engagement bei Project A ermöglicht uns, frühzeitig Trends und spannende Start-ups zu identifizieren und einen kreativen Austausch zwischen Gründern und Axel-Springer-Unternehmen zu fördern.“

Zur konkreten Wertentwicklung der ersten beiden Fonds bleibt Heinemann vage. Im Vergleich mit ähnlichen Fonds liege Project A im vorderen Viertel, sagte er. Die Rendite liege deutlich über derjenigen etwa einer Dax-Anlage. „Es gibt einige klare Erfolgsbeweise: frühe und erfolgreiche Exits genauso wie eine sehr ordentliche Anzahl von Portfoliofirmen von Project A, die in späteren Finanzierungsrunden hoch bewertet worden sind“, bestätigt Experte Riedlbauer.

In diesem Jahr hatte die Otto-Gruppe erstmals Gewinne aus einem der Eventures-Fonds realisiert, indem das Hamburger Unternehmen Anteile an einen kalifornischen Investor verkauft hatte. Damit konnte Otto den Gewinn im schwachen abgelaufenen Geschäftsjahr um 133 Millionen Euro hochschrauben – und rettete so optisch seine Bilanz.

Auch im Geschäft nutzt Otto die Verbindung: Heinemann sitzt etwa bei dem von der Gruppe gegründeten Modehändler About You im Beirat. Und auch der Familienkonzern Oetker setzt auf Heinemanns Exertise, er sitzt dort im Digitalbeirat.