Wenn Bankkunden zweiter Klasse zahlen müssen
Es war verlockend: Kostenlose Kreditkarte, kostenloses Girokonto, weltweit kostenlos Bargeld abheben und dann auch noch einen relativ guten Zinssatz für Einlagen auf dem Kreditkarten-Konto kassieren. Mit diesen Argumenten hat die DKB, Deutschlands zweitgrößte Direktbank, 15 Jahre lang Neukunden gelockt. Doch damit soll bald Schluss sein.
Die Bank stellt zum 1. Dezember ihre Gebührenstruktur um. Gänzlich kostenlos sind die Leistungen von DKB-Cash künftig nur noch für Kunden mit monatlichem Geldeingang von mindestens 700 Euro. Und an Geldautomaten müssen Kunden in Zukunft mindestens 50 Euro abheben.
Gebühren einführen und kostenlose Girokonten abschaffen: Bei den Geldinstituten liegen diese Maßnahmen derzeit im Trend. Zuletzt hatten die Postbank und die Hypo-Vereinsbank diesen Schritt gewagt. Begründet wird das meist mit der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und den anhaltend niedrigen Zinsen, durch die es für Banken immer schwieriger wird, mit den Einlagen ihrer Kunden Geld zu verdienen.
Die Zeitschrift „Finanztest“ beklagte in ihrem neuesten Girokonto-Vergleich schon, dass Gratiskonten „ohne Wenn und Aber“ mittlerweile zur Mangelware werden. Unter den großen Internetbanken ist die DKB nun die erste, die an der Gebührenschraube dreht – ausgerechnet das beliebte weltweit kostenlose Geldabheben soll es nicht mehr für jedermann geben.
Für einige der 3,3 Millionen DKB-Kunden ist die Änderung ein Ärgernis. Doch immerhin, bei der Gestaltung der Gebühren war die Bank kreativ: Statt pauschal von allen Kunden einen fixen Betrag zu verlangen, unterscheidet sie zwei Klassen: die Aktivkunden, die das Konto als Hauptkonto führen, und solche, die sich nur einzelne Vorteile herauspicken und der Bank damit allein Kosten verursachen. Wer Aktivkunde ist, also monatlich einen Geldeingang von mindestens 700 Euro verzeichnen kann, erhält im Vergleich zu heute sogar neue Vorteile – so entfällt etwa die Gebühr von 1,75 Prozent, die bisher für Kartenzahlungen außerhalb der Euro-Zone anfiel.
Wer kein Aktivkunde ist, kann die Kreditkarte künftig nur noch innerhalb der Euro-Zone kostenlos einsetzen. Zudem bekommt er einen schlechteren Dispo-Zins von 7,5 statt 6,9 Prozent. Auch den neuen Service „Kartenkasko ohne Selbstbeteiligung“ gibt es nur für die Aktiven. Falls beim Diebstahl ihrer Karte vor der Sperrung ein Schaden entsteht müssen sie keinen Selbstbehalt mehr zahlen.
Bargeld nur ab 50 Euro
Und – aber das dürfte wohl für die meisten Nutzer zu verschmerzen sein – nur Aktivkunden können ein persönliches Motiv auf ihre DKB-Visa-Card drucken lassen. Kostenpunkt trotz gehobenem Status: 20 Euro.
Mit einer erheblichen Einschränkung müssen dann aber doch alle Kunden umgehen: Ab Dezember können sie an Geldautomaten nur noch Beträge von mindestens 50 Euro abheben. Hintergrund hier: Für Direktbanken ohne eigenes Filialnetz gehören die Auszahlungen an fremden Geldautomaten zu den größten Kostenfaktoren. Andere Banken wie etwa die Fintech-Bank N26 haben deshalb schon die monatliche Anzahl kostenloser Abhebungen begrenzt.
Alle Änderungen treten ab dem 1. Dezember in Kraft. Allerdings: Der Mindestgeldeingang von monatlich 700 Euro greift erst ab dem 1. Dezember 2017. In einer einjährigen Übergangsfrist sollen Bestandskunden also Gelegenheit haben, das DKB-Konto zu testen und – so der implizite Wunsch der Bank – zu ihrem Hauptkonto zu machen.
Die ab 1. November angekündigt. Für das Online-Konto ist eine monatliche Grundgebühr von 1,90 Euro zu zahlen. Ein flexibles Konto mit einem Entgelt von 3,90 Euro gibt es für Kunden, die ihre Bankgeschäfte sowohl online als auch in Filialen abwickeln wollen. Ein Premium-Konto mit umfassenderen Leistungen soll monatlich 9,90 Euro kosten.
KONTEXT
Kostenlose Girokonten
Der Vergleich
Im Folgenden sind die Banken aufgelistet, deren Jahrespreis für ein Girokonto bei null Euro liegen. Weiterhin sind optionale Leistungen aufgelistet, die ein Kunde in Anspruch nehmen kann. Zu den zusätzlichen Leistungen gehören eine beleghafte Überweisung sowie die Jahreskosten für eine Kreditkarte sowie die Höhe des Dispozinses.
Quelle: Stiftung Warentest, September 2016
1822direkt
Konto: GiroSkyline
Beleghafte Überweisung: 1,50 Euro/Überweisung
Kreditkarte: 29,90 Euro/Jahr
Dispozins: 7,43 Prozent/Jahr
Comdirect Bank
Konto: Girokonto
Beleghafte Überweisung: 1,90 Euro/Überweisung
Kreditkarte: kostenlos
Dispozins: 8,95 Prozent/Jahr
Consorsbank
Konto: Girokonto
Beleghafte Überweisung: 2,95 Euro/Überweisung
Kreditkarte: kostenlos
Dispozins: 7,75 Prozent/Jahr
Edekabank
Konto: Edeka-Konto
Beleghafte Überweisung: kostenlos
Kreditkarte: 10,00 Euro/Jahr
Dispozins: 7,34 Prozent/Jahr
ING-Diba
Konto: Girokonto
Beleghafte Überweisung: kostenlos
Kreditkarte: kostenlos
Dispozins: 6,99 Prozent/Jahr
Netbank
Konto: Privatgirokonto
Beleghafte Überweisung: 10,00 Euro/Überweisung
Kreditkarte: 20,00 Euro/Jahr
Dispozins: 8,00 Prozent/Jahr
Norisbank
Konto: Top-Girokonto
Beleghafte Überweisung: keine Angabe
Kreditkarte: kostenlos
Dispozins: 10,85 Prozent/Jahr
PSD Niederbayern-Oberpfalz
Konto: GiroDirekt
Beleghafte Überweisung: kostenlos
Kreditkarte: 20,00 Euro/Jahr
Dispozins: 6,84 Prozent/Jahr
Santander Bank
Konto: 1 2 3 Girokonto
Beleghafte Überweisung: 1,50 Euro/Überweisung
Kreditkarte: kostenlos
Dispozins: 7,49 Prozent/Jahr
Santander Consumer Bank
Konto: Girokonto Kombi
Beleghafte Überweisung: 1,50 Euro/Überweisung
Kreditkarte: kostenlos
Dispozins: 8,05 bis 11,30 Prozent/Jahr
Wüstenrot Bank
Konto: Top Giro
Beleghafte Überweisung: 3,00 Euro/Überweisung
Kreditkarte: 19,00 Euro/Jahr
Dispozins: 10,87 Prozent/Jahr