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Auslandsinvestoren meiden Osteuropa – besonders hart trifft es Russland

Die schwächelnde Weltkonjunktur und die wachsende Unsicherheit auf den Märkten erreicht Osteuropa. Für dieses Jahr erwartet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) deutlich geringe Auslandsinvestitionen in der Region.

Daher prognostizieren die Volkswirte ein niedrigeres Wirtschaftswachstum in den 23 Ländern. „Wir erwarten eine Abschwächung“, sagte WIIW-Wirtschaftswissenschaftler Gabor Hunya an diesem Donnerstag in Wien. Das führt wiederum dazu, dass das Vertrauen westlicher Unternehmen in die osteuropäischen Volkswirtschaften weiter sinken wird, wie die Wiener Ökonomen in einer aktuellen Studie schreiben.

Neben der schwächeren Konjunktur weltweit und in Europa verunsichert auch die protektionistische Politik von US-Präsident Donald Trump die Investoren. Bereits im vergangenen Jahr sind die Investitionen ausländischer Unternehmen in Ost- und Südosteuropa nach Angaben des WIIW auf 13 Prozent zurückgegangen.

2018 flossen laut WIIW-Studie nur noch 70,5 Milliarden Euro an direkten Auslandsinvestitionen in die 23 Länder Osteuropas einschließlich Russland. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 81,6 Milliarden Euro, 2016 sogar fast 100 Milliarden Euro.

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Am härtesten trifft der Rückgang das wirtschaftliche Schwergewicht der Region: Russland. Die Auslandsinvestitionen halbierten sich 2018 im Vergleich zum Vorjahr, wie die am Mittwoch vorgelegte Studie nachweist. Das liegt laut WIIW-Wirtschaftswissenschaftler Hunya vor allem an Sanktionen des Westens aufgrund der völkerrechtswidrigen Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim. Die Strafmaßnahmen führen dazu, dass Importe durch russische Produkte ersetzt werden müssen.

Laut der WIIW-Studie waren die Kapitalabflüsse aus Russland im vergangenen Jahr dreimal so hoch wie die Zuflüsse. Die negative Entwicklung des Schwergewichts habe die Bilanz der ganzen Region negativ beeinflusst.

Investitionsrückgang trifft auch unternehmensfreundliche Staaten

Auch boomende Länder mit niedrigen Löhnen, geringen Steuern, schwachen Gewerkschaften und einer unternehmerfreundlichen Politik wie Ungarn spüren den Negativtrend mittlerweile. Die nachlassende Konjunktur sorgt dafür, dass beispielsweise BMW mit seiner noch zu bauenden Autofabrik in Ungarn zögert.

Der Münchner Autobauer hatte zur Freude des ungarischen Premiers Viktor Orbán noch im Sommer den raschen Bau einer Produktionsstätte für jährlich 150.000 Autos im ostungarischen Debrecen verkündet. Doch angesichts der schwierigen Autokonjunktur lässt sich BMW beim Bau des neuen Werkes für eine Milliarde Euro mehr Zeit als ursprünglich geplant.

Es gebe „intensive Diskussionen“ über den Hochlauf der Fabrik, erfuhr das Handelsblatt aus Konzernkreisen. Der Vorstand ist sich offenbar nicht einig, wie die Strategie angesichts drohender Überkapazitäten aussehen soll. Auch Daimler treibt den Ausbau seines Produktionsstandortes im ungarischen Kecskemét nicht mehr so voran wie geplant. Die neue Fabrik sollte ursprünglich noch Anfang des nächsten Jahrzehnts fertig sein. Jetzt dauert alles angesichts des neuen Kurses des Stuttgarter Autobauers deutlich länger. Deutschland ist in Ungarn der größte Auslandsinvestor.

Ein Hoffnungsschimmer sind die Staaten des Westbalkan. „Serbien und Nordmazedonien, aber auch Albanien ziehen insbesondere ausländische Investoren an“, sagte Ökonom Hunya. Die sechs Länder in Südosteuropa locken mit ihren ausgesprochen niedrigen Löhnen und ihrer verbesserten Infrastruktur mehr ausländische Investoren an als in der Vergangenheit. Unternehmen haben auf dem Westbalkon 2018 dem WIIW zufolge mit einem Plus von 28 Prozent deutlich mehr investiert als im Jahr zuvor.

Insbesondere Serbien ist mittlerweile auf dem Radar internationaler Investoren. So hat einer der größten chinesischen Kupferhersteller, Zijin Mining, den staatlichen serbischen Kupferkonzern RTB Bor für 1,25 Milliarden Euro übernommen. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic treibt die Privatisierung staatlicher Unternehmen seit Jahren voran und versucht die Standortbedingungen zu verbessern.

Besonders der Dienstleistungssektor wächst

Die Untersuchung der WIIW zu den Auslandsinvestitionen spiegelt aber nicht das komplette ökonomische Bild wider. Denn in Ost- und Südosteuropa wächst statt des verarbeitenden Gewerbes insbesondere der wenig kapitalintensive Dienstleistungssektor.

Firmen im Bereich von Forschung und Entwicklung, für Informatik, aber auch in Callcenter boomen in der Region. „Immer mehr Firmen machen nicht-kapitalstarke Investitionen“, sagt Hunja.

Deutsche Unternehmen zählen zu den stärksten Investoren in Osteuropa. In den einzelnen Länderstatistiken weisen bisweilen andere Staaten wie die Niederlande, Luxemburg oder Zypern unter den Topinvestoren ausgewiesen. Doch dahinter verbergen sich oft steuerrechtlich sinnvolle Holdings von Investoren aus Deutschland oder den USA. In der Vergangenheit hatten dagegen vor allem russische Geldgeber über zypriotische Töchter in Osteuropa investiert.

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