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Apples große Service-Wette: Mit Hollywood-Glamour und Journalismus zum Turnaround?

Bald dürfte Apples großes Content-Angebot um eigene Serien und Filme ergänzt werden (Foto: © Apple)
Bald dürfte Apples großes Content-Angebot um eigene Serien und Filme ergänzt werden (Foto: © Apple)

Apple hat ein Problem. Weil die iPhone-Absätze wegbrechen, versucht Konzernchef Tim Cook mit aller Macht die zweistellig wachsende Servicesparte hochzureden. Neue Impulse sollen im März durch zwei neue Erlösströme kommen: ein Streaming-Video-Angebot mit Eigeninhalten und ein Abo-Dienst für Magazine. Allein: Wie viel Aufwärtspotenzial bieten Apple die neuen Services?

Apples Hoffnungsträger für die Zukunft kann sich sehen lassen: Die Servicesparte, die längst zum zweitgrößten Konzernbereich herangewachsen ist und im vergangenen Quartal einen Umsatzzuwachs von 19 Prozent auf 10,9 Milliarden Dollar verbuchen konnte. Erstmals wies Apple beim Geschäft mit iTunes, dem App Store, Apple Music, der iCloud, Apple Care und Lizenzgebühren (wie durch Googles vorinstallierte Suche auf iOS-Geräten) die Gewinnmarge aus, die bei stattlichen 62,8 Prozent liegt.

Allein: Trotz der gesunden Zuwächse macht die Servicesparte weiter nur 13 Prozent der Gesamtumsätze aus. Es braucht also weiter die Fantasie, um sich vorzustellen, wann das Geschäft mit Internetdiensten einmal an den iPhone-Erlösen vorbeiziehen wird.

Tim Cook: “Wir werden an der Welt der Eigeninhalte teilnehmen”

Um die Scheinwerfer weiter auf Apples Zukunft zu lenken, deutete Tim Cook in der anschließenden Telefonkonferenz mit Analysten den erwarteten Einstieg des Techpioniers ins Content-Geschäft an, der als weitere Stärkung des Servicebereichs seit Jahren erwartet wird. “Wir sehen eine große Veränderung im Nutzerverhalten und glauben, dass das sich der Zusammenbruch der gebündelten Kabelinhalte im Jahresverlauf beschleunigt”, erklärte Cook.

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Dann lockte der Apple-Chef mit dem eigenen Vorhaben. “Wir werden an der Welt der Eigeninhalte teilnehmen. Wir haben z.B. eine mehrjährige Partnerschaft mit Oprah Winfrey unterschrieben.” In der vergangenen Woche folgten weitere Hinweise, dass Apple es mit dem Einstieg ins Geschäft mit Streaming-Inhalten ernst meint. Wie CNBC mit Verweis auf gut informierte Kreise berichtet, plant der Techpionier am 25. März eine Keynote, zu der auch Hollywood-Größen wie Jennifer Aniston, Reese Witherspoon oder Jennifer Garner eingeladen sind. Deutlicher könnte der Fingerzeug in Richtung Original Content kaum sein.

Angriff auf Netflix

Für Apple-Kunden könnte die Nachricht erfreulicher kaum sein, denn das Ticket zum großen Film- und Serienvergnügen gibt es für Besitzer eines iPhones, iPads oder der Set-Top-Box Apple TV offenbar zum Nulltarif! Nach Medienberichten dürfte Apple seine Eigeninhalte nämlich in seiner 2016 gestarteten TV-App anbieten, in die bislang die Inhalte aus über iTunes gekaufte oder geliehene Serien oder andere Streaming-Anbieter wie Arte, ZDF u.a. einfließen. Apple bietet seinen Kunden damit einen ähnlichen Mehrwertservice wie Amazon mit seinem Video-Streaming-Angebot Prime, das seit vergangenem Jahr ebenfalls in Apples TV-App einfließt.

Nicht dabei ist dagegen Platzhirsch Netflix, der Apples Streaming-Bemühungen kritisch beäugt und bereits wegen der App Store-Umsatzbeteiligung von 30 bzw. 15 Prozent (ab dem zweiten Jahr) mit dem iKonzern im Clinch liegt. Ob Spartenkanal HBO (“Sex and the City”) dem Lockruf Cupertinos folgt, erscheint ebenfalls noch offen; zugesagt haben sollen dagegen die Seriensender Starz (Lionsgate) und Showtime (CBS).

Verpflichtung von Steven Spielberg, Jennifer Aniston und Reese Witherspoon

Um beim Wettkampf um Content eine bedeutende Rolle zu spielen, soll Apple im vergangenen Jahr für seine Film- und Serienproduktionen mehr als eine Milliarde Dollar die Hand genommen haben. Bis 2022 dürfte das Content-Budget auf 4,2 Milliarden Dollar steigen, mutmaßt Wagnisfinanzierer Loup Ventures. Insgesamt sollen die drei großen digitalen Inhalteproduzenten – Netflix, Amazon und Apple – in diesem Jahr bereits satte 16,5 Milliarden Dollar für Eigeninhalte investieren.

Um sich von Angeboten von Netflix und Amazon abzuheben, hat Apple in den vergangenen zwei Jahren bereits die Crème de la Crème von Hollywood verpflichtet. Steven Spielberg soll an einer Neuauflage seiner “Unglaublichen Geschichten” aus den 80er-Jahren arbeiten, während Jennifer Aniston und Reese Witherspoon für eine Serie über das Frühstücksfernsehen verpflichtet worden sein sollen. Geleitetet und entwickelt werden Apples Serienpläne unterdessen von den Hollywood-Top-Produzenten Jamie Erlicht und Zack Van Amburg, die die Kultserie „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“ entwickelt haben.

Magazin-Abo-Dienst: Launcht Apple das “Netflix für Journalismus”?

Die Wette auf eigenproduzierte Film- und Serieninhalte ist jedoch nicht Apples einziges neues Service-Investment. Seit Apple im vergangenen Jahr überraschend den Magazin-Flatrate-Anbieter Texture übernommen hatte, bei dem etwa die Angebote von Condé Nast, Hearst, Meredith, Rogers Media zu finden sind, köcheln die Gerüchte, dass Apple selbst ein Magazin-Bundle anbieten könnte – ein “Netflix für Journalismus”, das ebenfalls auf der mutmaßlichen Keynote am 25. März enthüllt werden könnte.

Allein: Die Konditionen für Verlage scheinen denkbar ungünstig zu sein. Wie das Wall Street Journal vergangene Woche berichtete, will Apple den Inhalteproduzenten lediglich eine Umsatzbeteiligung von 50 Prozent anbieten. Der Deal wäre deutlich schlechter als die Bedingungen, die der aktuell wieder zweitwertvollste Konzern der Welt Partnern im App Store und iTunes Store anbietet, wo Apple 30 bis 15 Prozent der Erlöse einbehält.

“Apple liebt den Journalismus so sehr, dass sie Verlagshäusern einen Deal anbieten, der noch schlechter als der ist, den die Musikindustrie bekommen hat”, kommentiert Wolfgang Blau, President von Condé Nast International, die Gerüchte ironisch auf Twitter. Allein: Apple kann kraft seiner Marktmacht wieder einmal die Bedingungen diktieren.

Reichen die neuen Investment aus, um anhaltendes Service-Wachstum zu garantieren?

Wie viel die beiden möglichen neuen Dienste am Ende tatsächlich zum Wachstum der Servicesparte beitragen, bleibt abzuwarten. Gerüchten zufolge könnte Apple die Streaming- und Magazin-Inhalte am Ende mit Apple Music zu einem Content Bundle nach dem Vorbild von Amazon Prime verschmelzen, mutmaßte im vergangenen Jahr bereits das Premium-Techportal The Information.

Offenkundig ist, dass sich Apple mit seinen Servicebemühungen anderen Tech- und Internetunternehmen zu nähern versucht, die mit höheren Multiplen an der Börse gehandelt werden: Microsoft, dem unter Satya Nadella geschickt die Transformation zu einem Cloud-Unternehmen und Abonnementanbieter seiner Onlinedienste gelungen ist, Google, das dank seines skalierbaren Werbegeschäfts Traummargen einfährt und Amazon, das dank seines wachsenden Abonnentenstamms des Premium-Dienstes Prime und der boomenden Cloud-Sparte AWS Investoren bei Laune hält.

Der Such-Deal mit Google ist das lukrativste Geschäft der Servicesparte

Zur gern unterschlagenen Wahrheit zählt jedoch auch, dass der eigentliche Margentreiber in der Servicesparte nicht die Internetdienste sind, sondern der Garantiedienst Apple Care und das Lizenzgeschäft, das in erster Linie aus einem Deal mit Internetgigant Google besteht.

Wie Goldman Sachs in der vergangenen Woche vorrechnete, dürfte Apple in diesem Jahr allein 9,5 Milliarden Dollar vom Internetpionier für die Vorinstallation der Google-Suche auf iOS-Geräten erhalten, was bereits 20 Prozent der Servicegesamtumsätze ausmacht. Weiteres Wachstum erscheint angesichts der Dimensionen, die der Google-Deal inzwischen angenommen hat (er soll 2014 noch bei einer Milliarde gelegen haben), eher begrenzt.

Am Ende könnte Tim Cook zudem ausgerechnet das Produkt ein weiteres Servicewachstum vermasseln, von dem er sich mit aller Macht zu emanzipieren versucht – das iPhone. “Das iPhone treibt das Servicegeschäft mit Verzögerung. Wenn Apple nicht mehr so viele iPhones verkauft, wie kann es dann so viele Einheiten von Apple Care verkaufen und Abonnements von Apple Music verkaufen?” warnte zuletzt Hedgefondsmanager Dan Niles.