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Wie Anleger die Trends der Autobranche nutzen können

Elektroautos und autonomes Fahren, Carsharing und Auto-Abo-Modelle: Kaum eine Branche ist so im Wandel begriffen wie die der Mobilität. Die zahlreichen Zukunftsvisionen klingen auch für Anleger nach interessanten Chancen. Doch so einfach ist die Sache nicht.

Börsennotiert sind zum einen die Platzhirsche. Die klassischen Autokonzerne wie zum Beispiel Daimler, BMW und Volkswagen gehen neue Wege, um die Mobilitätstrends aufzugreifen. Börsennotiert sind aber auch die jungen Herausforderer. Dazu gehört der Elektropionier Tesla ebenso wie zum Beispiel die Fahrdienstvermittler Uber und Lyft. Für weiteren Wettbewerbsdruck auf die etablierten Autobauer sorgen Mietwagen-Anbieter wie Sixt mit seinem Flatrate-Modell für das Autoleasing.

Daimler in vielen Depots

Deutsche Anleger vertrauen offensichtlich dennoch auf die großen deutschen Autokonzerne – trotz der Kursverluste in den vergangenen zwölf Monaten. So gehört Daimler zu den beliebtesten Aktien hiesiger Privatanleger. In den Privatanlegerdepots der Consorsbank zumindest war Daimler noch im Februar nach Siemens am häufigsten vertreten. BMW fand sich auf Platz 21, Volkswagen einen Rang dahinter.

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Gemeinsam ist den Aktien der deutschen Autokonzerne, dass sie relativ günstig sind. Daimler und BMW werden nur mit dem 7,2- beziehungsweise 7,4-Fachen der Gewinne bewertet, die Analysten für die kommenden zwölf Monate erwarten, VW sogar nur mit dem 5,4-Fachen. Das liegt deutlich unter dem Schnitt aller Dax-Konzerne, bei denen die Kurse im Schnitt 12,4-mal so hoch sind wie der erwartete Gewinn.

Dabei ist der Trend der deutschen Autokonzerne zu immer neuen Rekordgewinnen zwar gestoppt – sie verdienten im ersten Quartal zum Teil deutlich weniger als vor einem Jahr. Dennoch sind die Autobauer äußerst profitabel. Mit knapp 3,9 Milliarden Euro hat VW im ersten Quartal den höchsten operativen Gewinn aller Dax-Konzerne erwirtschaftet. Auf Platz drei folgt Daimler mit 2,8 Milliarden Euro, BMW liegt mit 589 Millionen Euro im Mittelfeld.

Die Börse spiegelt das nicht wider. In den vergangenen zwölf Monaten sind die Kurse von Daimler und BMW um mehr als 29 Prozent eingebrochen, bei VW sind es knapp 18 Prozent. Die Aktie des ebenfalls profitablen Autovermieters Sixt liegt auf Zwölfmonatssicht zwar im Minus, gewann seit Januar aber 35 Prozent.

Gibt das einen Vorgeschmack auf die Zukunft, in der die etablierten Autobauer das Nachsehen haben und die neuen Player die Straße beherrschen?

Frank Biller sieht das nicht so. „Die deutschen Autokonzerne gehen prinzipiell in die richtige Richtung“, sagt der Autoanalyst der Landesbank Baden-Württemberg, „sie entwickeln sich vor allem mit Blick auf Elektroautos weiter. Hier gibt es durchaus Potenzial.“

Schwer wiegt für die Autokonzerne aber aktuell das, was Investoren „geopolitische Risiken“ nennen. Dazu gehören die Ängste vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China, die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Einfuhrzölle auf europäische Autos und der Brexit. „All diese Themen dürften die Aktien der Autokonzerne noch länger belasten“, fürchtet Biller.

Teure Projekte der Autobauer

Dazu kommt, dass die Autobauer für Investitionen etwa in alternative Antriebstechniken und autonomes Fahren Milliarden ausgeben. „Genau das zehrt an den Margen der Konzerne“, erklärt Biller.

Das gilt aber nicht nur für deutsche und europäische angestammte Autobauer, sondern auch für etablierte japanische Hersteller wie den Autoriesen Toyota, der vor allem in der Hybridtechnologie die Nase vorn hat. In den USA ist General Motors (GM) beim Thema Zukunftstechnologien weiter als Ford.

Im Silicon Valley hat GM mit „Cruise“ eine Tochter für autonomes Fahren gegründet, in die auch Softbank und Honda investiert haben. Doch das Projekt ist teuer. GM-Chefin Mary Barra rechnet damit, dass Cruise eine Milliarde pro Jahr kosten wird. Auch die Elektroautos werden laut Barra erst Anfang des kommenden Jahrzehnts profitabel sein.

Die mangelnde Profitabilität ist genau das Problem der Vorreiter in der neuen mobilen Welt. Ob Tesla, Uber oder Lyft – sie alle schreiben Verluste.

Das macht sich jetzt auch an der Börse bemerkbar. Die Tesla-Aktie, deren Wert sich von Anfang Mai 2013 bis Mitte Juni 2017 verelffacht hat, verlor seit Januar über 40 Prozent. Im ersten Quartal machte Tesla rund 700 Millionen Dollar Verlust. Wenn das so weitergeht, bleiben Tesla laut Konzernchef Elon Musk nur noch zehn Monate, bis die 2,4 Milliarden Dollar aus der jüngsten Kapitalerhöhung aufgezehrt sind.

An der Börse macht Tesla außerdem zu schaffen, dass Investoren nach zwei tödlichen Unfällen mit Teslas Fahrassistent „Autopilot“ die Zukunft des Elektrokonzerns skeptischer sehen.

Auch die Börsenneulinge Uber und Lyft werden an der Wall Street kritisch gesehen. Beide Firmen dürften laut Analysten noch jahrelang defizitär sein. Im ersten Quartal machten die Fahrdienstvermittler jeweils rund eine Milliarde Dollar Verlust. Finanziert durch Risikokapitalgeber, sind sie extrem gewachsen, und die Bewertung schnellte hoch.

Seit der Erstnotiz an der Börse Ende März hat die Lyft-Aktie jedoch gut ein Viertel an Wert verloren. Die Uber-Aktie liegt seit dem Börsengang vor zwei Wochen nur noch leicht im Minus, hatte an den ersten beiden Handelstagen aber 17,5 Prozent nachgegeben.

„Zukunft des Transports“

Um Geld zu verdienen, hoffen Uber und Lyft auf das Segment des autonomen Fahrens. Seit 2016 hat Uber in die entsprechende Sparte gut 1,1 Milliarden Dollar investiert. Für Uber ist autonomes Fahren „die Zukunft des Transports“. Sobald die Autos keine Fahrer mehr bräuchten, würden viele Verbraucher auf ihr eigenes Fahrzeug verzichten und nur noch auf Dienste wie Uber setzen. Auch Lyft setzt auf die Technologie des autonomen Fahrens, um profitabel zu werden.

Zukunftsvisionen wie diese sind spannend – brauchen aber lange, bis sie sich möglicherweise positiv in den Bilanzen widerspiegeln. Investments in Tesla, Uber, Lyft und Co. sind damit noch spekulativer als solche in etablierte Autobauer. Auch die stehen vor Herausforderungen, verdienen aber immerhin Geld.

Für Anleger erschwerend kommt hinzu, dass es keine Fonds gibt, die gezielt auf die Transformation der Autobranche setzen und so das Risiko auf verschiedene Unternehmen – klassische Autokonzerne und Vertreter der neuen mobilen Welt – streuen. Laut Fondsratingagentur Morningstar gibt es nur einige börsengehandelte Indexfonds für europäische Autokonzerne und ihre Zulieferer.

In diesen sogenannten ETFs entfallen über 40 Prozent der Gewichtung auf Daimler, VW und BMW. Von daher sind auch diese Fonds eine Wette auf wenige etablierte Unternehmen in einer Branche voller Veränderungen.

Mehr: Die Aktien der großen Automobilkonzerne sind so günstig wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch raten Analysten zur Vorsicht. Warum Autoaktien nur etwas für mutige Anleger sind.