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Allianz-Chef Bäte sieht Immobilien-Einbruch als große Chance

(Bloomberg) -- Oliver Bäte will das Asset-Management-Geschäft der Allianz SE durch ein stärkeres Vordringen in den Bereich der alternativen Anlagen stärken. Viele Chancen sieht der Chef des größten deutschen Versicherers im derzeit arg gebeutelten Immobiliensektor, wie er in einem Interview mit Bloomberg sagte. Er verriet auch, dass sich die Kundengelder bei der Fondstochter Pimco stabilisiert haben, im Versicherungsgeschäft mit keinen großen Übernahmen zu rechnen ist und er die Allianz-Aktie für unterbewertet hält.

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“Wichtig ist nachhaltiges Wachstum in unseren neuen Produkten, insbesondere alternative Anlagen wie Immobilien”, erklärte Bäte. “Der aktuelle Abschwung am Immobilienmarkt ist eine Chance für unsere Fonds.” Vielerorts sinken die Preise wegen der stark gestiegenen Zinsen.

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Für die Allianz böten alternative Strategien den Vorteil, dass es dort weniger Schwankungen bei den angelegten Geldern gebe. Zudem winke eine bessere Marge. “Über den Zyklus gerechnet sind alternative Angebote für einen Asset-Manager viel attraktiver”, sagte Bäte.

Die Allianz sichert sich mit dem Asset Management, das neben Pimco auch aus Allianz Global Investors (AGI) besteht, zusätzlich zum Versicherungsgeschäft eine relativ stabile Ertragsquelle. Ende März verwaltete der Konzern fast 1,7 Billionen Euro an Geldern externer Kunden, wofür er Gebühren kassiert. Der Kollaps einiger von AGI angebotener Hedgefonds führte unlängst allerdings auch zu Milliarden-Belastungen. Zudem litt Pimco im vergangenen Jahr unter Abflüssen in Folge des globalen Bonds-Ausverkaufs.

Die Allianz-Aktie legte am Freitag zu und notierte im frühen Frankfurter Handel 0,7% höher.

Bäte zufolge werden derzeit viele alternative Assets verkauft, unter anderem Immobilien. In den USA geschehe dies in einigen Ecken des Marktes schon in Panik. Das sei typischerweise ein Zeichen dafür, dass man bald wieder billig kaufen könne.

Besonders den Markt für Gewerbeimmobilien hält Bäte für überverkauft. “Es gibt natürlich sehr alte, nicht besonders gut bewirtschaftete Immobilien, die auch dauerhaft ein Problem haben werden”, sagte Bäte. “Aber auch bei AAA-Immobilien in Top-Lagen schauen die Leute kritischer hin, und das ist totaler Unsinn.” Wann der Boden bei Preisen erreicht sei, lasse sich im Moment noch nicht sagen.

Die Schnäppchenjagd gehe allerdings bereits los. “Es gibt Firmen, auch in Deutschland, die sehr viel Stress haben, weil sie sehr hohe Fremdkapital-Belastungen haben, und dort findet man schon heute die ein oder andere Chance”, erklärte der Manager.

Mit Blick auf die Kundengelder bei Pimco, einem traditionell vor allem in Anleihen investierten Fondsmanager, verbreitete Bäte vorsichtigen Optimismus. “Die Pimco-Flows haben sich stabilisiert, wackeln aber noch”, sagte er. “Wir sind jetzt noch nicht in einer Phase hoher Zuwächse angekommen. Das wird noch dauern.”

Bond-Investments leiden derzeit unter schnell steigenden Zinsen. “Der Markt hat ja immer zu früh gesagt, das hört jetzt auf mit den Zinssteigerungen, und dann ist es doch überraschend weitergegangen”, sagte Bäte.

Er bezeichnete es als erstaunlich, dass die generelle Annahme sei, dass die Bonds-Flows mit einem Zinshoch zurückkommen müssten. “Es ist aber die Frage, wie viel geht in passive Angebote, und was geht in aktive Strategien rein”, sagte Bäte “Wir müssen zusehen, dass wir attraktiv bleiben.”

Bäte signalisierte, dass er voll und ganz hinter AGI steht, trotz des Debakels mit den Hedgefonds in den USA. Wegen des Vorfalls hätten offenbar einige bei der Allianz die Notwendigkeit gesehen, etwas mit AGI zu machen. Das Telefon habe sehr häufig geklingelt. “Doch es gibt keine Notwendigkeit”, sagte Bäte. “Die haben alle vergessen, wie widerstandsfähig sowohl das Kundenfranchise als auch die Profitablität der AGI ist.”

Auch halte er AGI nicht für einen zu kleinen Anbieter. “Dass man nicht unter einer Billion Euro Assets bestehen kann, ist absoluter Unsinn. Es kommt nur darauf an, dass man eine starke Profitablitätsstruktur hat”, sagte Bäte. AGI habe absolut eine Chance als eigenständiger Asset-Manager.

Auf der Versicherungsseite nahm er Spekulationen auf größere M&A-Transaktionen ebenfalls den Wind aus den Segeln. “Größere M&A-Transaktionen sind seltener erfolgreich. Und es müssten sich auch größere, interessante Übernahmeziele bieten. Ich habe keine gesehen”, sagte Bäte.

Nachholbedarf sieht er aber beim Aktienkurs der Allianz. Der fehlende Schwung an der Börse gehe auf den Ukraine-Krieg, die Hedgefonds-Implosionen und sicher auch auf die Frage zurück, wie es mit Deutschland und dem deutschen Geschäftsmodell weitergehe.

“Der wahre Wert der Allianz-Aktie ist ziemlich weit nördlich von dem, wo wir heute stehen”, sagte Bäte.

Überschrift des Artikels im Original:Allianz Says Pimco Flows Shaky as Investors Grapple With Rates

(Neu: Aktienkurs im 5. Absatz)

©2023 Bloomberg L.P.