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AKTIE IM FOKUS: Frisches Anlegergeld macht Tui nicht wertvoller

FRANKFURT (dpa-AFX) -Trotz einer wachsenden Reiselust nach der Corona-Krise kommt der Aktienkurs des Touristikkonzerns Tui DE000TUAG505 immer mehr unter die Räder. Im Zuge einer längst angekündigten Kapitalerhöhung zur Rückzahlung der Staatshilfen ging es für die Papiere am Dienstag auf ein Rekordtief von 5,836 Euro nach unten. Das frische Geld von Anlegern wurde in den vergangenen Wochen praktisch pulverisiert.

Mit der Ausgabe von rund 329 Millionen neuen Aktien holte Tui einem Sprecher zufolge wie geplant 1,8 Milliarden Euro herein. Die letzten rund neun Prozent dieser Papiere wurde das Reiseunternehmen am Dienstag erst mit einer sogenannten Rumpfplatzierung los - zu 5,60 Euro pro Stück. An Börse wurden die alten Papiere am Nachmittag zuletzt mit 6,41 Euro wieder über der Marke von 6 Euro gehandelt. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren hatte der Kurs nach Bloomberg-Angaben bereinigt um die diversen Kapitalmaßnahmen noch bei mehr als 60 Euro gelegen.

Rechnet man den Wert der künftig etwas mehr als einer halben Milliarde Aktien zusammen, wird der Tui-Konzern an der Börse jetzt insgesamt mit etwas knapp 3,3 Milliarden Euro bewertet. Das ist praktisch genauso viel wie Anfang Dezember, bevor Tui die jetzt abgeschlossene Kapitalerhöhung angekündigt hatte. Dieser ging zudem eine Zusammenlegung der bisherigen Aktien im Verhältnis zehn zu eins voraus: Wer vorher zehn Aktien besaß, hatte danach nur noch eine. Vor fünf Jahren war der Konzern noch knapp zwölf Milliarden Euro wert; vor der Corona-Pandemie Ende 2019 waren es noch rund sieben Milliarden Euro.

Kapitalerhöhungen sind für Tui-Aktionäre inzwischen nichts Neues mehr. Schließlich war die jetzige schon die vierte seit Beginn der Corona-Krise. Da hatten die Reisebeschränkungen infolge der Pandemie das Reisegeschäft zeitweise vollständig zum Erliegen gebracht, und der deutsche Staat rettete den Reiseriesen mit Finanzspritzen in Milliardenhöhe vor dem Untergang.

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Inzwischen läuft das Geschäft mit dem Urlaub wieder, und mit dem Geld aus der jetzigen Kapitalerhöhung will Tui die letzten Hilfsgelder zurückzahlen. Dadurch soll der hauseigene Schuldenberg und damit auch die künftige Zinslast deutlich schrumpfen.

Branchenexperte Jamie Rollo von der Investmentbank Morgan Stanley riet Anlegern allerdings vergangene Woche, die Tui-Aktien weiterhin zu meiden. Sein Kollege Oliver Wojahn von Alsterresearch wertete den jüngsten Kursverfall hingegen als Gelegenheit zum Einstieg. Er schreibt den Papieren ein Kursziel von 18 Euro zu. Dazu müsste sich der Kurs aus jetziger Sicht in etwa verdreifachen.

Eine Krux bei der Kapitalbeschaffung war diesmal der Ausschluss des langjährigen Tui-Großaktionärs Alexej Mordaschow, dem vor der Kapitalerhöhung noch etwas mehr als 30 Prozent der Tui-Aktien zugerechnet werden. An früheren Kapitalmaßnahmen hatte sich der russische Oligarch maßgeblich beteiligt und damit zur Rettung des Konzerns während der Pandemie beigetragen.

Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine darf er jedoch nicht mehr bei Tui investieren. Denn die EU hatte Mordaschow Ende Februar 2022 auf ihre Sanktionsliste genommen. Laut Stimmrechtsmitteilungen hat er den Löwenanteil seiner Aktien über eine Beteiligungsgesellschaft an seine Ehefrau Marina Mordaschowa übertragen.

Nach Angaben von Tui ist diese Übertragung aber "schwebend unwirksam" - weil das Bundeswirtschaftsministerium vor gut einem Jahr ein Prüfverfahren nach dem Außenwirtschaftsgesetz eingeleitet hat. Durch die Kapitalerhöhung sinkt der Anteil des russischen Investors signifikant.

Die Tui-Führung versuchte die Bedenken der Anleger Anfang April mit der Nachricht zu zerstreuen, dass sie sich selbst an der Kapitalerhöhung beteiligt. Die Vorstandsmitglieder haben ihre Bezugsrechte demnach vollständig ausgeübt. Aufsichtsratschef Dieter Zetsche zeichnete den Angaben zufolge 8600 neue Aktien, und er sei mit rund 28 800 Aktien bereits der größte Aktionär aller Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat.