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Abi-Prüfungen finden bundesweit statt – trotz Streits zwischen den Ländern

Schleswig-Holstein ist mit dem Plan vorgeprescht, die Abi-Prüfungen abzusagen. Eine Schalte der Kultusminister später ist klar: Eine Absage sei zum jetzigen Zeitpunkt „nicht notwendig“.

Die Klausuren werden stattfinden. Foto: dpa
Die Klausuren werden stattfinden. Foto: dpa

Das Abitur des Jahres 2020 drohte kurzzeitig im föderalen Durcheinander unterzugehen. Und das obwohl die Kultusminister noch vor kurzem wieder einmal versprochen hatten, die Prüfungen zu vereinheitlichen.

Doch in der Coronakrise läuft alles auseinander: In einigen Ländern laufen die Prüfungen schon wie geplant, in anderen wurden sie um mehrere Wochen verschoben. Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien (CDU) verkündete am Dienstag, man wolle die Prüfung ganz ausfallen lassen.

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Ihre Kollegen zeigten sich überrascht und vereinbarten für den nächsten Tag eine Krisen-Telefonschalte. Und rauften sich tatsächlich in nicht einmal zwei Stunden zusammen: Die Prüfungen finden auf jeden Fall statt, lautet der einstimmige Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK). Eine Absage sei zum jetzigen Zeitpunkt „nicht notwendig“. Kein Schüler soll einen Nachteil aufgrund der Ausnahmesituation erleiden.

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KMK-Präsidentin Stefanie Hubig zeigte sich „stolz“ auf die Einigung von diesem Mittwoch, „die noch heute früh wohl kaum jemand für möglich gehalten hat“. „Damit haben wir gezeigt, dass der Staat und das Bildungswesen auch in der Krise funktioniert“, sagte die Sozialdemokratin.

„Wir brauchen Einheitlichkeit, Fairness und gerechte Bedingungen für alle Schüler. Der Beschluss zeigt, dass wir Länder in der Lage sind, im Sinne eines kooperativen Föderalismus uns auf abgestimmte und geregelte Verfahren zu einigen“, fügte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hinzu. Sie sei daher „froh, dass Schleswig-Holstein von seinen bisherigen Plänen abgewichen ist“.

Zweifel am Föderalismus

An dem Durcheinander, das sich zuvor angedeutet hatte, hatte es heftige Kritik gegeben. Vor allem Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, zeigte sich erbost: Nachdem die Länder vor kurzem vereinbart hatten, auch Corona-Abiture, also aus den Vornoten gewertete Prüfungen, gegenseitig anzuerkennen, mache nun jedes Land „mit diesem Freibrief in der Tasche“, was es wolle.

„Eine KMK, die so ihre Unfähigkeit in Krisenzeiten beweist, kann man gleich auflösen“, donnerte der bayerische Gymnasialrektor. Er sei immer ein Anhänger des Bildungsföderalismus gewesen, aber jetzt komme er ins Grübeln.

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Auch der Bundeselternrat hatte die Länder aufgefordert, eine einheitliche Linie zu finden. „Wir Eltern appellieren dringend an die Kultusminister: Einigt euch untereinander, damit in diesem Jahr trotz Corona das Abitur in den unterschiedlichen Bundesländern einigermaßen vergleichbar ist“, sagte der Vorsitzende Stephan Wassmuth. „Es wäre nicht hinnehmbar, wenn es in den einen Ländern richtige Abiturprüfungen gibt, in anderen aber nicht.“

Der Kieler Bildungsforscher Olaf Köller hatte die geplante Absage in Schleswig-Holstein als „Bankrotterklärung der Schulen in punkto Digitalisierung“ bezeichnet.

Es sei durchaus möglich, mündliche Onlineprüfungen durchzuführen, sagte der Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik der „Zeit“. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel über die digitale Schule geredet, aber wenig dafür getan. Das rächt sich nun“, so der Bildungsforscher.

Ersatztermin oder wie geplant

Das Abitur kann nach dem KMK-Beschluss nun entweder zum geplanten Termin oder zu einem Nachholtermin bis Ende des Schuljahres angesetzt werden – zumindest soweit der Infektionsschutz dies zulässt. Dabei können die Prüfungen auch in den aktuell bundesweit geschlossenen Schulen stattfinden – sofern es keine entgegenstehenden Landesregelungen gibt. Und alle Schüler müssen ausreichend Zeit zur Vorbereitung erhalten.

Für die Schüler sei „besonders wichtig, dass sie jetzt Planungssicherheit haben, gleichzeitig steht ihre Gesundheit für uns an erster Stelle“, sagte Hubig. Es gelte auch weiterhin, dass die Länder alle Abschlüsse gegenseitig anerkennen werden. Man habe sich zudem darauf geeinigt, die Zulassungstermine der Hochschulen so zu regeln, dass auch die Schüler, die ihr Abitur nun etwas später ablegen, keine Probleme haben, das Wintersemester zu beginnen.

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Die Reifezeugnisse werden nun 2020 allerdings wieder etwas weniger vergleichbar als in den Vorjahren. Denn die Länder „können ausnahmsweise auf zentrale Elemente aus dem Abituraufgabenpool verzichten und diese durch dezentrale Elemente ersetzen“, vereinbarten die Kultusminister.

Seit einigen Jahren gibt es einen gemeinsamen Aufgabenpool, den ein Institut für die KMK erarbeitet. Allerdings haben die Länder große Freiheiten, in welchem Umfang sie sich daraus bedienen – das wurde bisher auch nicht explizit erfasst.

Damit ist das weitere Auseinanderdriften fürs Erste gestoppt. Bisher hatte Hessen wie geplant in der vergangenen Woche die Prüfungen gestartet. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) entschied, den Schülern die Gelegenheit zu geben, nach der Vorbereitung auch fristgerecht in die Prüfung zu gehen.

In den Prüfungssälen sitzen die Schüler weit voneinander entfernt, auf dem Schulhof müssen sie den üblichen anderthalb-Meter-Corona-Abstand halten. Wer sich im Coronastress der Prüfung nicht gewachsen fühlt, darf ohne weitere Begründung auf den Nachschreibtermin ausweichen.

In Rheinland-Pfalz, das als einziges Land ein „achteinhalbjähriges Gymnasium“ hat, waren die schriftlichen Tests schon Ende Januar erledigt – also in Vor-Corona-Zeiten. Derzeit laufen dort schon die mündlichen Prüfungen. Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen haben den Abiturtermin um einige Wochen verschoben.

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