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Dieser 43-jährige deutsche Krypto-Pionier lebt auf einer US-Ranch mit Dino-Skeletten und ersteigerte die berühmte Uhr aus der Titanic

Patrick Gruhn, der deutsche Krypto-Pionier lebt auf einer Ranch in den USA mit urzeitlichen Skeletten, alten Büchern und einer berühmten Uhr aus der Titanic. - Copyright: Patrick Gruhn, Getty Images / David Keaton, Karyna Melnyk, Collage: Business Insider
Patrick Gruhn, der deutsche Krypto-Pionier lebt auf einer Ranch in den USA mit urzeitlichen Skeletten, alten Büchern und einer berühmten Uhr aus der Titanic. - Copyright: Patrick Gruhn, Getty Images / David Keaton, Karyna Melnyk, Collage: Business Insider

Wer mit Patrick Gruhn zum Video-Call verabredet ist, den erwarten sehr unterschiedliche Ausblicke. Als ich mit dem deutschen Krypto-Pionier auf seiner Ranch in den USA sprach, fiel der weite Blick bis in die Berge Oregons. Beim nächsten Gespräch schlugen hinter Gruhn die Wellen des Pazifik an die Küste bei Yachats. Der 43-jährige Multi-Unternehmer, Jurist und Programmierer aus Laatzen bei Hannover hat sein Glück im Westen der USA gefunden.

Von dort plant Gruhn derzeit sein Comeback in Europa. 2021 hatte er seine Firma Digital Assets für 320 Millionen Dollar an Sam Bankman-Frieds Krypto-Börse FTX verkauft. Nach deren spektakulärem Crash kaufte Gruhn mit Partnern FTX Europe für eine Zehntel zurück. Noch in diesem Jahr will Gruhn mit neuen Angeboten die Krypto-Szene in Europa aufmischen. Mehr dazu findet ihr in diesem Artikel.

Doch Patrick Gruhn hat mehr Facetten als seine Leidenschaft für Krypto. Er ist Software-Entwickler, der sich das Programmieren als Kind auf dem C64 selbst beibrachte. Er ist Seriengründer, der seine erste Firma mit 18 gründete, um sein Studium zu finanzieren. Er überlegte Philosophie oder Theoretische Pysik zu studieren, entschied sich aber für Jura, „weil ich herausfinden wollte, was ich darf und was nicht.“ Gruhn geht Dingen gern auf den Grund.

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Seit 2016 lebt Gruhn mit seiner Frau Maren, die er seit der Schulzeit in Hannover kennt, und mehreren Kindern in den USA. Sie zogen ins ländliche Oregon auf eine weitläufige Ranch. Er liebe und brauche die Ruhe, sagt Gruhn. Zur Ranch gehören Pferde, Hunde, Katzen, Mini-Schweine, Ziegen, Hühner und Enten. Auf 360 Hektar leben dort aber auch Berglöwen, Schwarzbären, Präriewölfe, Rehe und Hirsche.

Krypro-Hype und Landleben. Gruhn vermittelt im Gespräch den Eindruck, dass beides zu ihm passt. Er ist ein unruhiger, begeisterungsfähiger Geist, der schnell denkt und ebenso schnell spricht, aber auch ein ruhesuchender Mensch, der das Nachdenken in Ruhe liebt.

Saurier-Skelette und Gesetzbücher aus dem Mittelalter

Umgeben ist er dabei neben seiner Familie und vielen Tieren auch von sehr besonderen Bewohnern: Denn Gruhn sammelt prähistorische Skelette.

 - Copyright: Patrick Gruhn
- Copyright: Patrick Gruhn

„Es gibt hier in Yachats einen Laden mit Mineralien und Fossilien. Über den Besitzer bin ich darauf aufmerksam geworden, was man alles kaufen kann", erzählt Gruhn. „Das fand ich total überraschend“. Gruhn kaufte kleinere prähistorische Skelette-Teile.

„Ich habe dann herausgefunden, dass gute Stücke auch eine gute Wertsteigerung versprechen“, sagt Gruhn. „Für mich ist das also gleichzeitig auch eine Anlage im Sinne der Diversifizierung. Es ist eine sehr gute Anlage, von der wir zudem noch mehr haben, als wenn jetzt ein Goldstück im Banktresor liegen würde.“ Statt dessen stellt er Skelette eines Edmontosaurus und eines Eiszeit-Höhlenbärs aus. Zur Sammlung gehören auch die Schädel eines Mosasaurus und eines Wollnashorns.

„Mit dem gleichen Gedanken habe ich auch einige sehr alte Bücher aus dem Mittelalter gekauft, vor allem juristische Codizes", sagt Gruhn. „Ich mag solche originalen Dinge aus der Vergangenheit.“

Die Uhr des reichsten Passagiers der Titanic

Womit wir bei der Uhr von John Jacob Astor IV. wären, dem reichsten Passagier der Titanic. Astor trug die goldene Taschenuhr mit seinen Initialen bei sich, als er nach dem Untergang der Titanic 1912 tot aus dem eiskalten Ozean geborgen wurde. „Meine Frau und ich sind seit 1997 als der Titanic-Film in die Kinos kam, fasziniert von der Ära und der Geschichte. Ich war dann sehr froh, dass ich diese Uhr ersteigern konnte“, erzählt Patrick Gruhn. Den Zuschlag bekam er für umgerechnet 1,4 Millionen Euro. „Bei der Uhr kommt hinzu, dass wir sie anders als die empfindlichen Skelette oder Folianten auch der Öffentlichkeit zugänglich machen können. Möglichst viele Menschen sollen sie sehen können.“

Patrick Gruhn und der katholische Sender K-TV

Zu Gruhn gehört zudem die Religion. Erste Berührungspunkte zum Glauben hatte er als Kind über eine katholische Großmutter. Tiefer eingestiegen sei er aber über grundsätzliche Fragen im Jurastudium, erzählt Gruhn. „Mich hat der Ansatz des Rechtspositivismus nicht überzeugt“, erinnert er sich. „So bin ich auf das Naturrecht gestoßen, auf Denker wie Thomas von Aquin, den Heiligen des Alltags. In Hannover bin ich dann fast täglich bei Franziskanern in die Messe gegangen.“

Gruhn kam in Kontakt zu dem gemeinnützigen katholischen Fernsehsender K-TV, der Gottesdienste überträgt und zu dessen Gründer-Pfarrer Hans Buschor. Als K-TV in Schwierigkeiten geriet, rief das den Problemlöser in Gruhn auf den Plan: „Wir haben K-TV gerettet. Kabel Deutschland hatte K-TV mit sehr günstigen Gebühren auf die Plattform gelockt. Als dann die Kosten für die Einspeisung ins Netz drastisch angehoben wurden, stand der Sender vor dem Aus.“

Gruhn progammierte und baute selbst eine eigene Settop-Box, die K-TV unabhängig machte. Aber „es gab noch viele andere Probleme." Er löste den Sender aus dem Trägerverein. „Dafür habe ich viel privates Geld aufgenommen, sogar mit Hilfe einer Bürgschaft auf das Haus meiner Eltern.“

Gruhn stellte die Übertragung der Gottesdienste komplett um. „Statt teurer Ü-Wagen haben wir in vielen Kirchen kleine Kameras installiert, die über eine zentrale Regie gesteuert werden können. Das habe ich immer alles selbst programmiert. So konnten wir eine Kirche für 5.000 Euro live-fähig machen.“ Finanziert wird der Sendebetrieb komplett aus Spenden.

„Ich bin liberal-konservativ“ - aber was heißt das?

Patrick Gruhn sagt von sich: „Ich bin liberal-konservativ": „Im Grundsatz sehe ich den Staat als ein notwendiges Übel. Beide Komponenten sind wichtig: Der Staat ist notwendig, aber am Ende ist er ein Übel. Es gibt viele gute Gründe dem Staat gegenüber skeptisch zu sein.“

Mit dem Konservativismus komme eine wichtige Komponente hinzu: „Konservativ zu sein, heißt für mich, dass ich anerkenne, dass Menschen in einer Gesellschaft leben, in der Geschichte, Kultur, gelernte Umgangsformen Realität sind. Der einzelne Mensch ist nicht einfach für sich da, sondern er ist eingebunden. Woher kommt der Mensch? Das kann man nicht einfach vergessen oder sogar leugnen.“

Gruhn zitiert Kant, dessen „Mataphysik der Sitten“ er als Jugendlicher gelesen habe: „Alles Recht ist auch Gewalt“. Recht sei notwendig: „Aber man sollte immer bedenken, dass es Menschen auch in ihrer Freiheit beschränkt.“ Als Jurist, der sich früh auf regulatorische Fragen rund um Krypto spezialisierte, sieht er Verbindungen auch zu diesem vergleichsweise wenig regulierten Markt. „Manchmal muss Recht die Menschen vor anderen Menschen schützen. Manchmal muss das Recht die Menschen auch vor sich selbst schützen", sagt er. Denn Gelegenheit macht Diebe, wie der Fall FTX zeige. Gruhn: „Mit Regulierung wäre Sam Bankman-Fried heute nicht im Gefängnis.“