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Warum der ÖPNV mit den großen Tech-Firmen zusammenarbeiten sollte

Online Tickets sind im Nahverkehr oft immer noch schwer zu bekommen. - Copyright: Getty Images / Maja Hitij
Online Tickets sind im Nahverkehr oft immer noch schwer zu bekommen. - Copyright: Getty Images / Maja Hitij

Das Deutschlandticket hat gezeigt, dass man den öffentlichen Nahverkehr vor allem mit zwei Maßnahmen schnell populär machen kann: Zum einen muss der Preis stimmen, zum anderen muss es einfach sein, das Ticket zu erwerben. Sind diese beiden Hürden beseitigt, überlegen mehr Menschen auf den Nahverkehr umzusteigen und ihr Auto stehenzulassen. Positive Nebeneffekte bestehen für viele Städte vor allem aus dem dadurch reduzierten Autoverkehr und geringeren Emissionen. Doch leider ist nur das Deutschlandticket so einfach zu erwerben.

Die Bedienbarkeit der unterschiedlichen Apps im ÖPNV ist unterschiedlich gut. Manche setzen auf externe Dienstleister, die den Bezahlvorgang einfach gestalten. Die Stadt Nürnberg hat ein solches System. In Cottbus muss man stattdessen ein ganzes Profil anlegen. Inklusive Geburtsdatum. Warum eine App eine Adresse und ein Geburtsdatum haben will, nur weil man für drei Euro ein Ticket kaufen will, erschließt sich wohl niemandem. Schließlich fragt auch niemand an der Kasse im Supermarkt, wann man geboren wurde, wenn man seine Einkäufe mit der Karte bezahlt.

Das Drama um das E-Ticket

Der Nahverkehr tut sich erstaunlich schwer, wenn es um moderne Bezahlmethoden geht. Das ist schon fast traditionell so. So hatte man schon Anfang der 2000er-Jahre die gute Idee, dass man ein E-Ticket für alle ÖPNV einführen möchte. Egal, in welcher Region man ist und wo man einen Fahrschein kaufen möchte – es sollte nur eine Anwendung für alles geben. Die Einführung scheitert aber bis heute an Zuständigkeitsgerangel und der Frage, wie man die technische Dienstleistung anbieten will.

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Dabei gibt es durchaus eine einfache Lösung. Sowohl Google als auch Apple bieten digitale Bezahlsysteme an. Dazu kommen Anbieter wie PayPal, Klarna oder Giropay. Eigentlich sollte es im Sinne der Nahverkehrsbetreiber sein, den Bezahlvorgang für ein Ticket möglichst einfach zu gestalten. Aber oft vermisst man die einfachen Bezahloptionen in den Apps.

Dabei geht es durchaus anders, wie die Stadt Paris zeigt. Die bieten nicht nur Apple Pay und andere Systeme an. Demnächst kann man das gekaufte Ticket statt in einer App auch direkt in der Apple Wallet speichern. Nach mehreren Verzögerungen haben Apple und die Pariser Verkehrsbetriebe die Unterstützung für Pariser Fahrscheine in der Apple Wallet eingeführt. Das bedeutet, dass man jetzt sein iPhone oder seine Apple Watch als Navigo-Pass verwenden kann, um mit der Metro, dem Zug, der Straßenbahn oder dem Bus zu fahren. Mit Android geht das sogar schon länger.

Große Bezahldienstleister haben Lösungen

Die Verkehrsbetriebe setzen dabei auf eine „Tap to Ride“ Funktion. Dafür muss man sein Telefon nicht mal mehr entsperren. Wählt man in der Navigo-App den Express-Modus, muss man das Telefon nur noch an das Lesegerät halten und das Ticket wird automatisch gelöst. Das klingt schon sehr fortschrittlich, aber neu sind solche Systeme nicht. Malta setzt schon seit Jahren auf ein ähnliches System, allerdings ohne eine eigene App.

Warum das bei den deutschen Verkehrsbetrieben nicht geht, lässt sich einfach beantworten. Weil der ÖPNV vielerorts lange nur als lästiges Stiefkind behandelt wurde, hat man versäumt, die nötigen Investitionen in die Digitalisierung zu unternehmen. Und während man gleichzeitig intelligente Parkraumsysteme für den Autoverkehr eingeführt hat, hinkt der ÖPNV hinterher. Die Folge ist, dass mancher ÖPNV technisch noch auf dem Stand der 90er-Jahre ist und ausgedruckte Tickets eher den Standard als die Ausnahme darstellen.

Auch wenn Datenschutzbedenken in vielen Behörden eine Zusammenarbeit mit großen Anbietern wie Apple oder Google verhindern: beide Unternehmen haben gezeigt, dass sie Lösungen für die strengen Vorschriften in der EU anbieten können. Es wird Zeit, dass die Anbieter des Nahverkehrs auf die Bezahl-Lösungen der Tech-Giganten zurückgreifen. Sonst warten wir noch weitere 20 Jahre darauf, dass eine Kommission sich für den technischen Standard eines E-Tickets entscheidet.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.