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Ölpreissturz und Corona bringen Börsen zum Beben: Dax schließt fast acht Prozent im Minus

Der Dax sackt auf fast 10.600 Punkte ab. Die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank leiden besonders unter der Coronakrise und dem Ölpreissturz.

Der Dax steuert auf seinen größten Tagesverlust seit 18 Jahren zu. Foto: dpa
Der Dax steuert auf seinen größten Tagesverlust seit 18 Jahren zu. Foto: dpa

Der deutsche Leitindex hat heute einen seiner schwärzesten Börsentage durchlitten und notierte zum Handelsschluss 7,94 Prozent schwächer bei 10.626 Punkten. Damit unterschritt der Dax erstmals seit mehr als einem Jahr die Marke von 11.000 Zählern.

Die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise und der heftigste Preissturz am Ölmarkt seit dem Golfkrieg 1991 haben Anleger in ganz Europa zu massiven Verkäufen getrieben. Zum US-Börsenstart betrug das Minus sogar 8,31 Prozent bei 10.582 Punkten. Denn Corona-Panik und der Ölpreisverfall haben auch die Wall Street in Panik versetzt: Der US-Leitindex Dow Jones Industrial brach zum Handelsstart um 7,2 Prozent auf 24.016 Punkte ein. Das war der größte Kursrutsch seit zehn Jahren.

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Nachdem auch der breit gefasste S & P 500 um sieben Prozent auf 2761 Punkte herabstürzte, reagierte der größten Börsenplatz der Welt mit einem 15-minütigen Handelsstopp. Mit dieser kurzen Verschnaufpause soll verhindert werden, dass die Kurse ins Bodenlose fallen.

Später erholte der Dow Jones sich etwas. Besonders Energie-Aktien verloren an Boden: Occidental Petroleum, Apache und Diamondback Energy verzeichneten zeitweise ein Minus von jeweils rund 40 Prozent. Nur Occidental Petroleum konnte sich später leicht erholen.

US-Präsident Donald Trump ließ sich zum Absturz an den Börsen auf Twitter aus: Grund sei der Öl-Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland sowie „Fake News“. Auf letztere ging der Regierungschef nicht näher ein. Zur Coronavirus-Epidemie schrieb er: „Nichts ist geschlossen, das Leben und die Wirtschaft gehen weiter.“ Jährlich würden zwischen 27.000 und 70.000 Amerikaner an der gewöhnlichen Grippe sterben. Derzeit gebe es 546 bestätigte Corona-Fälle und 22 Tote.

Parallel dazu brach der brasilianische Aktienmarkt um zehn Prozent ein – auch hier wurde eine automatische Handelsunterbrechung ausgelöst. Die Mailänder Börse sackte in der Spitze um bis zu 11,2 Prozent ab, anders als USA und Brasilien sah die italienische Börsenregulierungsbehörde jedoch keine Notwendigkeit, den Aktienhandel auszusetzen.

Der Euro Stoxx 50 büßte zeitweise 8,3 Prozent ein und notierte so niedrig wie seit Ende 2018 nicht mehr. Der MSCI-Weltindex fiel um rund sechs Prozent und steuerte damit auf den größten Rückgang seit der Finanzkrise 2008 zu. Damit sinkt der Wert der Aktien weltweit um etwa 2,5 Billionen Dollar. Im Verlauf grenzte der Index die Verluste wieder etwas ein.

„Die Märkte haben vom Panikmodus auf pure Hysterie umgeschaltet“, sagte Analyst Ayush Ansal von Crimson Black Capital.

Diese Gemengelage bescherte dem VDax den größten Kurssprung seiner Geschichte. Der Volatilitätsindex, der die Nervosität der Anleger misst, stieg um fast 57 Prozent auf 62,67 Punkte. Das war der höchste Stand seit der Finanzkrise im Herbst 2008. Dies galt auch für sein pan-europäisches Pendant, den VStoxx, der knapp 46 Prozent auf ebenfalls 62,67 Punkte zulegte.

Historische Verluste und Gewinne

Der Dax dürfte einen der schwärzesten Börsentage seit Jahren durchlitten haben. Den bisher schlimmsten Verlust im Handelsverlauf hatte der Dax am 28. Oktober 1997 erlitten – damals sackte der Dax im Sog der Asienkrise um bis zu 13 Prozent ab. Nach den Anschlägen am 11. September in New York fiel der Dax um 8,5 Prozent.

Bei der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 verlor der Deutsche Aktienindex moderate 2,7 Prozent. Am 10. Oktober fiel der Dax im Zuge der Finanzkrise zunächst um sieben Prozent, erholte sich drei Tage später aber um 11,4 Prozent, sein bislang stärkstes Plus. Am 24. Oktober gab er diese Gewinne jedoch wieder ab und fiel um 11 Prozent in der Spitze, holte das Minus jedoch vier Tage später wieder auf.

Als sich Großbritannien am 24. Juni 2016 für den Brexit entschied, brach der Dax um 6,8 Prozent ein und verlor im Handelsverlauf sogar um gut zehn Prozent.

Ölpreisverfall bestimmendes Thema

Bestimmendes Thema war an den Handelsplätzen der plötzliche Einbruch der Ölpreise um mehr als 30 Prozent. Saudi-Arabien hatte am Sonntag angekündigt, den Markt mit Öl zu fluten und die Preise massiv zu senken, um mit diesem Preiskampf vor allem Russland zu treffen. Beide Staaten konnten sich vorige Woche bei den Verhandlungen im Rahmen der Opec+ nicht auf eine Kürzung der Fördermengen einigen.

Nachdem die Ölpreise zu Wochenbeginn zunächst so tief gefallen waren wie seit dem Golfkrieg von 1991 nicht mehr, grenzten sie ihr Minus im Handelsverlauf leicht ein: Die Sorte Brent wurde mit einem Abschlag von 18,26 Prozent auf 37,19 Dollar pro Barrel (159 Liter) gehandelt, auch US-Leichtöl der Sorte WTI kostete mit 34,45 Dollar 17,13 Prozent weniger.

Der Ölpreiskrieg sei zum nächsten „schwarzen Schwan“ an der Börse geworden, sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. So nennen Börsianer ein unvorhersehbares, seltenes Ereignis mit großen Auswirkungen. Viele Ölproduzenten sind abhängig von hohen Preisen, dementsprechend fielen die Kurse von BP und Shell zeitweise um mehr als ein Fünftel.

Der Index für die europäischen Öl- und Gaswerte fiel um fast 17 Prozent auf ein 23-Jahres-Tief von 204,69 Punkten. Auch Erdgas ist vom Ölpreisverfall betroffen, der US-Terminkontrakt fiel um 5,7 Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast 22 Jahren.

Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt am Donnerstag zu Beratungen zusammen und gerät zunehmend unter Druck, sich der beginnenden Konjunkturflaute entgegenzustemmen. Die Märkte erwarten schon jetzt, dass die Notenbank den derzeit für sie entscheidenden Leitzins – den Einlagensatz für Übernachteinlagen der Banken – um 0,1 Prozentpunkte auf dann minus 0,6 Prozent senken wird. Außerdem gehen Investoren Analysten zufolge davon aus, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm ausweiten wird.

Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau sicherte bereits dazu, dass die Wirtschaft über ausreichend Liquidität verfügen werde.

Allerdings hatte vorige Woche eine Zinssenkung der US-Notenbank um einen halben Prozentpunkt an den Finanzmärkten keine positiven Effekte gezeigt und die Angst der Anleger vor den wirtschaftlichen Folgen der Epidemie nur noch verstärkt. Dennoch rechnen Ökonomen von Goldman Sachs damit, dass die US-Notenbank die Zinsen wieder auf das Rekordtief von 2016 zurückführen wird, also in den Bereich zwischen 0 und 0,25 Prozent.

Ebenso wenig beeindruckt zeigten sich die Aktienanleger in Deutschland am Montag von den Beschlüssen des Koalitionsausschusses in Berlin. Das Maßnahmenpaket umfasst sowohl Liquiditätshilfen, kleinere Steuererleichterungen als auch eine Ausweitung der Kurzarbeit. Auf ein Vorziehen des Abbaus des Solidaritätszuschlags konnten sich Union und SPD dagegen nicht einigen. Zudem müssen viele Beschlüsse noch konkret ausgearbeitet werden.

Flucht in sichere Häfen

Anleger deckten sich auf der Suche nach Sicherheit mit noch mehr US-Anleihen ein: Die Renditen der US-Bonds mit 30-jähriger Laufzeit waren am Freitag so tief gefallen wie seit dem Börsencrash 1987 nicht mehr und sanken am Montag unter die Marke von einem Prozent. Die zehnjährige US-Staatsanleihe notierte zeitweise im Rekordtief von 0,318 Prozent.

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel zeitweise auf ein Rekordtief von minus 0,909 Prozent. Auch Gold war gefragt: Der Preis lag zeitweise bei 1702 Dollar und damit so teuer wie zuletzt seit sieben Jahren, später lag er bei 1666 Dollar je Feinunze.

Dagegen sackte der Dollar weiter ab. Am Devisenmarkt warfen Anleger zudem die Währungen ölexportierender Länder aus ihren Depots: Zum russischen Rubel stieg der Euro fast zehn Prozent auf zeitweise 85,02 Rubel, später sank er leicht ab. Auch die norwegische Krone sowie der australische und kanadische Dollar gerieten unter Druck. Der Euro kostete in der Spitze 1,14 Dollar und damit so viel wie seit Anfang 2019 nicht mehr. Auch der japanische Yen legte stark zu und steigt auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren.

Blick auf die Einzelwerte

Banken: Die Aktien der Deutschen Bank sackten auf ein Rekordtief. Die Titel verloren am Vormittag 17,1 Prozent auf 5,61 Euro und standen damit am Dax-Ende. Zum Handelsschluss lagen die Papiere bei 5,85 Euro und 13,61 Prozent im Minus. Die Papiere der Commerzbank gingen im MDax mit minus 15,44 Prozent aus dem Handel.

Der europäische Bankenindex fiel um fast zehn Prozent auf ein Elf-Jahres-Tief von 102,66 Punkten. Das ist der größte Kurssturz seit dreieinhalb Jahren.

Investoren rechnen für die kommenden Monate fest mit Zinssenkungen der führenden Notenbanken, um die Folgen der Coronavirus-Krise und des Ölpreiskriegs zwischen Saudi-Arabien und Russland abzufedern. Dies würde den Margen der Banken im klassischen Kreditgeschäft weiter zusetzen.

Luftfahrt: Eine Berg-und-Talfahrt erlebten die Aktien der Lufthansa, die zunächst erneut unter Druck gerieten und mehr als sieben Prozent absackten. Im Handelsverlauf drehten die Titel aber um 0,6 Prozent ins Plus, um dann aber zum Börsenschluss bei minus 8,19 Prozent zu liegen. Anleger honorierten offenbar nur kurz, dass die Airline massiv auf die Kostenbremse steigt: Sie hatte vorige Woche ihren Flugplan für die kommenden Wochen wegen der Coronakrise um bis zu 50 Prozent zusammengestrichen.

Ölkonzerne: Die Anteilsscheine von BP brachen zeitweise um fast 20 Prozent ein. Die Titel von BASF, die mit ihrer Tochter Wintershall im Ölgeschäft aktiv ist, gehen mit einem Minus von 10,57 Prozent aus dem deutschen Handel. An der Wiener Börse sackten die Papiere des österreichischen Ölkonzerns OMV zeitweise um 14,09 Prozent ab.

LEG Immobilien: Steigende Mieten haben dem Immobilienkonzern LEG 2019 zu mehr Gewinn verholfen. 2019 stieg der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft (FFO 1) im Jahresvergleich um 7,1 Prozent auf 341,3 Millionen Euro, wie der im MDax notierte Konzern am Montag in Düsseldorf mitteilte.

Damit erreichte LEG wie bereits angekündigt aufgrund der jüngsten Verkäufe von Wohnungen das untere Ende der angepeilten Spanne seiner Prognose. Die Aktionäre sollen für das Jahr 2019 wie geplant eine Dividende von 3,60 Euro je Aktie erhalten und damit sieben Cent mehr als ein Jahr zuvor. Die Anteilsscheine von LEG notierten zum Handelsschluss im schwachen Marktumfeld dennoch 1,74 Prozent tiefer.

Was die Charttechnik sagt

Die Zahl der Haltelinien, die der deutsche Leitindex in den vergangenen Handelstagen durchbrochen hat, ist kaum noch zu zählen. Zuletzt wurde das Tief vom August des vergangenen Jahres (11.266 Punkte) aufgegeben.

Nun steht die Marke von 10.279 Zählern im Fokus. Auf diesem Niveau liegt das Dezember-Tief des turbulenten Börsenjahres 2018. Von diesem Niveau aus begann die Rally, die das deutsche Börsenbarometer anschließend auf neue Rekordhochs führte.

Solle auch diese Marke durchbrochen werden, dürfte der Dax vermutlich schnell Richtung 9000 Punkte fallen.

Auf der Oberseite bremst nun eine riesige Abwärtskurslücke die Entwicklung. Solch ein charttechnischer Widerstand entsteht, wenn das Tagestief des Vortags über dem Tageshoch des anschließenden Handelstags liegt. Das Tagestief vom vergangenen Freitag lag bei 11.447 Zählern, das Hoch vom heutigen Montag bei 10.995 Punkten. Erst wenn diese Lücke geschlossen wird, entspannt sich laut Charttechnik die Lage.

Handelsblatt-Analystencheck

Die Schweizer Bank Credit Suisse hat Ryanair von „underperform“ auf „outperform“ hochgestuft, das Kursziel aber von 14,48 auf 14,16 Euro gesenkt. Zunächst habe er seine Prognosen für die Billigfluggesellschaft deutlich gekürzt, aber die Sektorkonsolidierung und Rückenwind von den Treibstoffpreisen dürften die Gewinnerholung dann antreiben, schrieb Analyst Neil Glynn in einer am Montag vorgelegten Studie.

Von 34 Analysten empfehlen 20 die Ryanair-Aktie zum Kauf, fünf zum Verkauf, und neun haben eine neutrale Position. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 16,25 Euro. Hier geht es zum Handelsblatt-Analystencheck.

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