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FRweekly-briefing: „Die Mutter aller Blasen“

Immer zu Wochenbeginn informiert FundResearch über aktuelle Markteinschätzungen und -ausblicke.

Es war wirklich knapp. Der deutsche Aktienindex DAX kratzte in der vergangenen Woche immer wieder an der Marke von 11.000 Punkten. Knacken konnte er sie nicht. Daher gibt es von der Aktienseite nichts wirklich Neues. Eine gute Gelegenheit, mal in Richtung Rentenmarkt zu blicken.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank (Xetra: 508810 - Nachrichten) , hat das getan – auch mit Blick auf die ultralockere Geldpolitik der EZB. „Frühere Anlageblasen am Immobilien- oder Neuen Markt waren nur Bläschen im Vergleich zur heutigen Mutter aller Blasen“, warnt Halver. „Ich spreche von der Anleiheblase.“ Seit 1981 werde der Ballon der Staatsanleihen aufgeblasen, die Renditen hätten seit 34 Jahren keinen Sinkflug mehr erlebt. „Als verantwortliche Luftpumpe betätigen sich neben der US-Notenbank die Bank of Japan und mittlerweile auch die EZB“, so der Experte. Durch ultraniedrige Zinsen würden Geschäftsbanken animiert, Zentralbankgeld zinsgünstig aufzunehmen und in länger laufende Staatsanleihen anzulegen. Die Politik der EZB habe einen renditedrückenden Effekt, der es den Eurostaaten erlaube, kreditgünstige staatliche Konjunkturpakete aufzulegen. „Denn alternativ ist eine konsequente Reformpolitik, über die sich langfristig selbsttragende Wirtschaftskräfte entfalten können, nicht in Sicht“, meint Halver. „Mario Draghi ist – um etwas zu seiner Ehrenrettung beizutragen – der gezwungene Erfüllungsgehilfe stinkend reformfauler EU-Politiker.“

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„Planwirtschaft am Rentenmarkt“

Durch die geldpolitische Renditedrückung bleibe das Zinstief auf die Schulden begrenzt. „Von 2002 bis 2016 wird sich die Staatsverschuldung in der Eurozone zwar knapp verdoppeln, jedoch der Anteil der Zinszahlungen an den Staatsausgaben bei unterstellter Beibehaltung des aktuell günstigen Zinsniveaus von sechs auf 0,5 Prozent verringert haben“, rechnet Halver. „Und jetzt kommt das Sahnehäubchen: So lässt sich das Maastricht-Stabilitätskriterium, wonach die jährliche Neuverschuldung unter drei Prozent der Wirtschaftsleistung bleiben soll, erfüllen.“

Der geplante milliardenschwere Ankauf von Staatsanleihen ist für Halver nichts anderes als „verdeckte Staatsfinanzierung“. Mit dieser Sintflut an Liquidität schlage die Zentralbank aber zwei Fliegen mit einer Klatsche: „Erstens wird damit eine schuldentrunkene finanz- und reformfeindliche Wirtschaftspolitik der Euro-Länder nicht mehr wie früher durch Risikoaufschläge an den nationalen Staatsanleihemärkten bestraft“, so der Baader Banker. „Ebenso wird damit ein Überschwappen der griechischen Schuldenkrise aus andere Euro-Schuldnerländer verhindert.“ Selbst ein „Grexit“, den Halver für unwahrscheinlich hält, würde keine Euro-Staatsschuldenkrise 2.0 auslösen. Das Fazit von Halver ist vernichtend: „Durch die EZB wurde am Rentenmarkt die Marktwirtschaft abgeschafft und die Planwirtschaft eingeführt.“

„Anleiheblase weiter aufblasen“

Aber zurück zur Mutter aller Blasen. Wie lässt man am besten die Luft wieder raus? „Historisch gab es bei Anleiheblasen noch nie ein Happy End“, macht der Börsenexperte wenig Hoffnung auf Erfolg. „Durch Umschalten der Notenbanken auf geldpolitische Restriktionen platzen irgendwann alle Blasen.“ Bei einer geldpolitischen Schubumkehr käme es an den Zinsmärkten nicht zu einem kontrollierten Exodus, sondern zu einer chaotischen Verkaufspanik. Da man sich dort so sehr an immer billiger werdendes Geld gewöhnt habe und kein Investor (London: 0NC6.L - Nachrichten) unter 55 Jahren steigende Anleiherenditen kenne, würde eine geldpolitische Kehrtwende den Markt auf dem falschen Fuß erwischen. „Mit der Angst vor einer dann folgenden Wende von Anleiherenditen nach oben und zur Verhinderung von Kursverlusten wollten Anleger gemäß dem Motto ‚Rette sich wer kann‘ gleichzeitig ihre Anleihen loswerden“, prognostiziert Halver. „Durch eine umfängliche ‚Cash is King‘-Haltung wäre die Schuldenrefinanzierung der meisten Euro-Staaten unmöglich und aus blanker Verlustangst würde auch die reale Euro-Volkswirtschaft insgesamt auf Investitionsentzug gesetzt.“ Aus dieser geldpolitischen Nummer komme die EZB – aber auch andere Notenbanken – nicht mehr heraus. „Absurderweise muss die Anleiheblase weiter aufgeblasen werden, weil sie sonst platzt“, so Halver. Die Zinswende in den USA werde daher ein „Zinswendchen“ sein. „Ich behaupte, dass wir in unserer real existierenden Finanzwelt nie mehr wirklich hohe Zinsen bzw. Renditen sehen werden (können).“ Ein Umkehren aus der geldpolitischen Einbahnstraße führe zum Crash. Daher befürchtet der Börsenexperte, dass die EZB selbst bei einem Inflationsanstieg nicht restriktiv werde.

Aber selbst wenn die Anleiheblase nicht platzt, gebe es wenig Grund, massiv in Zinsanlagen zu investieren. „Nach Inflation und Steuern bleibt nichts mehr übrig“, sagt Halver. „Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die Renditen deutscher Staatsanleihen bis zur Laufzeit von zehn Jahren noch unter null fallen.“ Und stattdessen? Halver plädiert für Aktien: „An Aktien führt wegen der geldpolitischen Liquiditätsschwemme kein Weg vorbei. Auch bei Angst vor dem Aktienhöhenrausch sind regelmäßige Aktiensparpläne eine großartige Anlagestrategie. Ihre Altersvorsorge wird es Ihnen danken.“

(PD)