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Wenn Geräte zu früh kaputt gehen

Wenn Geräte zu früh kaputt gehen. (Bild: thinkstock)
Wenn Geräte zu früh kaputt gehen. (Bild: thinkstock)

Geplanter Verschleiß – immer wieder wird berichtet, dass Hersteller in ihre Geräte angeblich Sollbruchstellen einbauen. Produkte sollen so eine kürzere Lebensdauer haben, Kunden häufiger zum Neukauf gezwungen sein. Stiftung Warentest wollte wissen: Mythos oder Masche? Die Experten begaben sich auf Spurensuche und haben Tipps für Verbraucher.


Ein Fernseher für 2700 Euro, der gerade einmal dreieinhalb Jahre hält? Und dann soll der Kunde auch noch 152 Euro für die Entsorgung bezahlen? „Nie wieder Philips“, sagt Michael Brockmann aus Duisburg gegenüber Stiftung Warentest. Nachdem sich sein 2700-Euro-TV komplett verabschiedet hatte, schickte er das Gerät zur Reparatur an den Hersteller Philips.

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Doch statt eines reparierten Fernsehers bekam er die Nachricht, dass das benötigte Ersatzteil nicht mehr zu haben sei. Der Konzern stellte ihn vor die Wahl, entweder könne man ihm das defekte TV für 251 Euro zurückschicken oder es direkt entsorgen. Brockmann war fassungslos, einmal mehr, als ihm auch noch eine Rechnung für die Entsorgung ins Haus flatterte: 152 Euro. Immerhin sah Philips später von dieser Forderung ab.

Kein Einzelfall
Doch Brockmanns Totalschaden war kein Einzelfall, wie Stiftung Warentest berichtet: „Der gleiche Fernseher hielt auch bei Ernst Effenberger aus Usingen nur dreieinhalb Jahre. Ihm wurde als Ersatz ein Staubsauger angeboten. Und in einem dritten Fall heißt es in einem Schreiben des Philips-Kundendienstes: ,Leider können aufgrund unvorhersehbarer Gründe Ersatzteile vorschnell vergriffen sein. Dies ist natürlich bedauerlich. Eine Nachproduktion ist nicht rentabel‘.“

Viele Kunden fühlen sich betrogen und sind sauer. Die Rede ist dann von geplanter Obsoleszenz. Die Lebensdauer von Produkten wird verkürzt, etwa indem Schwachstellen eingebaut oder die Reparaturen erschwert werden. Neu ist das nicht. Stiftung Warentest berichtet als Beispiel vom 1924 gegründeten Phoebus-Kartell. Die führenden Hersteller von Glühlampen hatten sich abgesprochen, die Lebensdauer ihrer Leuchtmittel auf maximal 1000 Stunden zu begrenzen. Und auch in den 1930er Jahren sei von Politikern und Ökonomen ernsthaft diskutiert worden, wie man durch Produkte mit eingebautem Verfallsdatum die wirtschaftliche Depression in den USA kurieren könne, berichtet test.

In Dauertests gehen die Geräte zu früh kaputt
Auch in den von Stiftung Warentest durchgeführten Dauertests stellen die Experten immer wieder fest, dass Geräte viel zu früh kaputt gehen. Da sei es wenig überraschend, dass billige Geräte schneller das Zeitliche segnen. Die Warentester stellten fest, dass zum Beispiel Waschmaschinen zum Preis von über 700 Euro deutlich länger halten, als Geräte unter 550 Euro. Bei Akkubohrern unter 50 Euro sei die Lebenserwartung des Geräts ebenfalls gering und vier von fünf Staubsaugern fallen wegen defekter Kohlebürsten im Motor aus – einem billigen Verschleißteil.

„Hersteller planen, wie lange ein Produkt halten soll“, sagt Professor Albert Albers, Leiter des IPEK Institut für Produktentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie gegenüber test. „Sie definieren ein Nutzungsszenario für ein bestimmtes Kundenspektrum und ermitteln daraus die Gebrauchsdauer.“ Im Allgemeinen gelte, je robuster etwas sein soll, desto teurer ist es. So würde etwa eine Bohrmaschine für Profis aufwendiger produziert, als Geräte für Heimwerker. „Sie enthält zum Beispiel hochwertigere Materialien und die Fertigungstoleranzen sind geringer“, so Albers gegenüber Stiftung Warentest.

Gezielte Schwachstellen sind keine gute Strategie
Die Aufgabe von Ingenieuren sei es, die geplante Gebrauchsdauer möglichst genau zu treffen und dafür die kostengünstigste Lösung zu finden, erklärt Albers weiter. Deshalb sei es auch keine gute Strategie gezielt Schwachstellen einzubauen, denn das sei Verschwendung. Denn wenn nur ein kleines Verschleißteil kaputt geht, sind alle anderen überdimensioniert. „Ökonomisch und ökologisch am besten wäre es, wenn alle Teile gleichzeitig nach Erreichen der vorgesehenen Gebrauchsdauer ausfallen würden“, so Albers.

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Ärgerlich ist es, dass Verbraucher die geplante Lebensdauer meist nicht erkennen können. „Hersteller sollten nicht mehr Waschmaschinen verkaufen, sondern die Dienstleistung Waschen“, sagt Professor Michael Braungart, Leiter der Hamburger Beratungsfirma EPEA Internationale Umweltforschung gegenüber test. Nach seinem Modell bekäme ein Kunde eine Waschmaschine inklusive Reparaturservice für 2000 Wäschen gestellt. Danach wird das Gerät gegen ein Neues getauscht. So hätten Hersteller kein Interesse daran, dass die Waschmaschine früh kaputt geht. „Das Prinzip lässt sich auf jede Art von Produkten anwenden“, ist sich Braungart sicher.

Hier gibt es Hilfe
Wer ein kaputtes Gerät zu Hause hat, das der Hersteller nicht mehr reparieren will, sollte das nicht gleich auf den Müll werfen, sondern versuchen selbst zu reparieren, raten die Warentester. In vielen Städten gibt es Treffen von Hobbyhandwerkern, die Elektronik, Möbel und Kleidung reparieren, so Stiftung Warentest. Unterstützt werden die kostenlosen Treffen von ehrenamtlichen Profis, eine Übersicht zu den Terminen und Orten finden Sie unter: www.repaircafe.de

Im Internet finden sich zudem zahlreiche Reparaturanleitungen für Bastler, zum Beispiel unter www.ifixit.com

Wenn der Drucker nicht mehr weiter will, weil angeblich der Tintenschwamm voll ist, finden Sie hier die Anleitung, wie Sie den Seitenzähler des Druckers wieder auf null setzen können: www.struzyna.de

Wer nicht selbst reparieren kann, dem hilft diese Reparatursuchmaschine bei der Suche nach einem Spezialisten: www.reparado.de

Und wer andere vor bestimmten Geräten warnen oder sich vor einem Kauf über mögliche „Murks-Geräte“ informieren möchte, schaut im Onlineforum des Berliner Betriebswirts Stefan Schridde vorbei. Auf seiner Internetseite murks-nein-danke.de posten verärgerte Kunden seitenweise Erfahrungen mit kaputten Elektrogeräten. Die sollen übrigens demnächst ein Murksmuseum in Berlin füllen.

Haben Sie weitere hilfreiche Tipps oder Erfahrungen mit Geräten, bei denen die Lebensdauer zu kurz war? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar!

Den vollständigen Bericht der Stiftung Warentest zum Thema „Geräteverschleiß“ finden Sie hier (kostenpflichtig).