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Der Sparer stirbt aus

Immwer weniger Deutsche sparen. (Bild: dpa)
Immwer weniger Deutsche sparen. (Bild: dpa)


Einmal im Jahr veröffentlichen die Sparkassen das Vermögensbarometer der Deutschen. Dieses Mal ergab die Messung Dramatisches. In Wirtschaft und Politik müssten die Alarmglocken läuten.

Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Deutschen sind mit ihrer Vermögenssituation zufrieden. Sie gehen davon aus, dass sich daran auch zukünftig nichts ändert. Jetzt die schlechte: Die Deutschen sparen immer weniger. Die Gründe dafür sind zwar nachvollziehbar aber die Spätfolgen dürften heftig sein.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband repräsentiert einen breiten Durchschnitt der „normalen“ Bankkunden. Kleine Sparer vertrauen ihr Geld ebenso den Sparkassen an wie kleine und mittelständische Unternehmen. Das gilt natürlich auch für Volks- und Raiffeisenbanken und viele private Institute. Doch eine Befragung von Sparkassenkunden darf als durchaus repräsentativ angenommen werden.

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Zwei alarmierende Entwicklungen hat das aktuelle Vermögensbarometer der Sparkassen enthüllt: Geringverdiener sorgen nur wenig oder kaum fürs Alter vor. Jugendliche und junge Erwachsene halten private Altersvorsorge zwar für notwendig, handeln aber nicht entsprechend. Fast ein Drittel aller Befragten unter 30 spart nicht für den Ruhestand. Beide Phänomene haben sich in der Vergangenheit verstärkt und sind die folgerichtige Reaktion auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung.

Zum einen zeigt schon das Konsumklima, dass die Deutschen angesichts der historisch niedrigen Zinsen ihr Geld lieber ausgeben als es aufs Sparbuch zu legen. Da hat die Europäische Zentralbank (EZB) ganze Arbeit geleistet. Zum anderen ist der Trend zu Aufstocker- und Minijobs nicht eben dazu geeignet, ein Gefühl von Wohlstand zu erzeugen. Wer wenig verdient und mehr als einen Job benötigt, um sich und gegebenenfalls eine Familie zu ernähren, dürfte sich über Sparvertäge wenige Gedanken machen.

Kein Wunder, dass sich immer mehr Deutsche gar nicht in der Lage sehen, etwas für das Alter zurück zu legen. 18 Prozent der Befragten denken so, obwohl das nicht stimmt: Schon mit dem Gegenwert einer Schachtel Zigaretten lassen sich – regelmäßig zurück gelegt – bescheidene Sparerfolge erzielen. Es kommt darauf an, wie früh damit begonnen wird.

Der Ruf des Sparkassen-Präsidenten nach dem Staat ist da nur folgerichtig. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, droht in wenigen Jahrzehnten eine Welle der Altersarmut, die die Sozialkassen massiv belasten dürfte. Wenn also die Regierung jetzt Anreize zu mehr Vorsorge schafft, dann beugt sie Engpässen in der Zukunft vor, sorgt also selbst vor.

Hier den Weg über die Arbeitnehmer-Sparzulage zu suchen, ist ebenfalls richtig, wenn dabei der größtmögliche Gestaltungsspielraum für den Sparer erhalten bleibt. Dann hat auch der Aktienmarkt eine Chance, berücksichtigt zu werden.

Die Arbeitnehmer-Sparzulage sorgt dafür, dass die private Altersvorsorge bereits während der Lehre beginnen kann und im Idealfalle bis zur Verrentung anhält. Eine Anpassung der Zulage an die jeweilige Höhe der Bezüge würde den Wohlstand mehren. Auch während zeitweiliger Arbeitslosigkeit sollte die Zulage gewährt werden. Nur so können alle Sparer vernünftig kalkulieren.

Zu teuer? Nicht finanzierbar? Solche Ausreden zählen nicht. Wenn ein Staat über Nacht in der Lage ist, mehr als 100 Milliarden Euro aus dem Hut zu zaubern, um eine marode Bank zu verstaatlichen; wenn eine Geldpolitik toleriert wird, die ausschließlich dazu dient, den Finanzsektor zu subventionieren (auf Kosten des Sparers), dann sollte auch Geld dafür da sein, die Folgeschäden dieser Politik zu minimieren.

Der Sparer erlangt langsam aber sicher den Status einer gefährdeten Art. Er kann aber gerettet werden. Dafür muss Vertrauen wiederhergestellt werden. Vertrauen in einen funktionierenden Staat. Vertrauen in funktionierende Finanzmärkte.