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Wie zwei unbekannte Unternehmer mit dem Youtube-Format "7 vs. Wild" Millionen begeistern — und wer davon profitiert

Die Youtube-Serie "7 vs. Wild" erreicht pro Folge Millionen von Menschen. Doch das Projekt ist teuer. Wie es sich finanziert.

Jens Knossalla (Mitte), Sabrina Outdoor (links) und Fritz Meinecke nehmen an der neuen Staffel
Jens Knossalla (Mitte), Sabrina Outdoor (links) und Fritz Meinecke nehmen an der neuen Staffel "7 vs. Wild" teil. - Copyright: King Entertainment GmbH / 7vswild.eu / Sabrina Outdoor / Nick Brundle Photography (Getty) / Caspar Benson / Collage: Dominik Schmitt (Business Insider)

In den 2000er-Jahren zeigte der Sender Discovery Channel die Fernsehserie "Ausgesetzt in der Wildnis". Darin wurde der Survival-Experte Bear Grylls in der Wildnis ausgesetzt und musste sich ohne Hilfe seinen Weg zurück in die Zivilisation erkämpfen. Seine Aufgaben: Nahrung finden, Unterschlüpfe bauen und sonstigen Widrigkeiten trotzen.

Vielleicht war es eben diese Serie, die die Verantwortlichen von "7 vs. Wild" vor Jahren die nötige Inspiration lieferte. Jedenfalls funktioniert das Youtube-Format, das jetzt in aller Munde ist, ganz ähnlich – allerdings mit mehr als einem Protagonisten. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es bei 7 vs. Wild um sieben Kandidaten, die in der Wildnis ausgesetzt werden. Sie alle sind Youtuber, einige von ihnen produzieren selbst Outdoor-Videos. Je nach Vorkenntnissen, dürfen sie in der aktuellen Staffel zwischen einem und sieben Gegenständen mitnehmen, um in der Wildnis zu überleben. Dabei filmen sie sich und ihren Alltag selbst. Das bedeutet auch: sieben Tage völlige Isolation.

Überleben in der Wildnis als Konzept

Und weil Überleben ohne Proviant offenbar noch nicht genug Herausforderung bedeutet, können die Teilnehmer auch noch jeden Tag eine "Challenge" bestreiten, um Punkte zu sammeln. Am Ende gewinnt, wer die meisten Punkte erreicht hat – und bis zum Ende durchhält.

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Gehostet wird das Format von Friedrich "Fritz" Meinecke. Der Youtuber aus Magdeburg ist vor allem mit Abenteuer-Videos bekannt geworden und steht für das Extreme. Allein in den vergangenen zwölf Monaten ist der 33-Jährige unter anderem mit dem Fahrrad von Berlin nach Istanbul gefahren, hat drei Tage in der Wüste verbracht oder bei Minusgraden im zweistelligen Bereich im Tiefschnee übernachtet. Meinecke nimmt auch selbst an beiden Staffeln von "7 vs. Wild" teil. Die erste hat er auch gewonnen.

Vergangenes Jahr schickten die Organisatoren zum ersten Mal sieben Kandidaten in die Wildnis. Genauer gesagt: nach Schweden. Mit dabei waren Survival Mattin, der Youtuber Relodiak, der Mountainbiker Fabio Schäfer, der Video-Creator Bommel, Niklas on Fire, Meinecke selbst und Dave. Letztgenannter ist die einzige Ausnahme unter den Outdoor-Youtubern, bekannt ist er vor allem für Selbstexperimente.

Die erste Folge erreichte fast acht Millionen Klicks

Das Format traf einen Nerv. Auf mehr als 7,8 Millionen Klicks kletterte allein die erste Folge. Die 16. und damit letzte Episode der Staffel erreichte immerhin noch 3,8 Millionen Aufrufe. Auch Meineckes Kanal, auf dem die Videos erschienen waren, profitierte von den Aufrufen. Im Oktober, einen Monat vor Ausstrahlung der ersten Folge, folgten ihm noch 1,31 Millionen Menschen. Während der Staffel stieg die Zahl an Abonnenten stark an. Nach der letzten Folge waren es 1,8 Millionen, also rund 500.000 mehr.

Zum Erfolg dürften auch zahlreiche Reactions beigetragen haben. Das sind Videos, in denen sich Youtuber oder Live-Streamer dabei filmen, während sie Videos anschauen. Die Reaktion des Video-Produzenten Ungespielt auf die erste Folge allein sammelte 316.000 Aufrufe.

In der zweiten Staffel, die im November angelaufen ist, nehmen vor allem Youtuber ohne große Wildnis-Erfahrung teil. Da ist zum einen Sascha Huber. Der Fitness-Youtuber aus Österreich bringt seinen Körper zwar regelmäßig an die Grenzen, im Überlebenskampf war er aber noch nie. Auch Jens Knossalla, bekannt als Knossi, ist kein Survival-Experte, dafür aber Streamer mit 2,1 Millionen Followern auf der Plattfrom Twitch. Weitere Teilnehmer sind: Fritz Meinecke, Sabrina Outdoor, die Streamerin Starlet Nova, Ottogerd Karsch – auf Youtube "Bulletproof Entrepreneur" und Joris, der als Zuschauer-Teilnehmer mit dabei ist.

Der selbsternannte König des Internets, Jens Knossalla (links), mit seiner Freundin Lia Mitrou. - Copyright: picture alliance/dpa | Annette Riedl
Der selbsternannte König des Internets, Jens Knossalla (links), mit seiner Freundin Lia Mitrou. - Copyright: picture alliance/dpa | Annette Riedl

Hinter dem Format steckt ein Produzenten-Duo

Mitbegründer und nach eigenen Angaben „Hauptverantwortliche“ für die Sendung, sind die Produzenten Johannes Hovekamp und Maximilian Kovacs. Die Idee für "7 vs. Wild" sei “über Jahre entstanden”, wie das Duo in einem Behind the Scenes berichtet. Schon vor dem Erfolgsformat arbeiteten die beiden mit Youtuber Meinecke zusammen. Als dieser dann eine Anfrage für ein ähnliches Format von einem TV-Sender bekam, habe man gemeinsam beschlossen, die Idee einfach selbst umzusetzen. Kurze Zeit später wurde Meinecke mit sechs anderen befreundeten Youtubern in der Pampa von Schweden ausgesetzt.

Finanziert wurde die erste Staffel vor allem über Sponsoring. Meinecke gibt in einem seiner eigenen Videos an, dass die gesamten Produktionskosten über den Hauptsponsor, einem Hersteller von Smartphone-Schutzhüllen, gedeckt worden seien. Meinecke und seine Produzenten dürften außerdem im Laufe der Staffel vier- bis fünfstellige Beträge über Youtube-Werbung eingenommen haben, die mehrmals pro Folge geschaltet wird. Aktuell – zum Start der zweiten Staffel – schätzt das Analyse-Tool Social Blade die Einnahmen von Meineckes Youtube-Kanal auf bis zu 116.000 Euro pro Monat. Zusätzlich finden sich unter den einzelnen Videos diverse Affiliate-Links, an denen Meineckes Team mitverdient. Über diese Links werden die Ersteller an Einnahmen beteiligt.

Wegen des enormen Erfolgs von Staffel eins, kann das "7 vs. Wild"-Team jetzt für Staffel zwei wohl auch tiefer in die Tasche greifen. Klar ist, dass schon der Drehort – die Insel Isla San José im Golf von Panama – mit deutlichen Mehrkosten verbunden sein dürfte. In einem Behind the Scenes geben die Produzenten an, dass allein die Miete für die Insel, die sich in Privatbesitz befindet, im sechsstelligen Bereich liegt.

Hinzu kommen allerlei Kosten, die mit dem Drehort verbunden sind. Produzent Hovekamp erklärt unter anderem, dass allein ein Helikopter-Flug zur Insel etwa 5000 Euro kostet. Im Vorhinein der zweiten Staffel ist das Kern-Team zunächst selbst zur Insel geflogen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. In der ersten Folge springen die Youtuber außerdem aus einem Helikopter ins Wasser. Alles in allem dürfte Staffel zwei also deutlich teurer gewesen sein. "Saftig sechsstellig" seien die Kosten für die Panama-Staffel gewesen, wie Meinecke dem “Spiegel” sagte.

Das Team wächst und wird immer professioneller

Seit Staffel zwei hat "7 vs. Wild" außerdem einen neuen Mitorganisator: Der Reiseveranstalter Wandermut um die Gründer Tom Schinker und Martin Druschel organisiert exklusiv geführte Survival-Expeditionen für Adrenalin-Junkies – und passt damit perfekt in das "7 vs. Wild"-Konzept. Mit Meinecke und seinem Produzenten-Duo kamen Schinker und Druschel zusammen, als Meinecke auf seinem Kanal bekannt gab, einen neuen Drehort für Staffel zwei zu suchen. Daraufhin habe sich Wandermut bei ihm gemeldet. Schinker und Druschel hätten zu diesem Zeitpunkt bereits selbst eine Expedition nach Panama geplant und eine Zusammenarbeit angeboten. Für Staffel zwei hat das auslandserfahrene Wandermut-Team nun alle Aufgaben rund um die Organisation, Kommunikation und Sicherheit vor Ort übernommen.

Auch die drei Gründer haben sich inzwischen professionalisiert. Wie aus dem Handelsregister hervorgeht, gründete im September das Trio rund um Meinecke, Kovacs und Hovekamp die "7 vs Wild" GmbH. Die Gesellschaft sitzt in der niedersächsischen Stadt Linden und dient als “Videoproduktion & Werbeagentur mit Fokus auf Webvideoinhalte”. Zu 50 Prozent gehört das Unternehmen dem Youtube-Millionär Meinecke, die andere Hälfte teilen sich Hovekamp und Kovacs zu gleichen Teilen untereinander auf. Alle drei sind als Geschäftsführer eingetragen. Hovekamp und Kovacs sind außerdem noch Geschäftsführer bei Hitscan, einer Mischung aus Social-Media-Agentur und Produktionsfirma, wie auf der Website des Unternehmens steht.

Keine dritte Staffel "7 vs. Wild"

Obwohl alles darauf hindeutet, dass das Produktionsteam mit "7 vs. Wild" ein echtes Erfolgskonzept erschaffen hat, wird es wohl keine dritte Staffel geben. Das verkündete zumindest Fritz Meinecke vor Kurzem während eines Livestreams. "Genießt diese zweite Staffel", ermahnte der 33-Jährige seine Zuschauer. "Eine dritte wird es nicht geben." Gründe lieferte er nicht. Man müsse gewisse Dinge einfach beenden, wenn es nicht mehr besser werden könne, so Meinecke.

Klar ist aber auch, dass ein Projekt wie "7 vs. Wild" für alle Verantwortlichen immer wieder ein Risiko darstellt. Menschen in der Wildnis auszusetzen, bleibt ein unberechenbares Vorhaben, das sowohl finanziell als auch rechtlich extrem schwierig zu kalkulieren ist. Das sagen die Macher auch selbst. Vielleicht ist es besser, aufzuhören, bevor wirklich etwas Schlimmes passiert.

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