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„In zwei Jahren spricht keiner mehr über Digital Leadership“

Bayers Netzexpertin Jessica Federer - "In zwei Jahren spricht keiner mehr über Digital Leadership"

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Es ist ein paar Wochen her, da lief Jessica Federer durch Manhattan – und geradewegs in die Arme von Schwester Maureen, ihre frühere Lehrerin an der katholischen Mädchenschule von St. Louis. Die Nonne starrte auf ihr Handy, war ganz vertieft ins Pokémon-Spiel, und Federer hielt Ausschau nach einem Uber-Taxi ¬ sie hatte gerade für ihren Arbeitgeber Bayer eine neue Partnerschaft mit Google besiegelt. Die beiden Frauen umarmten sich, sie erkannten sich sofort. Schließlich ist Federer, die am Finger stets den Ring für Absolventen ihrer Highschool trägt, mit all „ihren“ alten Nonnen auf Facebook befreundet. Das Treffen in New York – ein großer Zufall, der zeigt, wie klein die Welt ist. Und wie vernetzt.

Vernetzung, das ist Jessica Federers Thema. Seit 2014 ist die junge Amerikanerin mit den roten Haaren für die digitale Entwicklung des -Konzerns mit seinen weltweit 116.000 Mitarbeitern zuständig. Salopp gesagt, will sie aus dem drögen Pillenkonzern einen digitalen Vorreiter machen. Die Google-Kooperation steht für ihr Ideal: weg mit den Barrieren, hin zu Austausch, Offenheit, schnelleren Verbindungen, intern wie extern.

So nutzen die Bayer-Mitarbeiter zum Beispiel eine vom Münchner Crowdsourcing-Anbieter Innosabi entwickelte Seeker-Solver-Plattform, auf der alle checken können, ob vielleicht schon einmal ein Kollege irgendwo im Konzern ein konkretes Problem gelöst hat. So wird Doppelarbeit vermieden.

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Ihr genaues Geburtsjahr verrät Federer übrigens nicht – zu viele Barrieren in den Köpfen der Deutschen, die das Leistungsvermögen am Alter festmachten. „In Amerika erhält ein jüngerer Gründer wahrscheinlich einen höheren Kredit, weil ihm mehr Innovationen zugetraut werden“, meint sie. Und sie weiß: „Es war auch ein Risiko für Bayer, einer jungen Frau, Amerikanerin, Millennial, diese Aufgabe zu übertragen.“

Als größte Hürde im Netz nimmt Federer wiederum die Sprache wahr: „Alle, die auf Englisch kommunizieren, sind im Vorteil und werden eher gehört als Teilnehmer mit weniger verbreiteten Sprachen.“ Die Managerin, die 2008 bei Bayer in den USA anheuerte, lebt mittlerweile in Düsseldorf und versteht sehr gut deutsch. Aber sie twittert nur auf Englisch.

Sie kenne das aber auch von ihrem Bruder, der in Uganda oder der Mongolei gearbeitet habe. Er habe erzählt, dass auch dort, in Ländern mit wenig populären Sprachen, die Menschen das Netz zuerst in ihrer Muttersprache filtern und so manches Problem ungehört bleibt, manche Lösung nicht gefunden wird. Federer träumt daher für soziale Medien von „einem Instrument, dass es uns allen ermöglicht, uns gegenseitig zu verstehen, eine Art ,Babelfisch‘“ – die Anleihe an Douglas Adams‘ Kultroman „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist übrigens das einzig Nerdige, das Federer, die gern lacht und einen feinen Sinn für Ironie hat, auszeichnet.


"Die Leute schauen jetzt anders auf Bayer"

2010 war sie in die Abteilung für die Markteinführung neuer Medikamente nach Berlin gewechselt, um später zur Kommunikationschefin der Sparte Tiergesundheit aufzusteigen und sich dort als kluge Social-Media-Nutzerin und Visionärin fürs Digitale zu profilieren. Aber sie kennt sich auch mit der Kehrseite, mit Datenschutz und Anonymität im Netz aus: In ihrem ersten Job für das US-Gesundheitsministerium arbeitete sie an einem Projekt zur Verbesserung des Gesundheitswesens mit, und bei Bayer fing sie ja im Bereich Regulierung an – zwei Posten, auf denen es vorteilhafter ist, keine Spuren im Netz zu hinterlassen, anstatt rege zu twittern.

Nun, als „Head for Digital Development“, ist das anders – auch wenn sie weiß, dass ihr Vorgesetzter, Innovationsvorstand Kemal Malik, regelmäßig einen Blick auf ihren Twitter-Account wirft. Federer gehört neben drei Konzernvorständen und Vertretern der Bereiche IT und Datenschutz dem „Digital Excellence Council“ des Konzerns an, das die Digitalisierung über alle Sparten hinweg global vorantreibt.

Federer will vor allem Daten besser nutzen und Bayer seine Kunden dort ansprechen lassen, wo sie unterwegs sind. Ein Beispiel? „Wir wollen nicht einfach Pflanzenschutzmittel verkaufen, sondern dem Kunden zeigen, wie er Daten nutzen kann, um das beste Ergebnis zu erzielen.“

Ein anderes Projekt, das ihr am Herzen liegt, ist das Förderprogramm „Grants4Apps“, das an diesem Montag fünf digitale Start-ups aus dem Gesundheitsbereich kürt und deren Business ein Jahr lang finanziell, mit Büroräumen in Berlin und Mentoring fördert. Aber Start-ups fördern – tun das nicht alle? Nun, es gehe nicht einfach um den Einkauf von Innovationen und die reinen Business-Chancen, stellt Federer klar. „Die Initiative steht für meine Vision von Digitalisierung: die Idee eines einzelnen, die Unternehmen verändert, am Ende sogar das Leben der Menschen verbessern kann.“

Tatsächlich war es ja der Vorschlag eines einzelnen Mitarbeiters, der sich wie ein Virus im Konzern ausbreitete, die Spitze infizierte und schließlich in ein Förderprogramm mündete, das 2016 über 400 Bewerbungen aus 66 Ländern anzog – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Und am Ende steht am Ende ein Produkt, dass zur Gesundheit beiträgt.


"Mein Ziel ist es, meine Rolle überflüssig zu machen"

Im vergangenen Jahr zum Beispiel war unter den Geförderten eine -Mitarbeiterin aus China, die mit ihrem Mann ein Unternehmen für personalisierte Atemmasken gegründet hat. Ihre Firma Sendinaden stellt das bei Asiaten begehrte Utensil perfekt individualisiert und angepasst per 3-D-Drucker her. Mehr noch: Die Masken schützen nicht nur vor Smog, sondern analysieren den Atem der Nutzer und korrigieren Atemfehler, die etwa zu Schlafstörungen führen.

Man könnte das alles als üppige Ernte der so viel gepriesenen Saat von Kollaboration und Konnektivität interpretieren. Positiver Nebeneffekt des Programms: Mancher Aspirant bei „Grants4Apps“ bekannte erstaunt, dass Bayer ja cooler sei als gedacht. „Das Projekt verändert auch die Art und Weise, wie die Leute auf Bayer schauen“, meint Federer, und sie beobachtet: „Bayer wird jetzt auch interessant für junge Talente, die vor ein, zwei Jahren vielleicht lieber zu Google oder Facebook gegangen wären.“ Die Managerin selbst hat an der George Washington University und dann in Yale Gesundheitspolitik studiert und weiß, dass viele ihrer früheren Kommilitonen eine Karriere bei „big fat Pharma“ naserümpfend ablehnen würden. Auch sie treibt das hehre Ziel, so formulierte sie es einmal in einem Brief im Alumni-Netzwerk, mit ihrer Arbeit die Welt zu verbessern. Sie gibt zu: Als sie 2008 zu Bayer stieß, „hätte ich nie gedacht, dass ich so lange bleibe“.

Doch schnell wandelte sich ihr Bild von dem Konzern, vor allem dank persönlicher Erfahrungen. So arbeitete sie etwa mit an der Markteinführung eines Medikaments, das bei der chronischen Augenkrankheit AMD hilft, die Patienten erblinden lässt. „Mein Großvater litt an altersbedingter AMD, es ist eine schreckliche Krankheit“, erzählt die Managerin. „Das Medikament hätte ihm geholfen.“ Und so sagt sie heute: „Es mag etwas kitschig klingen, aber es ist toll zu sehen, wie unsere Produkte dazu beitragen, die Lebensqualität von Menschen zu verbessern.“ Sie „liebe es, in der Pharmaindustrie zu arbeiten. Hier arbeiten tolle Menschen mit großartigen Visionen.“

Federers Vision für ihre eigene Entwicklung klingt indes verwunderlich. „Mein Ziel ist es eigentlich, meine Rolle überflüssig zu machen“, erzählt sie. Dahinter steckt die Idee, dass der Umgang mit digitalen Mechanismen und Instrumenten in die DNA jedes Mitarbeiters übergehen soll. Beim „Global Female Leaders Summit“ im Mai in Berlin prophezeite Federer gar auf dem Podium: „In zwei Jahren wird keiner mehr über ,digital leadership‘ sprechen, weil das Digitale selbstverständlicher Teil von Führung geworden ist.“

Die Amerikanerin kennt es ja aus ihrer Heimat, wo es längst dazu gehört, zu Beginn einer Konferenz das Handy zu zücken, den Hashtag bei Twitter zu prüfen, News zu verschicken. Jeder kann innerhalb von Augenblicken zum vielzitierten Experten werden. „Das macht es so spannend: Alles ist noch im Beta-Stadium, alle lernen noch dazu, die Möglichkeiten sind endlos.“

Bleibt dieser Tage die Frage, ob Federer eine digitale Vision für die angestrebte Übernahme von Monsanto durch Bayer hat. Doch zum Poker um den Düngemittelhersteller will die Digitalstrategin nichts sagen, auch wenn sie den Konzern gut kennen dürfte: Er sitzt in Federers Heimatstadt St. Louis, wo allein 60 ihrer Cousins und Cousinen ihrer großen Familie leben.

KONTEXT

Die Finalistinnen: 25 Frauen, die die Welt bewegen

Kein Ranking

Es gibt kein Ranking. Wir stellen Ihnen die 25 Gewinnerinnen in alphabetischer Reihenfolge vor.

Aynur Boldaz-Özdemir

Aynur Boldaz-Özdemir, IntegrationsunternehmerinSie gibt Leuten eine Perspektive, die auf dem Arbeitsmarkt eigentlich keine Chancen haben. Aynur Boldaz-Özdemir, als 18-Jährige aus der Türkei nach Deutschland gekommen, behauptete sich ohne Ausbildung als ausländische Frau auf dem deutschen Arbeitsmarkt und leitet heute ihr eigenes, erfolgreiches "Integrationsunternehmen". Forever Clean beschäftigt zu 48 Prozent Menschen mit körperlicher, geistiger oder psychischer Schwerbehinderung. In der Belegschaft arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund - gemeinsam und inklusiv.

Forever Clean

Ingrid Brodnig

Ingrid Brodnig, Journalistin und NetzaktivistinEine pluralistische Gesellschaft muss auch im Netz verteidigt werden. Genau das macht Ingrid Brodnig. Die österreichische Journalistin engagiert sich couragiert gegen Hass im Internet - zuletzt in ihrem gerade erschienenen Buch "Hass im Netz", in dem sie beschreibt, was wir gegen digitale Hetze, Mobbing und Lügen tun können. Ingrid Brodnigs Engagement hilft, eine (digitale) Zukunft zu schaffen, die keinen Hass zulässt - und niemanden mehr ausschließt.

Journalistin

"Hass im Netz"

Saskia Bruysten

Saskia Bruysten, UnternehmerinGemeinsam mit dem Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus gründete Saskia Bruysten das Unternehmen "Yunus", das eine Brücke zwischen lokalen Sozialunternehmen und humanitären Spendern und Kreditgebern schlägt. "Yunus" ist bisher weltweit in sieben Ländern im Einsatz, darunter Indien, Uganda und Haiti. Mit ihrem Business setzt sich die ehemalige Unternehmensberaterin für einen sozialeren Kapitalismus ein, der seine Stärke einsetzt, um eine gerechtere Welt zu schaffen.

Gisela Burckhardt

Dr. Gisela Burckhardt, AktivisitinViel zu viele Frauen und Mädchen arbeiten in der Textilindustrie immer noch unter menschenunwürdigen Bedingungen. Gisela Burckhardt setzt sich für die Rechte und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen dieser Frauen ein. Sie hat den Verein Femnet e.V. gegründet und diskutiert als dessen Vorsitzende mit den großen Textilkonzernen, damit die Produktion fairer Kleidung die Regel wird - und nicht die Ausnahme bleibt.

Femnet e.V.

Diana Doko

Diana Doko, Aktivistin für Suizid-Prävention und Unterstützung für Menschen mit DepressionenJedes Jahr sterben in Deutschland 10.000 Menschen durch Suizid. Diana Doko setzt sich mit dem von ihr mitgegründeten Verein "Freunde fürs Leben" dafür ein, dass diese Zahl sinkt. Sie, die selbst ihren Bruder durch Suizid verloren hat, leistet Aufklärungsarbeit bei jungen Menschen zu den Themen Suizid und seelische Gesundheit. Als Vorstandsvorsitzende des Vereins bietet sie betroffenen Menschen ein sicheres Netzwerk und trägt so dazu bei, dass weniger Menschen den Tod als letzten Ausweg wählen. Diana Dokos Vision ist eine Gesellschaft, in der Depressionen endlich kein Tabuthema mehr sind. Dafür kämpft sie jeden Tag.

"Freunde fürs Leben"

Naika Foroutan

Prof. Dr. Naika Foroutan, SozialwissenschaftlerinMuslime haben in unserer Gesellschaft mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Die Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan setzt sich mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit gegen diese Ressentiments ein. Als stellvertretende Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung untersucht sie unter anderem Islambilder in Deutschland. Sie leitet außerdem das Projekt: "Junge Islambezogene Themen in Deutschland" (JUNITED). Die Forschung der gebürtigen Iranerin trägt einen wichtigen Teil dazu bei, die Islamfeindlichkeit in Deutschland abzubauen und eine pluralistische Gesellschaft entstehen zu lassen.

wissenschaftlichen Arbeit

"Junge Islambezogene Themen in Deutschland"

Ulrike Garanin

Joblinge

Mareike Geiling

Mareike Geiling, Gründerin der Initiative "Flüchtlinge Willkommen"Das Wort ,Willkommenskultur' ist spätestens seit dem vergangenen Jahr den meisten ein Begriff. Aber wie schafft man eine solche konkret? Mareike Geiling füllt den Begriff mit Leben. Die von ihr mitbegründete Initiative "Flüchtlinge Willkommen" bietet eine Plattform für Leute, die Wohnraum zu vergeben haben, und geflüchtete Menschen, um diese zusammenzubringen. Junge Geflüchtete sollen dadurch direkt in die Gesellschaft integriert werden, sich willkommen fühlen und ein halbwegs normales Leben führen können. Mareike gibt außerdem ehrenamtlich Deutschkurse und treibt die Internationalisierung der Plattform voran. So leistet sie einen großen Beitrag, damit eine Gesellschaft entsteht, die geflüchtete Menschen als Teil von sich betrachtet.

"Flüchtlinge Willkommen"

Milena Glimbovski

Milena Glimbovski, Co-Gründerin Original UnverpacktDer Verpackungswahn hat mittlerweile wahnwitzige Ausmaße angenommen. Milena Glimbovski hatte irgendwann genug davon, darüber nur den Kopf zu schütteln, und wurde aktiv. Sie gründete gemeinsam mit Sarah Wolf "Original Unverpackt", einen Laden, der auf sämtliche Verpackungen verzichtet und damit einen Beitrag zu weniger Verpackungsmüll leistet. Milena ist nicht nur Ladenbesitzerin, sondern auch eine wichtige Botschafterin für ein Umdenken in der Gesellschaft. Darüber hinaus engagiert sich Milena dafür, dass Menschen mit sich selbst achtsam umgehen und die eigenen Bedürfnisse nicht vergessen. Der von ihr mitentwickelte Jahreskalender "Ein guter Plan" soll dabei unterstützen. Ihr eigenes Burnout und ADHS haben sie für diese Themen sensibilisiert.

Milena Glimbovski

Original Unverpackt

Verpackungsmüll

Silja Graupe

Graupe

Alice Grindhammer

Circular Economy

Kübra Gümüşay

Kübra Gümüşay, Journalistin, Bloggerin und Aktivistin

Internet, Politik, Gesellschaft, Rassismus, Feminismus, Islamfeindlichkeit - das Engagement von Kübra Gümüşay ist unglaublich facettenreich. Mit ihrem Einsatz als Journalistin, Bloggerin und Aktivistin schafft sie ein öffentliches Bewusstsein für all diese Themen. Gleichzeitig sensibilisiert sie unsere Gesellschaft für die Hürden, denen Frauen mit Kopftuch in Deutschland immer noch viel zu oft begegnen. Sie zeigt uns auf beeindruckende Weise, dass Islam und Feminismus sich nicht widersprechen und dass eine Gesellschaft durch Vielfalt nur gewinnen kann. Im Frühjahr initiierte sie die Aktion "#ausnahmlos - gegen Rassismus und Sexismus" und hielt bei der diesjährigen Republica den vielbeachteten Vortrag: "Organisierte Liebe".

Bloggerin

Kopftuch

Organisierte Liebe

Inge Hannemann

Inge Hannemann, Politikerin und Gegnerin von Hartz IVInge Hannemann war die erste Mitarbeiterin eines deutschen Jobcenters, die das System öffentlich kritisierte und seine Ungerechtigkeiten thematisierte. Sie kämpft mit ihrer Initiative "Sanktionsfrei" für ein faireres System. In ihrer Arbeit im Jobcenter hat sie immer wieder miterlebt, wie zermürbend Hartz IV für die Empfänger sein kann. Sie kritisiert, dass Hartz IV, erwerbslos gewordene Menschen wieder zurück in den Beruf zu bringen, sondern sie über den Sanktionsdruck aus dem Leistungsbezug zu drängen. In ihren Buch "Die Hartz-IV-Diktatur" beschreibt sie außerdem, wie ein respektvollerer Umgang mit Erwerbslosen in den Jobcentern aussehen könnte. Mittlerweile sitzt sie parteilos über die Liste der Linken in der Hamburger Bürgerschaft und setzt sich politisch, sozial und privat für eine gerechtere Gesellschaft ein. Inge Hannemann ist für viele Hartz-IV-Empfänger ihr wichtigstes Sprachrohr.

Sanktionsfrei

Frigga Haug

Frigga Haug, Wissenschaftlerin, Politikerin und FeministinDer Einsatz für den Feminismus ist ihr Lebenswerk - als Autorin, Wissenschaftlerin und Politikerin der Partei Die Linke. Frigga Haug, geboren 1937, hat sich in ihrem wissenschaftlichen, politischen und sozialen Engagement der Stärkung der weiblichen Position aus einer linken Perspektive verschrieben. Ihr bekanntes Konzept, die so genannte "Vier-in-einem-Perspektive", stellt zur Debatte, dass die vier Lebensbereiche Erwerbsarbeit, Familienarbeit, Kultur und Politik als gleichwertig angesehen werden und gleich viel Zeit bekommen sollten. Wer über Work-Life-Balance redet, sollte unbedingt Frigga Haugs Ideen kennen, denn sie gehen sehr viel weiter. Haug plädiert für eine radikale Arbeitszeitverkürzung, um insbesondere überarbeitete und ausgebeutete Frauen zu entlasten. Und was tun mit der neu gewonnenen Zeit? "Wir brauchen Zeit, um mehr Freundlichkeit in diese Welt zu bringen", ist einer der vielen Gründe, die Haug für ein Umdenken nennt.

Frigga Haug

Monika Hauser

Medica Mondiale

Dunja Hayali

Dunja Hayali, JournalistinIm vergangenen Jahr wurde uns noch einmal ganz besonders vor Augen geführt: Fremdenfeindlichkeit, sowohl im Netz wie auch offline, ist ein reales Problem unserer Gesellschaft. Die Journalistin Dunja Hayali stellt sich mit ihrer journalistischen Arbeit und ihrem gesellschaftlichen Engagement gegen diesen Hass. Sie berichtet von Pegida-Demonstrationen, engagiert sich im Verein "Gesicht zeigen" und setzt sich konstruktiv und dabei deutlich gegen Hasskommentare im Netz zur Wehr. Damit zeigt sie nicht nur, wie wichtig eine Haltung ist, sondern auch, wie wir alle starke und notwendige Signale gegen Ausgrenzung und Hetze senden können.

Gesicht zeigen

Diana Henniges und Christiane Beckmann

Diana Henniges und Christiane Beckmann, Gründerinnen von "Moabit hilft"Die Situation der Geflüchteten in Deutschland ist vielerorts prekär. Doch ohne das Engagement der zahlreichen freiwilligen Helfer in den letzten Monaten und Jahren wäre sie mehr als das, kaum noch tragbar. Diana Henniges und Christiane Beckmann und die von ihnen gegründete Initiative "Moabit hilft" sind ein herausragendes Beispiel der ehrenamtlichen Arbeit mit Geflüchteten. Ihr Einsatz stellt gelebte Willkommenskultur dar und leistet wichtige Versorgungsarbeit an den Stellen, wo der Berliner Senat versagt hat. Die beiden Frauen und ihr Team leisten damit einen großen Beitrag dazu, dass Geflüchtete in Berlin einen sicheren Ort finden.

Moabit hilft

Judy Korn

Judy Korn, Aktivistin gegen RechtsDie Zahl der rechtsextremistisch motivierten Kriminalität in Deutschland ist im letzten Jahr wieder einmal angestiegen - alarmierende Zahlen, die zeigen, wie wichtig unser Engagement in dieser Sache ist. Genau das macht Judy Korn, seit ihrem 14. Lebensjahr kämpft die Aktivistin gegen Neonazis und für eine offene Gesellschaft. Die Erziehungswissenschaftlerin ist Geschäftsführerin und Mitbegründerin des "Violence Prevention Network". In diesem Netzwerk arbeitet sie mit gewaltbereiten Jugendlichen und hilft ihnen dabei, ihre rassistischen Ressentiments zu überwinden. Damit leistet Judy Korn einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen rechte Gewalt.

Violence Prevention Network

Ria Rehberg

Ria Rehberg, TierrechtsaktivistinRia Rehberg ist passionierte Tierrechtsaktivistin und Vorstand von Animal Equality Deutschland. Das Ziel der internationalen Tierschutzorganisation ist es, das Leiden der Tiere in das öffentliche Interesse zu rücken. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf dem Aufdecken der Zustände in der Nutztierindustrie. Animal Equality wurde 2015 von den Animal Charity Evaluators als eine der drei effizientesten NGOs weltweit ausgezeichnet. Die Organisation setzt auf hochmoderne Technologien: mit iAnimal, 360 Grad -Videoimpressionen erhalten Nutzer beispielsweise authentische Einblicke in Mastbetriebe und Schlachthäuser, die mehr als alle Worte das vielerorts herrschende Leid der Tiere sichtbar machen.

Animal Equality

Julia Römer

Coolar

mit Wärme statt mit Strom

Jamie Schaerer

Initiative Schwarze Menschen in Deutschland

Elisabeth Schuh und Petra Moske

Elisabeth Schuh und Petra Moske, Gründerinnen von NestwärmeAllein in Deutschland leben über eine Million Familien, die ein chronisch krankes oder ein Kind mit Behinderung zu Hause pflegen und betreuen. Eine Aufgabe, die Eltern nicht nur physisch und psychisch an ihre Grenzen bringt, sondern oft auch an den Rand der Gesellschaft. Abhilfe schafft seit 1999 das von Elisabeth Schuh und Petra Moske gegründete, und heute bundesweit aktive Familien-Entlastungs-Netzwerk Nestwärme, das sich für Familien mit schwer oder unheilbar kranken Kindern sowie Kindern mit Behinderung einsetzt und sie im Alltag begleitet.

Nestwärme

Hilal Sezgin

Sina Trinkwalder

Sina Trinkwalder, SozialunternehmerinDas Unternehmertum nicht nur mit Gewinn, sondern auch mit sozialer Integration zutun hat, zeigt Sina Trinkwalder eindrücklich mit manomama. Das 2010 gegründete Augsburger Textilunternehmen produziert regional und nachhaltig sowie stellt aus Prinzip fast ausschließlich Menschen ein, die in unserer Gesellschaft wenig bis gar keine Karrierechancen haben. Für ihr Engagement wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Ein Konzept, dass auch die Integration von Immigranten unterstützen könnte.

manomama

Katja Urbatsch

Katja Urbatsch, Geschäftsführerin von ArbeiterKindAbitur, Studium, Beruf - dieser Weg ist für Kinder aus einem Akademiker-Haushalt häufig vorgezeichnet. In Familien, in denen alle eine Berufsausbildung gemacht haben, sieht das jedoch oft ganz anders aus. Mit der Initiative ArbeiterKind möchte Katja Urbatsch das ändern. Ihr liegt am Herzen, Bildungshürden zu senken und so Kindern aus hochschulfernen Familien den Weg an die Universität zu erleichtern.

ArbeiterKind

KONTEXT

Diese 25 Frauen haben das Zeug zur Dax-Chefin

1.-25. Gewinnerin - kein Ranking!

Es gibt sie doch: 25 herausragende Frauen, die das Zeug für den Chefsessel eines Dax-Konzerns haben. Gemeinsam mit unseren Lesern haben wir nach weiblichen Top-Talenten für Spitzenpositionen gesucht - und sie gefunden. Wir möchten direkt am Anfang nochmal darauf hinweisen, dass dies hier kein Ranking ist, sondern 1.-25. Gewinnerin lediglich die Gewinnerinnen der Reihe nach auflistet. Selbstverständlich sind alle Siegerinnen gleichermaßen Siegerin und Teil der 25 Top-Talente, die unseren Wettbewerb gewonnen haben.

1. Gewinnerin

Jumana Al-Sibai, Bereichsvorstand des Geschäftssegments Chassis Systems Control, Bosch GmbH

2. Gewinnerin

Xiaoqun Clever, Chief Technology Officer, ProSiebenSat.1 Media AG

3. Gewinnerin

Lea-Sophie Cramer, Geschäftsführerin, Amorelie

4. Gewinnerin

Nurten Erdogan, Managing Director, Commerzbank AG

5. Gewinnerin

Dr. Caren Genthner-Kappesz, CEO, Kalahari

6. Gewinnerin

Beatrice Guillaume-Grabisch, Vorstandsvorsitzende, Nestlé Deutschland AG

7. Gewinnerin

Melody Harris-Jensbach, CEO, Jack Wolfskin

8. Gewinnerin

Dr. Ingrid Hengster, Mitglied des Vorstandes, KfW-Bankengruppe

9. Gewinnerin

Catrin Hinkel, Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin des Bereichs Health & Public Service und Human Capital & Diversity Lead, Accenture

10. Gewinnerin

Donata Hopfen, Vorsitzende der Verlagsgeschäftsführung der Bild- Gruppe, Axel Springer SE

11. Gewinnerin

Jurate Keblyte, CFO, Kuka Roboter GmbH

12. Gewinnerin

Martina Köderitz, Vorsitzende der Geschäftsführung, IBM Deutschland

13. Gewinnerin

Ines Kolmsee, Vorständin, EWE AG

14. Gewinnerin

Janina Kugel, HR-Vorständin, Siemens

15. Gewinnerin

Rocio Lorenzo, Partnerin, Boston Consulting Group

16. Gewinnerin

Antonella Mei-Pochtler, Geschäftsführerin, Boston Consulting Group

17. Gewinnerin

Simone Menne, CFO, Lufthansa AG

18. Gewinnerin

Claudia Michalski, Geschäftsführerin, Verlagsgruppe Handelsblatt

19. Gewinnerin

Daniela Mündler, CEO, Lottowelt AG

20. Gewinnerin

Dr. Claudia Nagel, Gründerin und Geschäftsführerin Operations, Technik & Finanzen, Kiwi.ki

21. Gewinnerin

Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Europa und Technik, Deutsche Telekom AG

22. Gewinnerin

Dr. Siegrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende, BVG

23. Gewinnerin

Aliz Tepfenhart, Geschäftsführerin, Burda Digital Holding

24. Gewinnerin

Franziska von Lewinski, Vorständin, Fischer Appelt

25. Gewinnerin

Hildegard Wortmann, Senior Vice President Produktentwicklung, BMW Group

KONTEXT

Selbstmarketing: Ten Golden Rules

1. Positioniere dich

Positioniere dich: Am Anfang stehen dein Profil und dein Ziel. Wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin? Wer nicht weiß, wo er steht, und nicht weiß, wo er hinwill, kann auch keine Route planen, schreibt die Autorin Ute Blindert in ihrem Buch "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Je nachdem, wofür man sich entscheidet, sollte man sich auf jeden Fall Gedanken über seine Strategie machen, zu der dann natürlich die Auswahl der Kommunikationskanäle (Website, Social-Media, Businessnetzwerke, Newsletter) und selbstverständlich auch Überlegungen zum Netzwerken im wirklichen Leben gehören.

"Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst".

2. Jeder hat ein Netzwerk

Jeder hat ein Netzwerk - auch du. Freunde, Kommilitonen, Arbeitskollegen, Vereinsfreunde, Fußballkumpel, Dozenten und Austauschstudenten bilden das Fundament deines Berufsnetzwerks. Ute Blindert rät: "Recherchiere, wer von diesen Kontakten bei Xing, Linkedin oder Facebook ist, und vernetze dich mit diesen." Wer auf Jobsuche ist, sollte das dort auch entsprechend zur Sprache bringen.

3. Zeige dich

Zeige dich - online. Wer von Recruitern und Headhuntern gefunden werden will, kommt an einem Profil bei Xing oder Linkedin i.d.R. nicht vorbei. Legt ein durchdachtes Profil an und tretet selbst in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern.

4. Zeige dich Teil 2

Zeige dich - im realen Leben. Auch wenn es vielleicht manchmal schwer fällt, aber der persönliche Kontakt macht das Netzwerk erst stabil und führt zu mehr Verbindlichkeit. Man kann sich auch ein bestehendes Netzwerk (Studierendenorganisation, Berufsnetzwerk, Verband, Verein) suchen, durch das sich schon viele Kontaktmöglichkeiten mit anderen Menschen ergeben.

5. Lerne Leute kennen

Lerne Leute kennen - einfach aus Spass. Die Autorin empfiehlt "systematische Mittagessen", also zufällig anmutende Begegnungen, bei denen meist ein lohnender Austausch für beide Seiten entsteht. Der Vorteil: Ein Mittagessen oder auch mal der Kaffee zwischendurch sind kurz, aber doch lang genug für den verbindlichen Austausch.

6. Baue dein Netzwerk aus

Baue dein Netzwerk aus - mit Strategie. Identifiziere dazu in deinem (Online-)Businessnetzwerk, wen du unbedingt kennenlernen willst oder wer dir eine Verbindung zu diesem Menschen herstellen kann. Vor allem solltest du wissen, wer eine relevante Person in deiner Branche oder in einem Unternehmen ist. Das kann auch auf einer Konferenz sehr hilfreich sein, da kommst du diesen auch einmal näher - und vielleicht sogar ins Gespräch.

7. Sei aktiv

Wer nie irgendwo präsent ist, wird weniger wahrgenommen, bekommt weniger Empfehlungen und Tipps, wenn der Austausch fehlt. Das gilt auch virtuell, indem du in sozialen Netzwerken präsent bist, Fragen stellst, dich mit anderen austauscht und dich mit deinem Fachwissen als Persönlichkeit zeigst.

8. Teile dein Wissen

Wer dich als kompetent für ein bestimmtes Thema oder als relevant bei einer bestimmten Gruppe wahrnimmt, wird dich vielleicht weiterempfehlen. Das kann für einen neuen Job in einem anderen Unternehmen sein, für ein spannendes Projekt oder auch für einen Vortrag oder eine Podiumsdiskussion bei einer Konferenz.

9. Verzettle dich nicht

Es ist gut, sich ab und zu die Zeit zu nehmen und zu überlegen, welches Engagement was gebracht hat. Auch die beruflichen Kontakte sollte man sich ab und zu anschauen und entscheiden, wen du gern mal wieder treffen möchtest und bei wem du gern mehr Distanz hättest.

10. Gib dir Zeit und bleibe gelassen

Netzwerken zahlt sich nicht immer sofort und auch nicht immer aus. Aber mindestens in der Freude, mit anderen zusammen zu sein und etwas zu unternehmen. Aber auch für die Jobsuche und deine Karriere. Fange daher am besten jetzt mit dem Aufbau deines Netzwerks an.

Quelle

Ute Blindert, "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Campus, 2015, ISBN: 978-3-593-50220-5.

Ute Blindert, "Per Netzwerk zum Job - Insider zeigen, wie du deine Träume verwirklichen kannst". Campus, 2015, ISBN: 978-3-593-50220-5.