Zu viele Touristen: Bei diesen Sehenswürdigkeiten hat der Hype Folgen
Sommerzeit ist Ferienzeit. Und der Tourismus boomt. Jahr für Jahr gibt es in Europas Hotspots das gleiche Bild: Lange Schlangen an den Sehenswürdigkeiten, überfüllte Strände und Touristen, wohin das Auge blickt. Verständlich, dass da so manchem Einheimischem der Kamm schwillt. Deshalb ziehen einige Orte die Konsequenzen gegen den “Übertourismus“ und beschränken den Zutritt.
Der Eiffelturm in Paris. Der Markusplatz in Venedig. Das Münchner Oktoberfest. Europa hat viele sehenswerte Orte. Entsprechend viele Touristen strömen zu Haupt- wie Nebensaison in die Metropolen und an die Strände. Zu viele für manche Orte. Die Konsequenz ist eine Zulassungsbeschränkung für die Reisewütigen. Wer bestimmte Sehenswürdigkeiten oder Hotspots besuchen will, braucht immer öfter ein Zugangsticket oder muss sich an bestimmte Regeln halten.
Beispiel Paris: Freibad und Eiffelturm
Die Hauptstadt Frankreichs liegt in der Top 10 der meist besuchten Städte der Welt. 2017 kamen rund 14 Millionen Besucher in die Metropole an der Seine. Ein Muss ist für viele Touristen natürlich das Wahrzeichen, der Eiffelturm. Gut sechs Millionen Gäste zieht er jährlich an. Den spektakulären Ausblick gibt es aber nur mit Ticket. Das können Touristen entweder vor Ort oder direkt online kaufen. Um die Wartezeiten zu verkürzen, hat sich die Verwaltung ein neues Zugangssystem mit zwei verschiedenen Aufzügen ausgedacht. Ein guter Ansatz, der nur leider in der Praxis nicht funktionierte. Ergebnis: Streikende Mitarbeiter Anfang August und tausende Touristen in Warteschlangen vor den Gittern des Eiffelturms. Besser funktioniert der geregelte Zugang in einem anderen Hotspot, der vor allem französische Touristen anzieht. Das beliebte Freibad “Piscine du Palais des sports“ auf der grünen Insel Puteaux in der Seine musste seinen Besucheransturm seit letztem Sommer maßgeblich reduzieren. Denn das kleine Bad ist nur für maximal 800 Besucher ausgelegt. Schon an der Parkplatzeinfahrt werden Auswärtige abgewiesen, ob sie nun aus Paris, Lille oder Marseille kommen. „Wir sind Opfer unseres Erfolgs“, heißt es von den Mitarbeitern. Zugang haben nach der neuen Regelung nur noch Anwohner der Kommune oder Inhaber einer Dauerkarte.
Beispiel Spanien: Playa de Las Catedrales
Strandbesuch nur mit Erlaubnis? Unvorstellbar – und doch in Nordspanien Realität für die Touristen. Es geht um die berühmte Playa de Las Catedrales (Strand der Kathedralen) in Galicien nordöstlich von La Coruña. Wer sich hier in der Hauptsaison bräunen will, braucht eine “persönliche und nicht übertragbare” Sondergenehmigung. Grund sind die eindrucksvollen Felsformationen, die den Strand bereits 2007 zum Biosphärenreservat machten. Von Anfang Juli bis Ende September dürfen nun täglich nur noch 4812 Menschen das Naturwunder besuchen und bewundern.
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Beispiel Italien: Sellajoch und Cinque Terre
Bella Italia ist mit Städten wie Venedig und Rom ein Touristen-Dauerbrenner. Immer wieder wird über Zugangsbeschränkungen für Sehenswürdigkeiten diskutiert, beispielsweise im dauerüberlaufenen Venedig, das extrem unter den Kreuzfahrtschiffen leidet. Geschehen ist bisher noch nichts. Und doch gibt es an anderen Orten schon entsprechende Maßnahmen. Am Sellajoch, einem gern befahrenen Alpenpass in den Dolomiten, müssen sich Autos und Motorräder in den Sommermonaten anstellen. Denn sie dürfen nur in beschränkter Zahl um den Pass fahren. So soll die Umwelt in der beliebten Urlaubsregion geschützt werden. Auch Wanderer müssen sich im Vorfeld gut informieren, bevor sie sich auf den beliebten Weg zwischen den malerischen Dörfern in Cinque Terre in Ligurien aufmachen. Denn der Ansturm war in der Vergangenheit so groß, dass mittlerweile nur derjenige weitergehen darf, der ein Ticket besitzt.
Beispiel Amsterdam und München: harte Maßnahmen gegen Überfüllung
Die niederländische Touristenmetropole Amsterdam hat dem Touristensturm einen entschlossenen Riegel vorgeschoben. Denn vor allem nachts drängeln sich in den Straßen die feierlustigen Fernreisenden. Im Rotlichtquartier in der Nähe des Bahnhofs wird es künftig an besonders vollen Abenden sogenannte Fegepausen geben – dann sollen die Bereiche kurzfristig zum Saubermachen gesperrt werden. Wenn es ganz schlimm wird, können sogar ganze Straßenzüge geschlossen werden.
“Wegen Überfüllung geschlossen“ lesen auch alljährlich im September tausende Besucher des Münchner Oktoberfestes. Kein Wunder bei über sechs Millionen Gästen im Jahr 2017. Wer einen Platz in den begehrten Festzelten haben will, muss besonders an den “Wiesn“-Wochenenden zum einen sehr früh aufstehen und zum anderen sehr schnell sein. Oft schließen die Zelte bereits mittags ihre Tore und hängen ein Schild mit besagten Worten auf. Wer einmal draußen ist, bleibt draußen. Da sind die Türsteher eisenhart. Ausnahmen gibt es nur für die Glücklichen mit Reservierungs-Armband.
Im Video: Osterinsel begrenzt Tourismus