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Wo sich jetzt mit Zinspapieren Geld verdienen lässt

Unternehmensbonds und Schwellenländer-Anleihen bieten risikofreudigen Anlegern die besten Chancen auf hohe Renditen, sagen Experten.

Es war ein gewaltiger Sprung: Von 0,82 auf 0,92 Prozent stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen am Montag. Auslöser war die Nachricht, dass die beiden Pharmaunternehmen Biontech und Pfizer schon bald einen wirkungsvollen Impfstoff auf den Markt bringen werden. Anleger schalteten um auf Risikofreude: Sie verkauften als sicher geltende Staatsanleihen und griffen vor allem bei Aktien zu. In der Folge sanken die Bond-Kurse, im Gegenzug ging die Rendite der Staatspapiere nach oben.

Diese Entwicklung zeigte sich auch in Europa: Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bewegte sich von minus 0,62 auf minus 0,51 Prozent, das entsprechende italienische Papier von 0,64 auf 0,74 Prozent.

Am Dienstag stabilisierte sich die Entwicklung zunächst wieder. Aber Christian Kopf, Anleihechef von Union Investment, geht davon aus, dass die höhere Risikobereitschaft weiterhin die Entwicklung bestimmt, Ähnlich sieht Michael Ganske, Schwellenländer-Experte der US-Fondsgesellschaft T. Rowe Price, „eine längerfristige Unterstützung für Risikowerte.“

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Das aber heißt zunächst, dass Anleihen mit niedrigem Risiko und langer Restlaufzeit weiter unter Druck geraten könnten. „Aufgrund der wirtschaftlichen Erholung sind wir vorsichtig bei den langen Laufzeiten“, sagt Kopf.

Auf der anderen Seite sollten von der Risikofreude neben Aktien auch Unternehmensanleihen und Zinspapiere der Schwellenländer profitieren. Felix Herrmann, Investmentstratege von Blackrock, sieht zum Beispiel Chancen bei europäischen Bankanleihen. „Das sind zyklische Papiere, und damit liegt man ganz gut, wenn es im kommenden Jahr zu einer wirtschaftlichen Erholung kommt“, sagt er. Kopf setzt unter anderem auf Immobilienunternehmen.

Unter den Schwellenländern gibt er der Region Asien den Vorzug vor Lateinamerika. Die Länder in Fernost profitieren von sinkenden Rohstoffpreisen. Außerdem haben sie die Corona-Pandemie gut im Griff, was die wirtschaftliche Erholung beflügelt. Der Union-Investment-Experte findet dort Papiere mit rund vier Prozent Rendite in harter Währung.

Kopf geht davon aus, dass sich die kurzfristigen Zinsen in den USA kaum verändern. Denn die werden von der US-Notenbank (Fed) bestimmt, die keinerlei Anzeichen erkennen lässt, in absehbarer Zeit die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Die langfristigen Renditen sollten sich aber nach unten bewegen, damit werden die Unterschiede zwischen den Laufzeiten kleiner.

Kopf geht ins Detail: „Zurzeit liegt der Abstand zwischen zweijährigen und 30-jährigen Papieren bei 140 Basispunkten“, erläutert er, also bei 1,4 Prozentpunkten. In der Vergangenheit erreichte diese Spanne maximal 200 Basispunkte. Der Experte rechnet diesmal mit einer Ausdehnung auf 160 bis 180 Basispunkte.

Aus dem Beispiel wird deutlich: Bei Anleihen kommt es nicht nur auf die Höhe der Zinsen an, sondern auch auf die Unterschiede verschiedener Laufzeiten. Profis können darauf wetten, dass diese Unterschiede größer werden. Oder wie Kopf im Fachjargon sagt: „Wir rechnen damit, dass die US-Kurve in den kommenden zwölf Monaten steiler wird.“

Er erwartet auch, dass die Rendite in den USA stärker steigt als in Europa. Umgekehrt glaubt er, dass der Unterschied zwischen Deutschland und Italien etwas abschmilzt. Er ist daher in seinen Fonds „long“ in Italien und „short“ in Deutschland gegangen, hat also italienische Staatspapiere gekauft und auf niedrigere Kurse der deutschen Papiere gewettet.

Wieder mehr Inflation

Ein wichtiges Thema für Anleihe-Anleger ist die Inflation. Nach Ansicht von Herrmann wird dieses Risiko von vielen Investoren noch unterschätzt. Wenn nach Abklingen der Pandemie die Wirtschaft wieder anzieht, werden die Preise seiner Meinung nach in Europa wie in den USA durchaus über das Inflationsziel der Notenbanken von zwei Prozent hinaus ansteigen. Die Geldpolitiker haben signalisiert, dass sie das eine Weile tolerieren wollen.

Herrmann nennt neben der hoffentlich besser laufenden Konjunktur einen speziellen Grund für steigende Preise. „Von Unternehmen, mit denen wir sprechen, hören wir, dass sie ihre Lieferketten verändern“, sagt der Blackrock-Experte. Um auf Nummer sicher zu gehen, produzieren die Konzerne lieber näher an den Absatzmärkten – aber das kann deutlich teurer sein.

Höhere Inflation bedeutet aber, dass die realen Renditen, also nach Abzug der Inflation, im kommenden Jahr sinken. Kopf sieht das ähnlich. Wenn die kurzfristigen Zinsen der Notenbanken im Euro-Raum bei minus 0,5 Prozent und in den USA bei 0,1 Prozent bleiben, erwartet er einen Rückgang der realen Rendite im Euro-Raum von minus 1,5 auf minus 1,7 Prozent und in den USA von minus 1,6 auf minus 1,9 Prozent.

Damit zeigt sich: Trotz höherer ausgewiesener Renditen wird es schwierig bleiben, mit Zinspapieren Geld zu verdienen.