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Zahlungsunfähigkeit droht: Wirecard stellt Insolvenzantrag

Angesichts eines 1,9 Milliarden Euro schweren Lochs in der Bilanz hat der Zahlungsdienstleister Insolvenz angemeldet. Die Gläubigerbanken sind überrascht.

Dem Dax-Konzern droht die Zahlungsunfähigkeit. Foto: dpa
Dem Dax-Konzern droht die Zahlungsunfähigkeit. Foto: dpa

Nach seinem zunächst märchenhaften Aufstieg steht der Zahlungsdienstleister Wirecard vor der Pleite. Nach dem milliardenschweren Bilanzskandal stellte der Konzern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, wie Wirecard am Donnerstag mitteilte.

Der Vorstand der Wirecard habe sich wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu diesem Schritt entschlossen stellen, teilte das Unternehmen mit. Es werde geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müsse.

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An der Frankfurter Börse stürzte die Wirecard-Aktie ein weiteres Mal in die Tiefe. Es ist das erste Mal in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Leitindex Dax, dass ein Dax-Mitglied Insolvenz anmeldet, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Mit 9,96 Euro erreichte die Wirecard-Aktie am Vormittag den tiefsten Stand seit August 2011, ehe sie um 10.20 Uhr für 60 Minuten vom Handel ausgesetzt wurde. Ebenfalls vom Handel ausgesetzt wurden alle strukturierten Produkte wie Anlagezertifikate und Hebelprodukte, die sich auf Wirecard als Basiswert beziehen. Seit der abermaligen Verschiebung der Bilanz für 2019 in der Vorwoche verlor die Wirecard-Aktie gut 90 Prozent an Wert.

Auch die Wirecard-Anleihe kann nicht mehr ge- oder verkauft werden. Das teilte die Deutsche Börse um 10.57 Uhr mit. Die bis 2024 laufende Anleihe wurde zuletzt mit 20 Cent pro Euro notiert. Im Gegenzug kletterte die Rendite der Anleihe auf über 48 Prozent. Kleinanleger dürften allerdings von der Handelsaussetzung der Anleihe nicht betroffen sein. Die Anleihe wurde mit einer Stückelung von 100.000 Euro pro Anleihe begeben.

Am vergangenen Donnerstag hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young dem Zahlungsabwicklers das Testat für die Bilanz verweigert. Bei Buchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten in Asien sei wegen Täuschungsverdachts unklar, ob die Gelder existieren.

Am Montag räumte der Konzern dann in einer Ad-hoc-Mitteilung ein, „dass die bisher zugunsten von Wirecard ausgewiesenen Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen“. Deswegen prüft der Konzern die nachträgliche Korrektur seiner Bilanzen: „Mögliche Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse vorangegangener Geschäftsjahre können nicht ausgeschlossen werden“, hieß es.

Banken konnten die Kreditlinie kündigen

Im Zentrum des Bilanzskandals stehen der ehemalige Wirecard-Finanzchef in Südostasien und ein Treuhänder, der bis Ende 2019 für Wirecard aktiv war und das – wie sich nun herausgestellt hat – in großen Teilen wahrscheinlich gar nicht existente Geschäft mit den Drittpartnern betreute.

Weil Wirecard über keine testierte Bilanz für das Jahr 2019 verfügt, hatten Gläubigerbanken das Recht, Kredite über insgesamt zwei Milliarden Euro zu kündigen. Zuletzt hatte der neue Vorstandschef James Freis, den Wirecard von der Deutschen Börse abgeworben hatte, noch zusammen mit Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann unter Hochdruck mit den Gläubigerbanken verhandelt.

Bis zuletzt habe es konstruktive Verhandlungen über die Verlängerung einer 1,75 Milliarden Euro schweren Kreditlinie gegeben, heißt es aus Kreisen eines Konsortiums, zu dem rund 15 Institute gehören. Von dem Insolvenzantrag wurden sie überrascht. Die Bankengruppe wird von der Commerzbank, Landesbank Baden-Württemberg und den beiden niederländischen Großbanken ABN Amro und ING angeführt.

Die Geldhäuser hätten die Kreditlinie jederzeit kündigen dürfen, hielten aber bis zuletzt still. Erst vor wenigen Tagen hatten die Banken den Sanierungsberater FTI-Consult mit der Prüfung der Wirecard-Finanzen beauftragt. Diese Prüfung sei noch nicht abgeschlossen gewesen, heißt es. Eigentlich wollten die Banken erst nach vorliegen der Ergebnisse über die Zukunft von Wirecard entscheiden.

Mit Material von dpa und Reuters.