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Wirtschaftspolitik am grünen Tisch: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Kamil Kowalcze über Aktionismus in Berlin. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Damit die Lichter nicht ausgehen

Man kann der Bundesregierung vieles vorwerfen, aber eines ganz sicher nicht: eine passive Industriepolitik.

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Während die Rettung von Uniper nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und die Unterstützung der Lufthansa während der Covid-Pandemie noch als Notfalleingriffe aufgrund höherer Gewalt gerechtfertigt werden konnten, fällt dies bei den jüngsten staatlichen Interventionen schwer.

Berlin verhandelt seit geraumer Zeit über den Kauf des Deutschlandgeschäfts des niederländischen Übertragungsnetzbetreibers TenneT. Eine Einigung steht kurz bevor, der Staat ist bereit, rund 22 Milliarden Euro zu zahlen. Das Argument: Die Niederländer wollten nicht so viel Geld in das Netz stecken, wie es die Ampel-Pläne für die Vergrünung der Wirtschaft erfordern. Aus den Niederlanden ist zu hören, dass man durchaus dazu in der Lage wäre, die Ampel aber politischen Druck zur Renationalisierung ausgeübt habe.

Auch bei Siemens Energy dürfte der dem Siemens-Konzern das unternehmerische Risiko wenigstens teilweise abnehmen und die angeschlagene Tochter mit umfangreichen Bürgschaften unter die Arme greifen. Das Argument: Siemens Energy stelle die für die Energiewende wichtigen Windkraftkomponenten her, zudem müsse Europa in diesem Sektor seine Souveränität gegenüber China wahren.

Steuerzahler könnten sich fragen, warum sie für die Managementfehler eines Weltkonzerns haften sollen. In der Tat sieht die Welt heute anders aus als vor drei Jahren. Aber die Regierung täte gut daran, die Widersprüche ihrer Politik besser zu erklären, um nicht noch mehr Vertrauen der Wähler zu verlieren.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Verena Sepp: Luxus aus der Mode, Notenbank als Sphinx, bröckelnde Hauspreise, Wall-Street-Hacker, und der David vom Rhein.

Luxus aus der Mode

Die Kauflust der Reichen ist kein Naturgesetz, wie das Halbjahresergebnis von Richemont zeigt. Die Einnahmen aus dem Geschäft mit Luxusuhren gingen unerwartet zurück und Verbraucher im oberen Preissegment waren sparsamer, was dem Schweizer Konzern unterm Strich einen überraschenden Gewinnrückgang bescherte. Das erste Quartal habe besser begonnen als erwartet, das zweite sich aber aufgrund der Inflation, des schwächeren Wirtschaftswachstums und der geopolitischen Spannungen verschlechtert, so Präsident Johann Rupert. Die Aktien fielen um bis zu 5,3% und zogen Konkurrenten wie LVMH und Swatch mit sich. Besser lief es für die Allianz, die im dritten Quartal mehr Gewinn verbuchen konnte als von Analysten erwartet. Das Jahresziel wurde bestätigt, die Aktien gewannen bis zu 3,5%. Die von Kanzler Scholz versprochene “dauerhafte” Erhöhung der Verteidigungsausgaben scheint an der deutschen Rüstungsindustrie vorbeizugehen. Von den Folgen des Ukraine-Kriegs profitiere in erster Linie die US-Konkurrenz, moniert die IG Metall, Deutschland bekäme “vom Kuchen nur die Krümel ab.”

Notenbank als Sphinx

Die Fed will entschlossen handeln, ohne dabei unvorsichtig zu sein. “Wenn es angemessen ist, die Geldpolitik weiter zu straffen, werden wir nicht zögern, dies zu tun”, sagte deren Chef Jerome Powell am Donnerstag. “Wir werden jedoch weiterhin vorsichtig vorgehen”, so Powell sibyllinisch. Der Markt war von der Entschlossenheit stärker beeindruckt als von der Vorsicht und schickte US-Bonds in den Keller. Diesseits des großen Teichs stellt sich die Frage, was mit Italien-Staatsanleihen passiert, wenn heute Fitch und nächste Woche Moody’s ihre Urteile über die Qualität der Haushaltsführung in Rom abgeben. Ein negativer Ausblick, oder gar Credit Watch bei Fitch könnte der Auftakt für auseinanderlaufende Spreads sein, meint BI. Moody’s bewertet Italien derzeit nur eine Stufe über Ramsch, mit negativem Ausblick. Für schlechte Nachrichten von der Rating-Front seien Händler nicht positioniert, schreibt Ven Ram im Markets Live Blog. Und was macht dann die EZB? Die hätte “im Falle eines Ausbruchs einer Krise möglicherweise nur wenige Möglichkeiten und könnte nur dann eingreifen, wenn Italien die Haushaltsregeln der EU einhalten würde”, so Bloomberg Economics.

Bröckelnde Hauspreise

Eine Bodenbildung bei den Immobilienpreisen lässt weiter auf sich warten. In Deutschland hat sich die Preiskorrektur im dritten Quartal fortgesetzt, getrieben weiterhin vom gewerblichen Immobiliensektor. Im Jahresvergleich verbilligten sich Liegenschaften um 7,1%, wie der Verband deutscher Pfandbriefbanken errechnet hat. In Schweden, wo es kurze Zeit nach einer Erholung aussah, geht es inzwischen wieder abwärts, hatte die Svensk Maklarstatistik gestern schon gemeldet. Auch die blau-gelben Immobilienfirmen kommen nicht zur Ruhe: Dem schon länger kriselnden Riesenvermieter mit dem unaussprechlichen Namen Samhallsbyggnadsbolaget i Norden flatterte ein Brief eines Gläubigers ins Haus, der der Meinung ist, dass Bedingungen einer Anleihe verletzt wurden und diese daher sofort fällig zu stellen sei. Der Gründer des Lokalrivalen Heimstaden Bostad aus dem norrländischen Umeå, der auch in Berlin und Hamburg Wohnungen besitzt, plant einen Teilverkauf seines Anteils. Bei der kriselnden Signa hat sich der Kredithedgefonds Arini des ehemaligen Credit-Suisse-Bondhändlers Hamza Lemssouguer als Bondgläubiger herausgestellt.

Wall-Street-Hacker

Es ist ein Alptraum der Wall Street und ein James-Bond-reifes Szenario, dass irgendwann einmal ein Hackerangriff zentrale Elemente des globalen Finanzsystems lahmlegt und damit weltweites Chaos auslöst. Was gestern an der Wall Street los war, war zwar eine Nummer kleiner, dürfte aber dennoch bei einigen Cybersicherheits-Beauftragten für Sonderschichten sorgen. Die mit Russland in Verbindung gebrachte Hackerbande Lockbit hat offenbar bei der Wall-Street-Sparte der chinesischen Riesenbank ICBC interne Dateien gekapert und verschlüsselt und für deren Freigabe ein Lösegeld verlangt (sogenannte Ransomware). Viele Details sind weiter unklar, fest steht aber laut informierten Kreisen, dass die Chinesen für die Abwicklung von Handelsgeschäften am Donnerstag USB-Sticks per Boten durch Manhattan schicken mussten. Die nach Bilanzsumme größte Bank der Welt ist ein signifikanter Player am Treasurymarkt, und einige Marktteilnehmer schoben auch eine verpatzte Treasuryauktion auf die durch die Hacker verursachten Probleme. “Der ICBC-Hack wird große Banken rund um den Globus dazu bringen, ihre Abwehrmaßnahmen zu verbessern, und zwar ab heute”, sagt Marcus Murray, dessen schwedische Firma Truesec praktischerweise entsprechende Dienste anbietet.

Der David vom Rhein

Kaum ein anderes Wort ist in der Tech-Welt derzeit so sexy wie KI. “Übersetzer” klingt dagegen äußerst plump, ist aber ein wichtiges Feld im KI-Wettbewerb. Die meisten denken dabei wohl an die Alphabet-Tochter Google, doch Brancheninsider schielen nach Deutschland, genauer gesagt nach Köln. 2017 begann alles mit einer einfachen Website, im Januar erhielt das 700-Mitarbeiter-Startup DeepL eine Kapitalerhöhung mit einer Bewertung von 1 Milliarde Euro. Inzwischen deckt der Anbieter 31 Sprachen ab, 20.000 Kunden beziehen eine kostenpflichtige Version. Im Dezember soll eine erste Sprachdolmetscher-Funktion erscheinen, die die Worte eines Sprechers aufnimmt und sie dann in eine andere Sprache transkribiert. DeepL-Chef Jarek Kutylowski stellt sich einen solchen Dienst “in jedem einzelnen Geschäftsmeeting” vor, was Sprachbarrieren irrelevant macht. Die auf maschinelle Übersetzung spezialisierte Risikokapitalgesellschaft IVP, vergleicht das Startup mit Dropbox und Slack, also anderen bekannten Namen aus der Softwarebranche. Ob sich DeepL gegen Goliath Google durchsetzen kann, wird sich zeigen.

Was sonst noch passiert ist:

  • Metzler verschlankt sich

  • Krieg verlängert Flugzeiten

  • Latinos trinken weniger

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