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Wirecard wächst rasant – und steigert die Abhängigkeit von Asien

Wirecard ist Erfolgsmeldungen gewohnt. Der Zahlungsdienstleister aus Aschheim bei München wächst seit Jahren rasant, im Herbst warf er sogar die Commerzbank aus dem Dax. Umso bitterer war das erste Quartal 2019: Betrugs- und Manipulationsvorwürfe machten die Runde, der Aktienkurs schwankte stark. Auf die Geschäftszahlen, die das Unternehmen am Mittwoch veröffentlichte, hat sich die Unsicherheit jedoch offenbar nicht ausgewirkt.

  • Die Kunden halten Wirecard die Treue. Das wichtige Transaktionsvolumen steigt um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf mehr als 36 Milliarden Euro.

  • Der Umsatz wächst um knapp 35 Prozent auf 566 Millionen Euro. Der Nettogewinn erhöht sich um ganze 50 Prozent auf 106 Millionen Euro.

  • Die Kosten steigen ebenfalls kräftig. So erhöht sich der Materialaufwand, der vor allem Gebühren an Banken und Kreditkartenfirmen beinhaltet, um 30 Prozent auf 301 Millionen Euro. Die Personalkosten steigen um 46 Prozent auf knapp 77 Millionen Euro.

Das fällt positiv auf:

Wirecard gilt als Wachstumswert, der Quartal für Quartal die Zuwächse anderer Dax-Konzerne hinter sich lässt. Diese Erfolgsstory scheint sich auch im ersten Vierteljahr 2019 fortzusetzen. „Durch die Konvergenz des digitalen Bezahlens mit innovativen Mehrwertdiensten und datengetriebener Dienstleistungen auf einer Plattform wird sich einer der global größten Wachstumsmärkte formieren“, erklärt Konzernchef Markus Braun.

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Heißt im Klartext: Da immer mehr Menschen per App oder Kreditkarte bezahlen, statt mit Bargeld, ist das Geschäftsmodell von Wirecard eine Wachstumsbranche. So gehen Schätzungen von einem weltweiten Anstieg bargeldloser Zahlungen von rund 14 Prozent pro Jahr bis 2021 aus. In Asien könnten die Zahlen sogar noch höher liegen.

Genau hier ist Wirecard besonders stark. Während der Umsatz auf dem europäischen Markt im ersten Quartal 2019 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um gut 27 Prozent auf 264 Millionen Euro gestiegen ist, ging es in der Region Asien/Pazifik um ganze 50 Prozent nach oben auf 291 Millionen Euro.

Die vielen Zukäufe der vergangenen Monate und Jahre zahlen sich dabei offenbar aus. Der Umsatz des Kernsegments Zahlungsabwicklung und Risikomanagement stieg im ersten Quartal 2019 um knapp 42 Prozent auf 423 Millionen Euro, vor allem aufgrund des Wachstums in Asien.

Wirecard konnte auch die Geschäftsbeziehungen mit Partnern wie dem chinesischen Reiseanbieter Ctrip, dem US-Zahlungsdienst Google Pay oder dem japanischen Mischkonzern ANA Group ausbauen.

Das fällt negativ auf:

Die größte Stärke von Wirecard – das rasant wachsende Asiengeschäft – ist zugleich die größte Schwäche des Konzerns. Wie die Zahlen des ersten Quartals zeigen, hat sich Wirecards Abhängigkeit vom fernöstlichen Markt 2019 weiter erhöht, obwohl Konzernchef Braun ein weltweit organisches Wachstum propagiert.

In Asien hat der Konzern außerdem zuletzt gravierende Probleme einräumen müssen. So kam es in der Singapur-Einheit zu Fehlbuchungen und anderen Unregelmäßigkeiten, in der Folge geriet Wirecard stark unter Druck. Beobachter kritisieren den Konzern schon seit langem als „Blackbox“, da das komplexe Geschäftsmodell nur schwer zu durchdringen ist.

Wirecard möchte den Singapur-Skandal lieber heute als morgen hinter sich lassen. Doch auch im ersten Quartal 2019 zeigen sich seine Folgen. „Im Rahmen der Untersuchungen in Asien im 1. Quartal 2019 ist ein Anstieg bei den Rechtsberatungs- und Abschlusskosten (...) zu verzeichnen“, heißt es lapidar im Quartalsbericht. Tatsächlich haben sich die Kosten für rechtliche und sonstige Beratung auf etwa 20 Millionen Euro verdoppelt.

Hinzu kommt: In der Region Amerika/Afrika, insbesondere auf dem wichtigen US-Markt, kann sich Wirecard weiter nicht durchsetzen. Der Umsatz steigt hier um lediglich neun Prozent auf homöopathische 45 Millionen Euro.

Und auch wenn Wirecard immer wieder die Bedeutung schlauer Algorithmen betont – das rasche Wachstum erfordert weiterhin menschliche Mitarbeiter. Die Personalkosten klettern um mehr als 46 Prozent nach oben. Für 2019 ist ein weiterer Anstieg zu erwarten: Erst vor kurzem hatte Konzernchef Markus Braun gegenüber dem Handelsblatt den überproportionalen Ausbau der Compliance-Abteilungen angekündigt, um künftig Bilanzunregelmäßigkeiten zu verhindern.

Was kommt:

Wirecard rechnet auch für 2019 mit einem weiter rasanten Wachstum: „Der Vorstand erwartet (...) eine anhaltend sehr gute Geschäftsentwicklung, ihm sind keine maßgeblichen Veränderungen zu der im Geschäftsbericht ausführlich beschriebenen Prognose (...) bekannt.“

Der Konzern hebt aufgrund der Entwicklung im ersten Quartal seine Gewinnprognose für 2019 an. So soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 760 und 810 Millionen Euro liegen. Zuvor war man von einer Gewinnspanne zwischen 740 und 800 Millionen Euro ausgegangen.

Laut Analyst Marius Fuhrberg von Warburg Research hat Wirecard „sehr gute Zahlen geliefert“. Der Konzern sei größtenteils organisch gewachsen. „Das hohe Umsatzwachstum zeigt, dass die operative Performance von Wirecard von den Anschuldigungen nicht beeinträchtigt ist“, erklärt er mit Blick auf die Unregelmäßigkeiten in Asien. Fuhrberg erwartet, dass die vorgelegten Zahlen das Vertrauen der Investoren wiederherstellen.

Klar ist aber auch: Analysten wie Investoren werden nach den Entwicklungen des ersten Quartals in Zukunft noch genauer auf Wirecards Asien-Engagement schauen. Die Zukunft des Konzerns hängt inzwischen an der Entwicklung in Fernost.