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Die Weltwirtschaft zahlt den Preis für Irrtümer der Notenbanken

(Bloomberg) -- Selbst nachdem die Zentralbanken eingesehen haben, dass sie im letzten Jahr mit ihren Inflationsprognosen auf dem falschen Dampfer waren, haben sie es mit ihrer geldpolitischen Orientierung weiter vermasselt. Damit droht weiterer Schaden an ihrer Glaubwürdigkeit, Marktturbulenzen und eine verzögerte Erholung von der Pandemie.

Von der US-Notenbank Federal Reserve wird nun erwartet, dass sie die Zinsen am Mittwoch um 75 Basispunkte anhebt, nur wenige Wochen, nachdem der Vorsitzende Jerome Powell und sein Team wiederholt eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt angekündigt hatten. Es ist der letzte in einer Reihe von Fehltritten, die mit der Einstufung der hohen Inflation als “vorübergehend” im letzten Jahr begann und mit Hektik um das Ende des Anleihekaufprogramms und die Bilanzverkürzung weiterging.

Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich in letzter Zeit aggressiver geäußert, als sie zuvor angedeutet hatte, und die australische Zentralbank gehört zu denjenigen, die die Zinssätze schneller anheben als zuvor angekündigt.

Die Anleger sind besorgt, dass der Wettlauf um die Wiedergutmachung früherer Prognosefehler das Risiko von Rezessionen erhöht. Aktienmärkte sind im Bärenmodus, Renditen der US-Treasuries verzeichneten am Montag den größten zweitägigen Anstieg seit den 1980er Jahren, und die Kreditmärkte zeigen Anzeichen einer zunehmenden Anspannung.

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Der EZB-Rat wird am Mittwoch eine Sondersitzung abhalten, “um die aktuellen Marktbedingungen zu erörtern”, so ein Sprecher. Unterdessen eskaliert zusehends der Kampf zwischen Anleihehändlern und der Bank of Japan, während die Zentralbank darum kämpft, die Märkte davon zu überzeugen, dass ihre ultralockere Geldpolitik nachhaltig sei. Die Futures für zehnjährige Anleihen brachen am Mittwoch so stark ein wie seit 2013 nicht mehr.

Die Fehler der Währungshüter trüben ihre Reputation dafür, Preisstabilität zu garantieren und eine Inflationsspirale zu verhindern, wie sie in den 1970er Jahren die Einkommen der Mittelschicht belastete. Der Verlust an Glaubwürdigkeit bedeutet, dass möglicherweise noch mehr geldpolitische Maßnahmen erforderlich sind, um den Preisdruck zu entschärfen.

Zentralbank-Dilemma

“Die Zentralbanken befinden sich in einem Dilemma”, sagte Sayuri Shirai, ehemaliges Ratsmitglied der Bank of Japan und jetzt Professorin an der Keio University. “Um das Vertrauen wiederherzustellen, müssen die Zentralbanken die Leitzinsen ausreichend anheben, um die Inflation zu senken, was zu einer weiteren Verlangsamung der wirtschaftlichen Erholung führen könnte.”

Das Vertrauen der Haushalte und Unternehmen darin, dass die Zentralbanken ihre Inflationsziele erreichen, hilft in der Theorie, den Preisdruck in Schach zu halten. Haushalte halten sich dann mit manchen Käufen zurück und Arbeitnehmer mit Lohnforderungen.

Die meisten Währungshüter betonten bis vor kurzem, dass die langfristigen Inflationserwartungen weiter unter Kontrolle seien - und nannten das als Beweis für ihre Glaubwürdigkeit. Der Präsident der Chicago-Fed, Charles Evans, erklärte noch im März, die heutige Inflation sei nicht wie die in den 1980er Jahren, weil die “übermäßig akkommodierende Geldpolitik” in den 1960er und 1970er Jahren zu einem Aufbau langfristiger Inflationserwartungen beigetragen habe.

Doch der am Freitag von der University of Michigan veröffentlichte Indikator für längerfristige Preiserwartungen erlaubt Zweifel an dieser Darstellung. Er stieg auf den höchsten Stand seit dem Ölpreisanstieg 2008.

Zwar kann man der Fed, der EZB und ihren Kollegen nicht vorwerfen, dass sie den Preisanstieg infolge des Einmarsches Russlands in der Ukraine oder die Dauer der globalen Lieferkettenprobleme nicht vorausgesehen haben. Doch die fortgesetzte Ausweitung ihrer Bilanzen im Jahr 2021 und die Beibehaltung der Zinssätze nahe der Nulllinie, selbst als die Inflation in die Höhe schoss und sich die Volkswirtschaften von den Tiefen der Covid-19-Krise erholten, könnten nun die Saat der aktuellen Turbulenzen gesät haben, sagen Kritiker.

“Ich glaube, dass dies der Glaubwürdigkeit der Zentralbanken einen verheerenden Schlag versetzen wird - wenn die Investoren erkennen, dass die Inflation, mit der wir konfrontiert sind, ‘menschengemacht’ ist und die Zentralbanken eine entscheidende Rolle gespielt haben”, sagte Stephen Jen, der Eurizon SLJ Capital, ein Hedgefonds und Beratungsunternehmen in London, leitet.

Powell brauchte bis November, um die Beschreibung der Inflation als “vorübergehend” zurückzunehmen, und räumte letzten Monat ein, dass es “rückblickend wahrscheinlich besser gewesen wäre, die Zinsen früher anzuheben”.

Der von der Fed am meisten beachtete Preisindex stieg im April um 6,3%. Der Median der Schätzungen der Fed-Vertreter im März lag noch bei 4,3% für 2022. Neue Prognosen sind am Mittwoch fällig.

Die USA sind nicht die Einzigen, die mit einem Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen haben. Lagarde und ihre Kollegen im EZB-Rat sind auf dem besten Weg, die Zinsen im Juli um einen Viertelpunkt und im September um 50 Basispunkte anzuheben. Und das, nachdem sie im Dezember noch gesagt hatte, eine Zinserhöhung in diesem Jahr sei unwahrscheinlich.

“Alle internationalen Institutionen, alle angesehenen Prognostiker haben den gleichen Fehler gemacht”, indem sie die Krise unterschätzt haben, sagte Lagarde letzte Woche.

In den Schwellenländern ergibt sich ein gemischtes Bild. Einige, wie Brasilien, haben die Zinsen viel schneller angehoben als die Industrieländer. China hat sich stattdessen darauf konzentriert, seine Geldpolitik wegen der konjunkturellen Verlangsamung stimulierend einzusetzen. In Indien wies die Zentralbank noch im April Andeutungen zurück, sie sei zu spät dran. Es folgten zwei Monate in Folge mit Zinserhöhungen und eine Inflation weit außerhalb ihres Toleranzbereichs.

Stanley Druckenmiller, der das Duquesne Family Office leitet, warnte diesen Monat, dass die Politik der Zentralbanken vor einem Jahr völlig unangemessen war und es unvermeidlich sei, dass Anleger Geld verlieren werden.

“Die Vorhersage einer sanften Landung widerspricht der geschichtlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte”, so Druckenmiller, 68, der mehr als ein Jahrzehnt lang Gelder für den Milliardär George Soros verwaltete.

Überschrift des Artikels im Original:

World’s Central Banks Got It Wrong, and Economies Pay the Price

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