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Weidels heimliche Bewunderung für Le Pen: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Arne Delfs über ein deutsch-französisches Gefälle. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Von Frankreich lernen

Auch wenn der AfD-Parteitag in Essen für Alice Weidel am Ende besser lief, als viele erwartet (und gehofft) hatten, dürfte die frisch wiedergewählte Parteichefin am Sonntagabend mit gemischten Gefühlen nach Berlin zurückgekehrt sein.

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Denn während sich Weidel in der trostlosen Grugahalle mit renitenten AfD-Delegierten und deren nicht enden wollenden Änderungsanträgen herumschlagen musste, machte die Chefin der französischen Rechten, Marine Le Pen, einen weiteren entscheidenden Schritt in Richtung Machtübernahme in Paris.

“Gott sei Dank gehöre ich zu jenen ausgeglichenen Menschen, denen das Gefühl des Neids völlig fremd ist”, bekannte Weidel gegenüber Bloomberg nach der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse aus Frankreich. Sie nehme den Wahlerfolg des Rassemblement “mit Bewunderung und Hochachtung” zur Kenntnis, sagte sie. Und ergänzte: “Natürlich ist es auch Vorbild für die AfD.”

Der Satz dürfte Weidel nicht leicht über die Lippen gekommen sein. Schließlich ist das Verhältnis zwischen den beiden rechten Frontfrauen angespannt, seit Le Pen die AfD aus der gemeinsamen Fraktionsgemeinschaft rausgeworfen hat. Die französische Rechte, die auf dem Weg in den Élysée-Palast um ein bürgerliches Image bemüht ist, empfindet die ausländerfeindlichen Parolen der AfD zunehmend als Belastung.

Missfallen kommt aber nicht nur aus Frankreich. Auch direkt vor Ort, rund um die Grugahalle, artikulierten Zehntausende Demonstranten — darunter auch der CDU-Oberbürgermeister — lautstark ihre Kritik an der AfD. Einige Demonstranten gingen dabei auch körperlich gegen Delegierte vor und versuchten, diese am Betreten der Halle zu hindern.

Dass dabei vereinzelt auch Journalisten angegriffen oder von selbsternannten Hilfssheriffs aus der Anarcho-Szene kontrolliert wurden, muss als traurige Ironie der Geschichte verbucht werden. Denn geholfen haben diese Demonstranten damit nur der AfD, die sich einmal mehr als Opfer einer vermeintlich linksliberalen Gesellschaft inszenieren konnte.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin und Alexander Kell: Erst einmal Erleichterung, vrumm vrumm, weniger Teuerung, viel Geld und viel Zeit, und Bettnässer vs. Prätorianer.

Erst einmal Erleichterung

Hatte die französische Börse mit einem Kurseinbruch auf die von Emmanuel Macron angekündigten Neuwahlen reagiert, klettern am Tag nach der ersten Wahlrunde die Kurse. Zeitweise legte das Pariser Marktbarometer CAC-40 um 2,8% zu. Der Vorsprung von Marine Le Pens Nationaler Sammlung blieb geringer als in einigen Umfragen vorhergesagt. Zudem haben die etablierten Parteien begonnen, nach Wegen zu suchen, um eine absolute Mehrheit der Rechtsnationalen zu verhindern. Gegen Mittag schrumpfte das Kursplus auf 1,2%. “Es gibt eine gewisse Erleichterung und Leerverkäufe werden glattgestellt, da das schlimmste Szenario vom Tisch ist”, sagt Portfoliomanager Alberto Tocchio von Kairos Partners. “Wir befinden uns aber immer noch in einer sehr unsicheren Situation und müssen den nächsten Sonntag abwarten.” Air France-KLM (-2,9%) rechnet angesichts der anstehenden Olympischen Spiele mit Druck auf die Erträge. Das Management der Fluggesellschaft geht davon aus, dass viele Touristen Paris in Erwartung potenzieller Störungen und hoher Preise meiden werden. Einen Kursrutsch um fast 6% gab es bei den Titel des Neckarsulmer IT-Dienstleisters Bechtle. Exane hat die Titel herabgestuft, da die Nachfrage kleinerer und mittelgroßer Kunden aus Deutschland weiter zu schwächeln drohe.

Vrumm vrumm

Mercedes plant eine große Modelloffensive, nachdem die erste Elektroauto-Generation nicht den gewünschten Erfolg brachte. Dabei wird der Stuttgarter Hersteller in den nächsten zwei bis drei Jahren auch mehr in sein einträgliches Verbrenner-Portfolio investieren. Vor allem betuchte Käufer “greifen immer wieder nach unseren Hightech-Autos mit Verbrennungsmotor”, wie Vorstandschef Ola Källenius im Bloomberg-Interview sagte. Mercedes wolle weiterhin bis 2039 CO2-neutral sein, müsse aber sicherstellen, “dass unsere Autos mit Verbrennungsmotor wettbewerbsfähig bleiben”. Mercedes hat seine Elektro-Pläne zurückgeschraubt, hinkt aber auch Konkurrenten wie BMW hinterher. Insbesondere der EQS hat die Erwartungen nicht erfüllt. An der Börse ging es heute um bis zu 2% nach oben. Warburg-Analysten erwarten auch im zweiten Quartal einen üppigen Free Cashflow, ein starkes Quartal für die Transportersparte und eine Verbesserung des Absatzes bei den Pkw. Die Geely-Premiummarke Zeekr hat im laufenden Jahr weltweit 87.870 Fahrzeuge ausgeliefert, was einem Anstieg von 106% gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Seit dem Marktstart 2021 wurden 284.503 Autos ausgeliefert.

Weniger Teuerung

Die heutigen Preisdaten aus den deutschen Bundesländern deuten auf eine Abschwächung der HVPI-Inflation im Juni hin, was weitgehend den Erwartungen entspricht, wie Bloomberg-Ökonom Martin Ademmer schreibt. Schwergewichte wie NRW und Bayern waren unter den ersten, die Inflationsdaten für Juni meldeten. Die Konsensschätzung einer Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen geht davon aus, dass die Gesamtinflation im Juni im Jahresvergleich auf 2,5% gesunken ist, von 2,8% im Mai. Auf der Grundlage der Zahlen aus den Bundesländern ist es wahrscheinlich, dass die für 14:00 Uhr erwartete Zahl für Gesamtdeutschland dieser Prognose entsprechen wird. Die Abkühlung scheint hauptsächlich auf die niedrigeren Energiepreise zurückzuführen zu sein. Die Kerninflation dürfte indes nur leicht von 3,5% auf 3,4% gesunken sein. Die Gesamtinflation wird im Herbst wohl unter 2% fallen und 2024 durchschnittlich bei 2,4% liegen. Dass die Bund-Renditen nach den Länder-Meldungen über die gesamte Kurve hinweg stiegen, ist wohl damit zu erklären, dass die Händler weiterhin auf die politischen Entwicklungen in Frankreich starren. Die Rendite 10-Jähriger stieg um 7 Basispunkte auf 2,57%.

Viel Geld und viel Zeit

Die US-Großbank Morgan Stanley hat den Boni-Deckel für ihre Bankmanager in der Londoner City abgeschafft und schwenkt damit in Richtung der sehr erfolgsbetonten Vergütungen an der Wall Street. Waren die Performance-abhängigen Zahlungen im britischen Geschäft bislang auf das Doppelte des Festgehalts begrenzt, soll es laut einer Mitteilung an die Börsenaufsicht künftig eine “angemessene interne Begrenzung” geben, die nicht näher spezifiziert wurde. Ziel sei eine “wettbewerbsgerechte Vergütung, die starke Leistungen honoriert”. Bei JPMorgan Chase können Boni das Zehnfache des Grundgehalts betragen. Goldman Sachs will laut Sky News die Festgehälter senken und Leistungsträgern in Handel und Deals-Geschäft Pakete ermöglichen, die beim 25fachen der Basisvergütung liegen. Bei Junior-Bankern indessen ist mit der Erholung des Deals-Geschäfts inzwischen wieder gehäuft von 100-Stunden-Wochen zu hören, inklusive der gesundheitlichen Nachteile, die dabei nicht überraschen. Bloomberg hat unter anderem mit Bankern bei JPMorgan, UBS und Citigroup gesprochen.

Bettnässer vs. Prätorianer

Die Wahlkampforganisation von Präsident Biden holt zum Gegenschlag gegen die Schar von Spendern, Beratern, Beamten und Medienvertretern aus, die den 81-Jährigen nach seinem desaströsen Auftritt im TV-Duell mit Donald Trump auffordern, sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft im November zurückzuziehen. Seine Mitarbeiter wiesen wütend Spekulationen zurück, Biden und seine Familie könnten während eines privaten Ausflugs nach Camp David über einen Rückzug aus dem Rennen nachdenken. In privaten Gesprächen, öffentlichen Memos und Medienauftritten verspotteten sie diejenigen, die behaupteten, Biden habe sich selbst aus dem Rennen geworfen, als “Bettnässer”. Eine Umfrage von CBS News nach der Debatte ergab, dass rund 72% der registrierten Wähler der Meinung waren, Biden fehle die mentale Gesundheit, um als Präsident zu dienen. Ex-Hedgefondsmanager Whitney Tilson, ein Spender der Demokraten, diagnostizierte eine “totale Kluft zwischen dem Wahlkampfteam und der Klasse der Spender”, darunter einige Milliardäre. Die wachsende Aussicht auf einen Trump-Sieg macht die Versteilerung der Renditekurve zu einer attraktiven Wette, heißt es bei Morgan Stanley.

Was sonst noch passiert ist

  • PBOC-Signale

  • Farage plant

  • Maersk steigt aus

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