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Weißrussische Oppositionelle Tichanowskaja: „Angela Merkel kann sehr hilfreich sein“

Swetlana Tichanowskaja ist erstmals in der Bundeshauptstadt. Sie erhofft sich Hilfe von „einer der mächtigsten Führerinnen der Welt“. Einen gewaltsamen Umsturz lehnt sie ab.

Von Bundeskanzlerin Angela Merkel erhofft sie sich Unterstützung. Foto: dpa
Von Bundeskanzlerin Angela Merkel erhofft sie sich Unterstützung. Foto: dpa

Es ist ihr erster Besuch in Berlin. Und der führt Swetlana Tichanowskaja, die von Weißrusslands Opposition zur Präsidentin des Landes ausgerufen wurde, zuerst zu den Überresten der Berliner Mauer. „Da war ich voller Gefühle“, berichtet die 38-Jährige, die bei der gefälschten Wahl in Weißrussland am 9. August für ihren inhaftierten Mann Sergej antrat – und nach Ansicht der allermeisten Beobachter gewann.

„Wir sitzen wie die Deutschen 1989 auf der Mauer und warten, dass sie fällt.“ So beschreibt die Pädagogin vor Reportern in Berlin ihre Emotionen.

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Und dann fügt Tichanowskaja etwas leiser hinzu: „Das Regime wird stürzen, eines Tages.“ Denn während seit Wochen immer wieder Hunderttausende vor allem in der Hauptstadt Minsk auf die Straße gehen, hat sich der seit 26 Jahren herrschende Diktator Alexander Lukaschenko gerade wieder als neuer weißrussischer Präsident ins Amt einführen lassen. Doch weder die Opposition noch die EU erkennen dies an.

Dafür ist Tichanowskaja dankbar. Auch dafür, dass die EU gegen 40 weißrussische Beamte, die verantwortlich für die massive Gewalt gegen Demonstranten waren, Sanktionen verhängt hat. In Berlin sollte Tichanowskaja am Dienstag unter anderem die Bundeskanzlerin treffen. „Für mich ist es eine große Ehre, denn Angela Merkel kann in dieser Situation sehr hilfreich sein“, sagt die Oppositionspolitikerin.

Ihre Erwartung an „eine der mächtigsten Führerinnen der Welt“: Merkel könne Verhandlungen für eine friedliche Machtübergabe zwischen Lukaschenko und der Opposition einleiten – und die EU weitere Sanktionen auch gegen Lukaschenko persönlich. Am Mittwoch trifft Tichanowskaja zudem Vizekanzler Olaf Scholz und Außenminister Heiko Maas.

Tichanowskaja lebt derzeit in Litauen

Ihr gehe es um „Hilfe, nicht um Einmischung“ von außen, sagt Tichanowskaja. Den Aufbau einer Exilregierung im Ausland lehnt sie ab. Sie selbst habe zwei Tage nach der Wahl nach massivem Druck aus dem Lukaschenko-Lager nach Litauen fliehen müssen.

Wie hin- und hergerissen die zweifache Mutter ist, zeigen ihre Aussagen: Einerseits sei sie „eine Entscheiderin, die die Geschichte von Weißrussland verändern kann“, wie sie sagt. Andererseits sei sie sich „nicht sicher, ob sie nach Neuwahlen noch in der Politik bleibt“. Mehrfach hatte sie sich auch als „Übergangsfigur“ bezeichnet, die nur die Absetzung Lukaschenkos erreichen und dann Neuwahlen wolle.

Ohnehin sei sie bei der Wahl nur angetreten, weil ihr Mann nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur ins Gefängnis kam – wie so viele Oppositionelle in Weißrussland. Es falle ihr „sehr schwer“, über ihren Mann Sergej zu sprechen. Dem bekannten Blogger „geht es ganz gut, er ist stark und hält sich tapfer“. Ihr Mann sei ein gutes Beispiel, wie sehr das Internet Weißrussland verändert habe und sich Bürger erstmals öffentlich kritisch äußerten.

Die Coronakrise habe die Menschen in ihrem Land wachgerüttelt: Lukaschenko hat das Virus immer verleugnet und Treckerfahren, Saunagänge und Wodkatrinken als probate Mittel empfohlen. „Als er nicht einmal Krankenschwestern Masken zur Verfügung stellte und das Volk für Pfleger und Ärzte sammelte, wussten wir, dass wir Menschen der Führung gar nichts wert sind“, berichtet Tichanowskaja.

Und dann trägt sie ihr Credo vor: „Wir sind friedliche Menschen, wir wollen keinen gewaltsamen Umsturz.“