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„Trump und Putin haben Europa gerade auseinandergerissen“

Die weitgehend unkritische Haltung von Donald Trump gegenüber Kremlchef Wladimir Putin beim Gipfel in Helsinki hat bei internationalen Medien Kritik hervorgerufen. Auch unter US-Demokraten und Geheimdienstlern ist die Meinung über Trumps Zusammentreffen mit Putin negativ. Ungewohnt heftige Reaktionen gibt es sogar in den Reihen der Republikaner.

Haaretz – „Das wird katastrophale Folgen haben“

Dass Trump in Helsinki im Gegensatz zu seinem Auftritt bei den Verbündeten der Nato vergangene Woche deutlich um Harmonie bemüht war, schreckte die internationalen Medien auf. Auf die Frage, ob Putin ein Gegner sei, hatte Trump am Montag gesagt: „Ich habe ihn eigentlich als Konkurrent bezeichnet, und er ist ein guter Konkurrent, und ich glaube, das Wort Konkurrent ist ein Kompliment.“

Die israelische Zeitung „Haaretz“ greift in ihrer Kritik über Trumps Kommentare zu drastischen Worten: „Trump und Putin haben Europa gerade auseinandergerissen.“ Überhaupt habe Trump sich bisher so unberechenbar verhalten und sei „so offenkundig feindselig und skrupellos enthusiastisch gegenüber unseren Gegnern“, dass er den amerikanischen Isolationismus festige und die Welt auf einen unumkehrbaren Kurs in Richtung Chaos bringe, schreibt das Blatt. „Das wird katastrophale Folgen haben.“

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New York Times – „Unterwürfiges Verhalten“

Michelle Goldberg, Kolumnistin der „New York Times“, fasste das Treffen mit der Überschrift „Trump hat der Welt gezeigt, dass er Putins Lakai ist“ zusammen. Das „sklavische und unterwürfige Verhalten“ des amerikanischen Präsidenten sei schwer zu ertragen gewesen.

Irish Times – „Verstrickung“ von Strategie und Persönlichem

Die „Irish Times“ sieht in dem Treffen „eine außergewöhnliche Verstrickung von strategischen, innenpolitischen und persönlichen Ebenen“. Die Begegnung sei vor allem von Trumps Ablehnung der Vorwürfe dominiert worden, dass er sich mit den Russen bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 abgesprochen hätte.

Trump hatte während der Pressekonferenz mit Putin gesagt, dass er glaube, Russland habe die Präsidentschaftswahl 2016 nicht beeinflusst. Vielmehr erklärte er, keinen Grund zu sehen, warum Moskau sich eingemischt haben sollte.

Erneut kritisierte der US-Präsident die Demokraten und die Untersuchungen des FBI-Sonderermittlers Robert Mueller als „Desaster“. Auf die Frage, ob Russland für etwas Verantwortung übernehmen sollte, sagte Trump: „Wir haben alle Schuld.“ Damit widersprach er öffentlich den US-Geheimdiensten, die von einer russischen Einflussnahme mutmaßlich zugunsten Trumps ausgehen.

„Trumps Bereitschaft, sich bei den Wahlen 2016 gegen seine eigenen Geheimdienste wegen russischer Absprachen zu verteidigen, ist erstaunlich“, schreibt dazu die „Irish Times“ weiter.

Washington Post – Triumph für Putin

Laut der „Washington Post“ hat Trump dem russischen Präsidenten auf dem Gipfel „einen ungetrübten diplomatischen Triumph überreicht, als er sich weigerte, die kollektive Schlussfolgerung der US-Geheimdienste zu unterstützen.“

Fox News – „Beschämend“

Der gemeinhin Trump nahe stehende Sender Fox News fasste die Kritik an Trumps Auftritt in Helsinki und dessen positive Worte für Putin mit ungewohnt heftigen Worten zusammen: „beschämend, schändlich, verräterisch“.

Unterdessen hat Putin in einem Interview mit dem Sender den Westen für die Verschlechterung der Beziehungen zu Russland verantwortlich gemacht. Als Beispiele nannte er die Nato-Osterweiterung, den früheren Jugoslawien-Konflikt in den 1990er-Jahren sowie die Entwicklung in der Ukraine. „Wir waren es nicht, die einen Militärputsch in der Ukraine organisiert haben“, sagte Putin am Montag.

Nach den Worten des Kreml-Chefs muss Russland auf Vorgänge an seinen Grenzen reagieren. „Ich habe mich nicht geändert, ich bin wie ich bin, und ich bin, wie ich war.“ Er sehe sein Land aber auf dem Weg zurück aus der Isolation durch den Westen sagte er in dem Interview.

Guardian – „Russland ist der Gewinner“

Für viele Medien habe Putin schon vorab die größten Vorteile aus dem Helsinki-Treffen ziehen können – was sich im Anschluss bestätigt habe. „Russland ist der Gewinner“, titelte der britische „Guardian“. Allein die Tatsache, dass das Treffen stattgefunden habe, sei ein Sieg für den Kreml.

„Herr Trump hat in Helsinki deutlich gemacht, dass er Vergangenes für Vergangenheit hält. Er ist bereit, das Ziffernblatt zurückzusetzen. Herr Trump scheint den Unilateralismus Moskaus gegen die Ukraine kaum zur Sprache gebracht zu haben, so sehr, dass Putin ermutigt war, auf der Pressekonferenz nahezulegen, dass Washington nicht genug Druck auf Kiew ausübe, um den russischen Forderungen nachzugeben.“

Los Angeles Times – „Kontrastreicher Schlussakkord“

Die „Los Angeles Times“ kritisierte den Helsinki-Gipfel als „außerordentlich kontrastreichen Schlussakkord zu Trumps Dreistopp-Europatour.“ Seine warme Diplomatie für Putin sei seiner scharfen Kritik an alliierten Anführern, insbesondere an Angela Merkel und an Theresa May während des Nato-Gipfels in Brüssel gefolgt und sei beschämend.

Kritik aus Trumps Partei

Trumps Russland-freundliche Aussagen nach dem Treffen mit Putin haben in den USA bei Republikanern und Demokraten heftigen Widerspruch hervorgerufen. Konservative Kritiker Trumps, etwa die republikanischen Senatoren John McCain, Jeff Flake und Lindsey Graham, zeigten sich fassungslos. Aber auch üblicherweise weniger Trump-kritische Republikaner wie der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, zogen eine negative Bilanz des Treffens Trumps mit Putin.

„Der Präsident muss verstehen, dass Russland nicht unser Verbündeter ist“, sagte Ryan. Russland sei weiterhin feindselig gegenüber den grundlegendsten Werten und Idealen der USA. „Die Vereinigten Staaten müssen darauf fokussiert sein, Russland zur Verantwortung ziehen und dessen abscheuliche Angriffe auf die Demokratie beenden“, so Ryan.