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Tipps für den Jobwechsel – So gelingt der berufliche Neustart

Tipps für den Jobwechsel – So gelingt der berufliche Neustart

Regelmäßig denken Arbeitnehmer über einen Jobwechsel nach. Doch wie findet man sich heute auf dem Bewerbermarkt zurecht? Sieben Fragen, sieben Antworten.

Eine Bewerbung schreiben? Für Richard Kersting (Name von der Redaktion geändert) war das eine völlig neue Erfahrung. Mehr als zwei Jahrzehnte arbeitete er für ein Maschinenbauunternehmen, stieg vom Controller bis in die Geschäftsführung auf – ohne sich jemals Gedanken über Lebenslauf und Anschreiben machen zu müssen.

Als sein Arbeitgeber ankündigte, Managementposten zu streichen, bewarb sich Kersting neu und musste sich erst einmal orientieren: Er bat Kollegen und Freunde um Hilfe, informierte sich in Ratgebern. Und folgte den Tipps. „Mir wurde schnell klar, dass Lebensläufe natürlich nicht mehr so aussehen wie vor 23 Jahren.“

Der Ingenieur bekam einen Job bei einem Medizintechniker, doch auch sein neuer Arbeitgeber musste sparen – und stellte Kersting frei. Also: schon wieder bewerben. Diesmal mit Coach an seiner Seite, sodass ihn ein Headhunter entdeckte. Am Ende fand Kersting über diesen Weg einen Posten in der Geschäftsleitung eines Verlags in Süddeutschland – mit Mitte 50. „Ich habe unterschätzt, wie zeitaufwendig es ist, eine gute Bewerbung mit Lebenslauf zu schreiben“, sagt der Manager. „Das ist ja fast ein Vollzeitjob.“

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So wie Kersting dürfte es gerade einigen Führungskräften gehen. Zuletzt haben mehrere Dax-Konzerne den Abbau von Stellen angekündigt. Daimler etwa will weltweit 1100 Manager einsparen, jeder zehnte leitende Angestellte ist betroffen.

Wer wie Kersting lange nicht auf Jobsuche war, kennt womöglich die Regeln des Bewerbermarkts nicht. Wie ging das noch gleich mit dem Anschreiben? Worauf kommt es beim Lebenslauf an? Und ist mit dem Jobwechsel auch ein Gehaltssprung drin? Sieben Fragen, sieben Antworten.

1. Wo finde ich offene Stellen?

Stellenangebote gibt es in Online-Jobbörsen. Die größten Anbieter sind Indeed, Stepstone oder die Bundesagentur für Arbeit. Aber: „Bei Topstellen sind 80 Prozent gar nicht offen ausgeschrieben“, sagt die Kölner Karriereberaterin Gudrun Happich. Was in diesem verdeckten Jobmarkt hilft: das eigene Netzwerk.

30 Prozent der Stellenbesetzungen kommen über persönliche Kontakte zustande, zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Generell gilt: Je einflussreicher der Job, desto wichtiger der Faktor Mensch. Wer die Firma wechseln will, sollte das seinen vertrauenswürdigen Kontakten mitteilen und sie bitten, sich umzuhören.

Ist die passende Stelle gerade nicht ausgeschrieben, lohnt eine Initiativbewerbung – auch wenn die Karriereseiten einiger Firmen es Kandidaten nicht gerade schmackhaft machen, sich zu bewerben. Denkbar ist auch, bei Headhuntern vorstellig zu werden, um in deren Datenbank zu kommen. Zu den großen Personalberatungen zählen Egon Zehnder, Korn Ferry und Kienbaum.

2. Brauche ich noch ein Anschreiben?

Experten wie Sven Hennige, Zentraleuropa-Chef des Personaldienstleisters Robert Half, beobachten seit Jahren einen starken Rückgang des klassischen Anschreibens. „Personaler bevorzugen einen übersichtlichen Lebenslauf, aus dem schnell hervorgeht, ob der Bewerber passt.“ Das bestätigt eine Handelsblatt-Umfrage bei den 30 Dax-Konzernen: Über 40 Prozent bezeichnen das Anschreiben allenfalls als optional, einige Konzerne wie Adidas oder Fresenius Medical Care verzichten zunehmend komplett darauf.

Sind An- oder Motivationsschreiben gefordert, sollten sie auf einer DIN-A4-Seite klarmachen, „warum gerade Sie für das Unternehmen der passende Kandidat sind“, sagt Karrierecoach Claudia Kimich. Die Expertin beobachtet, dass viele Jobwechsler aufschreiben, warum sie von ihrem alten Arbeitgeber wegwollen, nicht aber, was sie in der neuen Firma einbringen können. Ein Fehler, so Kimich.

3. Wie aktualisiere ich meinen Lebenslauf?

Auch fürs Lesen des Lebenslaufs haben Personaler wenig Zeit – obwohl er der wichtigste Bestandteil der Bewerbung ist. Jobsuchende sollten ihre Fähigkeiten deshalb chronologisch rückwärts auflisten, heißt: Die aktuelle Position steht oben. Bei jedem Karriereschritt sollten Bewerber ihre Schlüsselprojekte knapp erläutern und ihre spezielle Leistung, den finanziellen Mehrwert für das Unternehmen sowie konkrete Erfolge darstellen, sagt Jürgen Hesse vom Berliner Büro für Berufsstrategie.

Die Hamburger Karriereberaterin Birte Püttjer-Stoppok ergänzt: „Manager werden nicht dafür eingestellt, was sie gemacht haben, sondern dafür, was sie erreicht haben.“ Wenn Führungskräfte lange für nur eine Firma gearbeitet haben, muss klar werden, wie sie sich weiterentwickelt haben.

Der wichtigste Tipp aber: ehrlich bleiben! „Gegen kleine Optimierungen des Lebenslaufs wird kein Personaler etwas einwenden“, sagt der Kölner Arbeitsrechtler Markus Mingers. Stellt ein Arbeitgeber aber fest, dass er bewusst getäuscht wurde, kann er den Arbeitsvertrag aufheben – und das auch Jahre später noch.

4. Sollte ich mich bei Xing und LinkedIn anmelden?

Unbedingt. Die Karrierenetzwerke werden immer wichtiger. 53 Prozent der Personaler informieren sich inzwischen auf den Businessnetzwerken über ihre Bewerber, hat eine Befragung des Digitalverbands Bitkom ergeben. Im deutschsprachigen Raum ist Xing relevant, wer international Karriere machen will, sollte LinkedIn nutzen.

Über die Netzwerke können außerdem Headhunter auf Sie aufmerksam werden. Was in jedem Fall gilt: „Ein Account auf den Karrierenetzwerken bescheinigt dem Bewerber eine gewisse Digitalkompetenz“, sagt Social-Media-Berater Felix Beilharz.

5. Sind Assessment-Center noch Usus?

Ja, aber in abgespeckter Form. Was auffällt: Gerade in Konzernen sind Assessment-Center ein Auslaufmodell. Eine wachsende Anzahl von Firmen versucht, andere Schwerpunkte im Recruiting zu setzen. Es geht inzwischen mehr darum, Entwicklungspotenziale zu erkennen, als bloße Eignung abzufragen.

Zwar bringen Assessment-Center wichtige Erkenntnisse, die über Anschreiben und Lebenslauf hinausgehen, doch sie sind zeitaufwendig und teuer. Unternehmen verkürzen ihre Auswahlverfahren deshalb auf wenige Stunden und stellen nur noch Fragen, die ihren Erfordernissen entsprechen.

6. Welche Gehaltssprünge sind drin?

„Zwischen einem gleichbleibenden Gehalt und einer Verdoppelung ist alles möglich“, sagt Verhandlungsexpertin Kimich. Klar ist: Wer den Arbeitgeber wechselt, kann mehr Geld verlangen als jemand, der innerhalb der Firma befördert wird. Im Schnitt, sagt Kimich, können Bewerber mit einem Gehaltssprung von 20 Prozent rechnen. Wie hoch das Plus im Einzelfall ausfällt, ist jedoch von Branche, Ort und Unternehmensgröße abhängig.

Laut dem Gehaltsreport von Stepstone verdienen Führungskräfte vor allem im Fahrzeugbau und der IT-Branche extrem gut. In Düsseldorf, Frankfurt, Berlin und Stuttgart leben außerdem die Menschen mit den höchsten Durchschnittsgehältern in Deutschland. Und klar ist auch: Im Großkonzern lässt sich mehr fordern als beim Mittelständler mit 100 Mitarbeitern.

7. Wie vermeide ich Enttäuschungen?

Experten raten dazu, Gehaltsverhandlung und Vorstellungsgespräch mit Kollegen oder Coaches zu proben – und sich in Geduld zu üben: „Gerade bei Topjobs kann es ein Jahr dauern, bis Bewerber eine passende neue Stelle haben“, sagt Karriereberaterin Happich. Gestandene Manager sollten daher nicht überheblich auftreten, denn eine Bewerbung kann scheitern, gerade wenn man lange nicht auf Jobsuche war.

Um Enttäuschung zu vermeiden, sollten Wechsler offen auf neue Ideen und Konzepte reagieren, sagt Jutta Boenig von der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung. „Wenn Manager sich nicht vom eigenen Tunnelblick verabschieden, werden sie keine Chance haben.“

Das gilt insbesondere für ältere Manager, denen die Firmen weniger Flexibilität zusprechen. Boenig: „Die 50 bildet immer noch eine rote Linie, obwohl sich das gerade etwas aufweicht.“ Das zeigt nicht zuletzt auch das Beispiel des frischgebackenen Verlagschefs Kersting.