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Tesla auf Crash-Kurs: Fährt Elon Musk den Elektroautopionier gegen die Wand?

Unter Druck wie nie: Tesla-CEO Elon Musk (Foto: AP /Kiichiro Sato)
Unter Druck wie nie: Tesla-CEO Elon Musk (Foto: AP /Kiichiro Sato)


Es geht gut, bis es schiefgeht. Über Jahre schien Elon Musk alles zu gelingen – doch dann veränderte sich der Ton. Das Wunderkind der Tech-Branche fiel auf Twitter mit Gereiztheiten, Ausfällen und Skurrilitäten auf. Nach einem öffentlichen Zusammenbruch in einem Interview mit der New York Times rätselt die Tech-Welt, wie lange Elon Musk noch als Tesla-CEO durchhält.

Der Himmel scheint die Grenze zu sein. Tesla-CEO Elon Musk gilt seit Jahren neben Amazon-Chef Jeff Bezos als der wohl schillerndste Gründer unserer Tage. Immer wieder fiel der Vergleich, Musk wäre der neue Steve Jobs – nur eine Nummer größer. Doch womit hat sich der omnipräsente Südafrikaner eigentlich so viele Vorschusslorbeeren erworben?

Begonnen hat alles, wie bei so vielen mythisch verklärten Gründern unserer Tage, im Internetboom der späten 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Mit seinem Bruder entwickelte Musk den Online-Kartendienst Zip2, den Kunden wie die New York Times oder die Chicago Tribune einsetzen. 1999 folgte der Verkauf an Compaq für stolze 307 Millionen Dollar – Musk stieg zum 22-fachen Millionär auf.

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Zahltag mit Paypal

Damit hatte der Gründungshunger des Sohnes eines Maschinenbauingenieurs jedoch gerade erst begonnen. Mit reichlich Startkapital ausgerüstet, investierte Musk in sein neues Unternehmen X.com, das sich auf sichere Bezahlung im Internet via E-Mail spezialisierte.

Nicht mal ein Jahr nach der Gründung fusionierte Musk X.com mit dem Wettbewerber Confinity, der ein vergleichbares Produkt auf dem Markt hatte: Paypal. Was folgte, erfreut Aktionäre bis heute: Der als Paypal positionierte Bezahlanbieter wurde an den Online-Auktionator verkauft, der nach neuen Expansionsmärkten suchte. Kaufpreis: 1,5 Milliarden Dollar.

Space X: Kostspieliger Kindheitstraum

Dank seiner knapp 12 Prozent an Paypal stieg Musk zum dreistelligen Dollar-Millionär auf und hatte das Kapital für größere Projekte zusammen, die der Vater von fünf Söhnen schon im nächsten Jahr angehen sollte.

Das war zunächst der Kindheitstraum der bemannten Raumfahrt. Musk gründete dafür Space Exploration Technologies (SpaceX), das eines Tages Flüge zum Mars anbieten sollte. Musk verkündete, er verfolge dieses Ziel, bis er 50 sei – also binnen der nächsten drei Jahre. Zunächst jedoch verbrannte SpaceX den Löwenanteil seiner Barreserven, bis Ende 2008 ein Vertrag mit der NASA über zwölf Versorgungstransporte 1,6 Milliarden Dollar in die Kassen spülte. Bereits im nächsten Jahr soll die erste interplanetare Rakete zum Mars fliegen. Ab 2025 will Musk dank Space X mit der Besiedlung des roten Planeten beginnen.

Expansion in drei Schritten: Roadster, Model S, Model X

Auf der Erde hatte Musk indes noch eine andere lang gehegte Mission – diesmal auf der Straße. Nur ein Jahr nach SpaceX gründete der gebürtige Südafrikaner den Elektroautohersteller Tesla Motors, der nach dem serbischen Physiker Nikola Tesla benannt wurde. Wie SpaceX agierte Musk hart am Limit des finanziell Machbaren und stand mehrfach vor der Pleite. Erst ein 10 Prozent-Investment von Daimler und später der Einstieg von Toyota sicherten den Fortbestand der Geschäftstätigkeit.

In drei Stufen will Musk die Automobilbranche mit einem Elektroauto, das ganz ohne Benzin auskommt, aufmischen. 2008 stellte Tesla zunächst ein Premium-Modell vor – den zweisitzigen Sportwagen Tesla Roadster. 2012 folgte in den USA die Limousine Tesla Model S, ein 5+2 Sitzer der Oberklasse, der in den USA für Furore sorgt. Für den großen Wurf auf den Massenmarkt soll nun das Model 3 sorgen, das bereits für 35.000 Dollar zu haben ist und im vergangenen Jahr in Produktion ging. Zum Vorbestellungsstart im Frühjahr 2016 gingen binnen 24 Stunden über 253.000 Bestellungen ein.

Modell 3-Produktion wird zum entscheidenden Härtetest

Doch es hakt in der Produktionskette. Inzwischen sind die Reservierungen auf über 420.000 gestiegen – Kunden müssen oft jahrelang warten, bis ihr Tesla vom Band rollt. Immer wieder muss Elon Musk die selbst turmhoch gesteckten Produktionsziele nach unten korrigieren. Erst 30.000 Modelle des Mittelklasse-Stromers wurden bis heute produziert, zuletzt lag die Produktion bei 5000 Fahrzeugen pro Woche.

Unter welchem enormen Erfolgsdruck sich der 47-jährige Seriengründer befindet, offenbarte Musk Mitte August in einem denkwürdigen Interview in der New York Times.Das letzte Jahr war das schwierigste und schmerzhafteste meiner Karriere. Es war quälend”, gestand Musk in ungewohnter Offenheit. Mehr noch: Der Tesla-CEO arbeite bis zu 120 Stunden pro Woche (also 17 Stunden am Tag), schlafe oft im Büro – oder gar nicht.

Öffentlicher Zusammenbruch in der New York Times

„Es ist eine Wahl zwischen dem Schlafmittel Ambien oder keinem Schlaf“, beichtete der sonst so betont selbstbewusste CEO mit Macherattitüde. Musk überraschte zudem mit dem Geständnis., dass er befürchte, dass ihm „das Schlimmste“ noch bevorstehe. Vorausgegangen waren reihenweise bizarre Tweets, in denen Musk u.a. bei dem Höhlendrama in Thailand einen Rettungstaucher als Pädophilen beschimpfte (und von ihm verklagte wurde) – und eine bemerkenswerte Ankündigung Tesla betreffend.

„Erwäge, Tesla zum Kurs von 420 Dollar von der Börse zu nehmen. Finanzierung gesichert“, twitterte Musk Anfang August. Wenig später war klar: Die Finanzierung, für die etwa 80 Milliarden Dollar nötig gewesen ewären, um Aktionäre abzufinden, war keineswegs gesichert. Drei Wochen später folgte die Rolle rückwärts: Zerknirscht kassierte Musk seine Delisting-Pläne, weil er den Prozess eines Börsenrückzugs unterschätzt habe und auf den Appell von Großinvestoren hören wolle.

Twitterei kostet Elon Musk Kredit

Die Folge: Auf den öffentlichen Zusammenbruch und die 180 Grad-Wende folgte der Absturz an der Börse. Nach dem PR-Debakel im August verlor die Tesla-Aktie binnen eines Monats mehr als 20 Prozent an Wert. Bei Kursen von gestern 280 Dollar notierte das Papier zudem auf dem tiefsten Stand seit Mai.

Anleger und Analysten sorgen sich nach den zahlreichen Verbalausfällen, die sich Elon Musk auch diese Woche wieder gegenüber einem BuzzFeed-Reporter geleistet hat, ob der 47-Jährige auch in Zukunft die Galionsfigur für den Elektroautopionier sein kann.

„Er sollte über nichts anderes als die Autoproduktion mehr twittern“, erklärte Tigress Financial Partners-Analyst Ivan Feinseth. Selbst Investorenlegende Warren Buffett äußerte sich in der vergangenen Woche zu Musks Twitteraktiviäten: „Ich weiß nicht, ob es ihm geholfen hat“, merkte der Berkshire Hathaway-CEO spitz an.

Goldman Sachs stuft Tesla als Verkaufspostion ein

Besorgt über die Entwicklung des Kerngeschäfts sind unterdessen immer mehr Banken. So stufte Wall Street-Institution Goldman Sachs die Tesla-Aktie diese Woche als Verkaufsposition mit einem Kursziel von nur noch 210 Dollar herunter. Das entspricht einem weiteren Rückschlagpotenzial von 25 Prozent gegenüber dem aktuellen Kursniveau.

Begründung: Der Kampf um positiven Cashflow sei ebenso herausfordernd wie die zunehmende Konkurrenz auf dem Elektroautomobilmarkt. Neben Goldman Sachs hatten zuletzt auch die UBS und die Analysten von Morningstar die Tesla-Aktie mit Kurszielen von 179 bzw. 195 Dollar zum Verkauf empfohlen. Elon Musk könnte damit ein rutschiger Start in den traditionell schwierigen Börsenherbst bevorstehen…