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Wie die Telekom mit Homeoffice Geld sparen will

Der Dax-Konzern plant langfristig mit dem Arbeiten von zu Hause. An einzelnen Standorten könnten Büroflächen um bis zu 40 Prozent reduziert werden.

Bei der Deutschen Telekom wirbt Konzernchef Timotheus Höttges persönlich für das Homeoffice. Er lässt ein Foto verbreiten, das ihn zusammen mit seinem Hund Otto auf dem Schoß zu Hause zeigt. Der Hund des Dax-Chefs trägt natürlich ein Halsband in der Firmenfarbe Magenta.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat das Arbeiten bei der Telekom schließlich grundlegend verändert. Nicht nur klassische Bürojobs wurden ins Homeoffice verlagert, innerhalb einer Woche zogen sogar 16.000 Service-Mitarbeiter in die Heimarbeit um.

Und die Erfahrungen aus den ersten Monaten der Corona-Pandemie haben nun auch langfristige Folgen. Die Telekom stellt ihre Arbeitsabläufe um. Die regelmäßige Arbeit von zu Hause soll nicht eine Ausnahme bleiben, sondern die Regel werden.

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Die Telekom geht dabei deutlich weiter als andere Konzerne in Deutschland. Wie das Handelsblatt von mehreren Insidern erfuhr, sollen an einzelnen Standorten die Büroflächen um bis zu 40 Prozent reduziert werden.

Eine kürzlich unter den 30 Dax-Konzernen durchgeführte Handelsblatt-Befragung offenbarte zwar eine große Offenheit der Firmen gegenüber flexibleren Homeoffice-Regeln – so weitreichende Pläne zur Reduktion von Büroflächen räumte jedoch kein Unternehmen ein.

Dabei ist die Deutsche Telekom einer der größten Arbeitgeber des Landes. Weltweit beschäftigt sie rund 210.000 Mitarbeiter. Rund die Hälfte der Beschäftigten arbeitet in Niederlassungen in der Bundesrepublik. In nahezu allen großen Städten hat das Unternehmen Büros. Hinzu kommen viele kleinere Standorte, von denen aus die Telekommunikationsnetze im Land gesteuert werden.

„Wir erleben gerade digitale Nähe bei physischer Distanz. Ich bin mir sicher, dass wir auch nach Ende der Pandemie einen Digitalisierungsschub sehen werden“, hatte Höttges schon kurz nach Ausbruch der Pandemie gegenüber dem Handelsblatt gesagt. Das habe langfristige Effekte – auch für ihn persönlich. „Ich werde meine Reisetätigkeit nach der Krise deutlich verringern. Ich bin viel produktiver, als wenn ich die ganze Zeit unterwegs bin“, sagte Höttges.

Der Grund für die ambitionierten Pläne der Telekom liegt auch bei den Mitarbeitern. Denn seit sie aufgrund der Coronakrise mehr von zu Hause arbeiten, sind sie deutlich zufriedener.

Bei einer Befragung gaben 88 Prozent der Mitarbeiter an, dass sie sich im Unternehmen wohlfühlen. „Das ist ein historischer Höchstwert“, sagte Frank Sauerland, der für die Gewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat des Bonner Konzerns sitzt. In den vier vorangegangenen Jahren hatte die Zustimmung bei maximal 79 Prozent gelegen, zeitweise sogar nur bei 73 Prozent.

Für die höhere Zufriedenheit im Job hat Sauerland eine Reihe von Faktoren ausgemacht. So ist die Wertschätzung der Menschen für die Arbeit der Telekom-Beschäftigten in der Corona-Zeit gestiegen.

Während viele Unternehmen ihre Büros schließen und die Mitarbeiter ins Homeoffice schicken mussten, fuhr die Telekom ihre Kapazitäten rapide hoch. Der Bedarf an Netzkapazitäten ist erheblich gestiegen, da viele Konferenzen und Meetings über das Internet abgewickelt werden.

Es ist aber nicht nur die Anerkennung, die die Stimmung der Telekom-Beschäftigten hebt. Entscheidend ist aus Sicht von Sauerland unter anderem, dass gute Bedingungen für die Arbeit von zu Hause geschaffen wurden. „Von den Befragten gaben 92 Prozent an, dass sich das Unternehmen gut um die Mitarbeiterbelange gekümmert habe, und 91 Prozent gaben an, dass sie auch außerhalb des regulären Arbeitsplatzes effektiv arbeiten können“, sagte er.

In der ersten Hochphase der Coronakrise haben rund 180.000 der weltweit rund 210.000 Telekom-Mitarbeiter im Homeoffice gearbeitet, wie Konzernchef Höttges sagte.

Bis dahin hatte dies lediglich jeder fünfte getan. Mit dem Sprung wuchs auch der Zuspruch der Führungskräfte. Etliche hatten befürchtet, dass die Arbeitsleistung durch die heimische Arbeit sinken würde.

Telekom lässt Flächenbedarf prüfen

Dies ist aus Sicht des Unternehmens offenbar nicht geschehen. In einem Kraftakt erweiterte die Telekom wie auch andere Betreiber ihre Netzkapazitäten, sodass das Internet trotz des höheren Bedarfs nicht lahmte.

Der Telekom-Führung geht es bei den Homeoffice-Plänen aber nicht nur um andere Arbeitsabläufe. Der Vorstand sieht auch die Chance, Kosten zu reduzieren. Derzeit lässt die Telekom intern prüfen, an welchen Standorten wie viel Bürofläche eingespart werden kann. Intern gilt vor allem Finanzvorstand Christian Illek als die treibende Kraft hinter dem Plan.

Die seit einigen Wochen laufende Untersuchung ist laut Angaben eines Sprechers nicht abgeschlossen. Nach Einschätzung von Konzernkennern könnten aber je nach Standort die Flächen zwischen zehn und 40 Prozent verkleinert werden.

Telekom-Personalvorständin Birgit Bohle sagte: „Auch wir werden mittelfristig Fläche einsparen. Konkrete Zahlen haben wir noch nicht entschieden.“ Die Telekom wolle die Vorteile der Arbeit im Büro und von zu Hause verbinden. „Selbstverständlich werden wir die Möglichkeit von Remote Working sehr viel mehr ausschöpfen. Rein virtuell zu arbeiten ist aus unserer Sicht aber nicht sinnvoll. Ohne persönliche Begegnung geht viel verloren“, sagte Bohle.

Im Vordergrund steht natürlich auch das Geld. Nach Einschätzung von Marktkennern soll der Betrag jährlich im zweistelligen Millionenbereich liegen. Das Unternehmen bestätigte, dass es entsprechende Überlegungen gibt. Zu Details machte ein Sprecher aber keine Angaben.

Widerstand aus der Mannschaft muss die Führung um Höttges nicht befürchten. „Es macht aus unserer Sicht durchaus Sinn, über die Größe der Immobilienflächen nachzudenken“, sagte Sauerland. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Beschäftigten auch ausreichend Platz in den Büros hätten.

Auch wenn Betriebsrat und Gewerkschaft weniger die Ergebnislage als das Wohl der Mitarbeiter im Blick haben, so sollten sie also zustimmen können. Anhand der Umfrage zeigte sich schließlich, dass die Zufriedenheit nie höher war als im Homeoffice.