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Symrise, Givaudan, IFF – Dufthersteller sind derzeit die Stars der Chemie

Ihre Produkte sind allgegenwärtig und unscheinbar. Ähnliches gilt für die Hersteller selbst. Die führenden Produzenten von Duft- und Aromastoffen sind globale Spezialisten und unverzichtbare Lieferanten für die Kosmetik- und Körperpflegeindustrie sowie große Teile des Nahrungsmittelsektors. In der Öffentlichkeit kennt man die Firmen kaum – dabei sind die Hersteller dank hoher Renditen und Börsenbewertungen derzeit die Stars in der Chemiebranche.

Das Führungsquartett der Branche hat in den zurückliegenden Jahren einen beachtlichen Aufschwung vollzogen: Zu ihm gehören die Schweizer Firmen Givaudan und Firmenich, der US-Konzern International Flavors & Fragrances (IFF) und die deutsche Symrise. Solides organisches Wachstum und eine Serie von Zukäufen bescherten der Gruppe seit 2013 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von etwa acht Prozent pro Jahr und einen ähnlich starken Anstieg der operativen Erträge.

Auch am Kapitalmarkt gehören die Aromenspezialisten mit Kurssteigerungen zwischen 80 Prozent (bei IFF) und 120 Prozent (bei Symrise) in den vergangenen fünf Jahren zu den klaren Aufsteigern – insbesondere auch in Relation zu der eher bescheidenen Performance des gesamten Chemiesektors.

Der im MDax notierte Symrise-Konzern kommt mit rund zwölf Milliarden Euro inzwischen auf deutlich mehr Börsenwert als die Dax-Konzerne Covestro, Lufthansa und Thyssen-Krupp. Das Unternehmen ist 2003 aus der einstigen Bayer-Tochter Haarmann & Reimer sowie dem lokalen Konkurrenten Dragoco entstanden. Seit 2013 hat der Umsatz um mehr als 70 Prozent zugelegt.

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Der Aufstieg der Duft- und Aromakonzerne dürfte sich in den nächsten Jahren deutlich fortsetzen, wenn sich die ambitionierten Prognosen der Firmen bestätigen. Branchenführer Givaudan verspricht für die nächsten Jahre vier bis fünf Prozent organisches Wachstum, der Branchenzweite IFF fünf bis sieben Prozent Umsatzsteigerung und etwa zehn Prozent Gewinnverbesserung pro Jahr.

„Veggieburger sind klasse“

Auch Symrise-Chef Heinz-Jürgen Bertram demonstriert ungebrochene Zuversicht: „Unser Fokus ist auf langfristiges Umsatz- und Gewinnwachstum ausgerichtet. Wir werden die Erfolgsgeschichte fortschreiben“, verspricht er.

Bis 2025 will der Konzern aus Holzminden, zwischen Kassel und Hannover gelegen, seinen Umsatz auf 5,5 bis sechs Milliarden Euro steigern. Das entspricht einem durchschnittlichen Wachstum von sieben bis acht Prozent pro Jahr, wobei aber auch weitere ergänzende Zukäufe mit einkalkuliert sind.

Das Geschäft ist von einer großen Produktvielfalt geprägt, zeichnet sich aber trotzdem durch solide operative Margen von 14 bis 16 Prozent und Ebitda-Renditen von um die 20 Prozent aus. Die Stärke für die Aromenhersteller: Ihre Produkte machen bei den Kosmetik- und Nahrungsherstellern zwar nur etwa zwei Prozent der Produktionskosten aus.

Für die Produkteigenschaften, mit der sich die Marken der Kunden voneinander abgrenzen, sind Riech- und Aromastoffe aber von großer Bedeutung. „Das gibt uns Kraft für ein ordentliches Margenumfeld“, sagt IFF-Chef Andreas Fibig – also gute Renditen.

Das Marktwachstum in der weltweiten Branche wird auf zwei bis vier Prozent geschätzt – getragen wird dies vor allem von den wachsenden Mittelschichten in den Schwellenmärkten und deren Nachfrage nach Kosmetika, Pflegeprodukten und Nahrungsmitteln.

Auf den westlichen Märkten sorgt der Trend in Richtung pflanzlicher Proteine für Auftrieb. Produkte wie pflanzliche Hamburger benötigten die zwei- bis dreifache Menge an Aromazusätzen, schätzt Fibig. „Deshalb finden wir jeden Veggie-Burger, der verkauft wird, klasse.“

Ein weiterer Wachstumstreiber resultiert aus der generell wachsenden Nachfrage nach natürlichen Aromen und Geschmacksstoffen. Zusätzliches Potenzial ergibt sich aus der Expansion in angrenzende Geschäftsfelder, etwa in gesundheitsfördernde Kosmetikinhaltsstoffe (sogenannte „cosmetic actives“) oder Nahrungsergänzungsprodukte. „Man versucht zu diversifizieren, aber auch nicht so weit vom Kerngeschäft wegzugehen, dass es schädlich wird“, sagt Fibig.

Diese Trends wiederum prägen die Übernahmestrategien der Aromenspezialisten. Sie haben sich zuletzt mit einer Serie an kleineren und größeren Akquisitionen verstärkt. Den größten Deal vollzog IFF mit der im Oktober abgeschlossenen Übernahme des israelischen Aromenspezialisten Frutarom für rund sieben Milliarden Dollar. Der US-Konzern hat sich damit vor allem im Bereich natürlicher Düfte und Geschmacksstoffe verstärkt und wird mit künftig mehr als fünf Milliarden Dollar Umsatz deutlich näher an den Branchenführer Givaudan rücken.

Vier Firmen dominieren

Givaudan wiederum verstärkte sich 2018 durch den Kauf der französischen Firma Naturex für rund 1,3 Milliarden Euro. Auch hier ging es vor allem um das Ziel, mehr natürliche Inhaltsstoffe anbieten zu können. Das französische Unternehmen erzielte zuletzt rund 400 Millionen Euro Umsatz mit pflanzlichen Extrakten.

Der deutsche Duft- und Aromakonzern Symrise vollzog unterdessen Anfang des Jahres mit der rund 800 Millionen Euro teuren Übernahme von ADF/IDF seinen nächsten größeren Expansionsschritt. Das US-Unternehmen mit umgerechnet rund 200 Millionen Euro Umsatz ist Spezialist für fleisch-basierte Aromen und Inhaltsstoffe für die Heimtierernährung – eine Ergänzung für das Geschäft, das Symrise bereits fünf Jahre zuvor mit dem Erwerb der französischen Diana-Gruppe aufgebaut hat. Firmenich, das einzige Familienunternehmen im Führungsquartett der Branche, verstärkte sich zuletzt mit der US-Biotechfirma Senomyx.

Auf die jüngste Übernahmewelle dürfte nun eine Pause, aber kein Stillstand in Sachen M & A folgen. Denn die Akquisitionen müssen zunächst operativ und auch bilanziell verdaut werden. Die Nettoverschuldung ist bei IFF auf das 3,6-Fache des Ebitdas gestiegen und dürfte sich bei Symrise nach dem ADF/IDF-Kauf auf das 2,8– bis 3-Fache des Ebitdas erhöhen.

Beide Konzerne haben sich vorgenommen, den Verschuldungsgrad zügig zu reduzieren. Zudem ist im Kerngeschäft mit Düften und Geschmacksstoffen der Spielraum für Zukäufe kartellrechtlich sehr eng geworden. Denn die Top 4 der Branche beherrschen inzwischen rund 70 Prozent des Markts.

Etwas größere Möglichkeiten dagegen bieten Segmente jenseits der traditionellen Kerngeschäfte. Man wolle weiter den Ausbau der eigenen Kapazitäten vorantreiben und da, wo es sinnvoll sei, auch Akquisitionen verfolgen, beschreibt Symrise-Chef Bertram die Strategie. „Den Ausbau in angrenzende Geschäftsfelder werden wir dabei im Auge behalten.“ Ähnlich agieren die Konkurrenten.

IFF-Chef Fibig geht daher davon aus, dass der Marktanteil der Topanbieter in den kommenden Jahren noch weiter wachsen wird. Dazu dürfte nicht nur das starke Interesse der Konsumgüterkonzerne an verlässlichen Lieferanten beitragen. Auch die wachsende Bedeutung von Forschung und Entwicklung sowie steigende regulatorische Anforderungen im Hinblick auf Produktqualität und -sicherheit dürften den Topanbietern im Aromageschäft helfen, ihre Position weiter auszubauen.

Mehr: Für den Duftstoff- und Aromenspezialist Symrise soll es weiter nach oben gehen. Auch für die kommenden Jahre plant der Konzern mit fünf bis sieben Prozent Wachstum.