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Stromproduzent Steag macht wieder Gewinn – und lockt Investoren an

Der kommunale Stromproduzent Steag hat zwar die Verlustzone verlassen, muss aber weiter sparen. Nun könnte das Unternehmen zum Übernahmeziel werden.

Mit der Zerschlagung von Innogy ordnen die Versorger Eon und RWE den Energiemarkt neu. Das hat auch Auswirkungen auf kleinere Wettbewerber, ist Joachim Rumstadt, Chef des kommunalen Stromproduzenten Steag, überzeugt: „Durch diese Milliarden-Transaktion werden sich die Kräfteverhältnisse auf dem deutschen Energiemarkt verschieben.“

Rumstadt glaubt: „Die Energiebranche erlebt gerade die nächste Stufe der Konsolidierung.“ Die Unternehmen hätten erkannt, dass es nötig sei sich stärker zu fokussieren „und nicht die gesamte Wertschöpfungskette von der Beschaffung der Rohstoffe bis zur Abbuchung der Stromrechnung beim Endkunden anzubieten“.

Bei der Konsolidierung könnte auch Rumstadts Unternehmen eine Rolle spielen. Offenbar haben sich bei den Eigentümern, einem kommunalen Konsortium von sechs Stadtwerken, schon Übernahmeinteressenten gemeldet. „Nach meinem Kenntnisstand besteht ein Interesse“, sagte Rumstadt bei der Vorlage der Bilanz für 2017.

Das gilt sowohl für Steag insgesamt als auch für einzelne Kraftwerke. Zumindest die Aufnahme eines Partners gilt als wahrscheinlich. Die kommunalen Eigentümer würden gerne ihr finanzielles Risiko verringern.

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Beim Blick auf die Zahlen leuchtet das Interesse auch zunächst ein. Auf den ersten Blick scheint beim Essener Stromproduzent wieder alles im Lot. Nach einem Fehlbetrag von 220,8 Millionen Euro im Jahr zuvor konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr ein positives Konzernergebnis nach Steuern von 58,6 Millionen Euro verbuchen.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um mehr als 60 Prozent auf 197,3 Millionen Euro. Damit übertraf der Traditionskonzern im Jahr seines 80-jähriges Bestehens die eigenen Prognosen.

Tatsächlich steckt Steag aber nach wie vor in der Krise - und potenzielle Interessenten dürften wohl eher auf ein Schnäppchen hoffen: „Wir haben 2017 einen wichtigen Zwischenschritt gemacht“, sagte Rumstadt – und fügte nüchtern hinzu: „Wir wissen, dass noch harte Jahre vor uns liegen, denen wir uns stellen.“

Das Unternehmen war 1937 mit dem Bau eines ersten Steinkohlekraftwerks in Lünen, am östlichen Rand des Ruhrgebiets gegründet worden – und ist noch heute mit Kapazitäten von 7600 Megawatt einer der wichtigsten Stromerzeuger Deutschlands.

Die Steinkohleanlagen des Unternehmens leiden aber seit Jahren unter der Energiewende. Sie werden zunehmend durch Wind- und Solarenergie, die dank dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz vorrangig ins Netz eingespeist werden, zunehmend aus dem Markt gedrängt.

Im März kündigte Rumstadt deshalb an die verbliebenen Blöcke 6 und 7 des Steinkohlekraftwerkes Lünen Anfang 2019 endgültig stillzulegen. Damit wird Steag den Standort, an dem das Unternehmen gegründet worden war, schließen. Im vergangenen Jahr hatte Steag schon das Kraftwerk in Voerde und einen Block am Standort Herne vom Netz genommen.

So relativieren sich auch die Geschäftszahlen. 100 Millionen Euro des Ergebnisplus gehen auf die eingeleitete Sanierung zurück - Kostensenkungen, Kraftwerksschließungen und Verkäufe. Dabei wurden bereits mehr als 400 Stellen abgebaut. Gut 500 Mitarbeiter werden wohl noch ihren Arbeitsplatz verlieren.

Das Programm trägt den Titel „Steag 2022“ – und das aus gutem Grund: „Wir wissen, dass noch drei harte Jahre vor der Steag liegen“, sagt Aufsichtsratschef Guntram Pehlke. Er leitet die Dortmunder Stadtwerke DSW21 und vertritt bei Steag das kommunale Konsortium KSBG, dem der Stromproduzent gehört. Neben Dortmund sitzen die Kommunalversorger aus Duisburg, Essen, Oberhausen, Bochum und Dinslaken im KSBG.

Das Konsortium bekommt auch für 2017 trotz der schwierigen Lage 45 Millionen Euro ausgeschüttet. Das reicht um die Verpflichtungen – Zinsen und Tilgung – aus dem Einstieg bei Steag in vollem Umfang leisten zu können.

Für mehr aber auch nicht. „Die Anteilseigner der KSBG haben sich 2017 bereit erklärt, für insgesamt drei Jahre auf eine über den Kapitaldienst hinausgehende Dividende zu verzichten“, sagte Pehlke: „Das ist der Beitrag, den die KSBG zum Transformationsprojekt Steag 2022 leistet.“

Die Kommunalversorger waren Ende 2010 eingestiegen, als Steag noch besser da stand, und hatten später das Unternehmen komplett übernommen. Inzwischen steht das Engagement in den Kommunen in der Kritik. Das Konsortium könnte deshalb wieder Anteile abgegeben und einen neuen Partner aufnehmen.

Rumstadt sieht zwar weiter einen Bedarf für die noch verbliebenen Kohlekraftwerke: Es werde auch in Zukunft Tage geben, an denen der Wind nicht weht und die Sonne sich hinter einer dicken Wolkendecke verstecke – und dafür müssten konventionelle Kraftwerke bereit stehen. Der Steag-Chef schaut aber mit bangem Blick auf die Energiepolitik: „Ich befürchte, dass der Aspekt einer jederzeit sicheren Energieversorgung unter den Tisch fällt.“

Die neue Bundesregierung hat eine Kohlekommission angekündigt, die den künftigen Beitrag der Kohleverstromung klären soll. Rumstadt warnte dabei vor einem beschleunigten Kohleausstieg: „Langfristig ist das Ende der Kohle absehbar“, sagte er: „Aber genauso steht für mich fest, dass es noch Jahrzehnte bis zum Ende der Kohleverstromung in Deutschland dauern kann.“

Trotzdem will auch Steag unabhängiger von der Kohle werden. Rumstadt betonte, dass der Stromproduzent schon seit Jahren den Unternehmensbereich erneuerbare Energien und dezentrale Energien aufbaue. Inzwischen betreibe Steag schon 200 Anlagen. Der Unternehmensbereich trage schon ein Drittel zum Konzernergebnis bei. Und das soll noch weiter gehen – hier soll auch in Zukunft der Schwerpunkt des Wachstums liegen.

„Die Steag von heute ist nicht von gestern“, sagte Rumstadt, „Nostalgie ist kein Geschäftsmodell.“