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Warum SSAB als Wunschpartner vieler Stahlhersteller gilt

Der schwedische Stahlkonzern SSAB ist für große Konkurrenten als Fusionspartner attraktiv. Doch CEO Lindqvist lässt sich nicht in die Karten schauen.

An Ambitionen mangelt es Martin Lindqvist nicht. Der 58-Jährige ist Vorstandschef beim schwedischen Stahlhersteller SSAB – und will der erste Manager sein, der seine Kunden mit klimaneutral produziertem Stahl beliefert. „Wir haben uns vorgenommen, der erste Stahlhersteller zu sein, der Stahl ohne Einsatz fossiler Energieträger produziert“, sagte der Schwede im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Das Interesse speziell von unseren Kunden hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen“, so der Manager. Bis 2026 soll das Vorhaben gelingen. Bis 2045 will der Konzern dann komplett klimaneutral sein.

Es ist ein großer Schritt für SSAB – aber auch für die gesamte Branche, die ihre technologische Basis wegen immer schärferer Emissionsgrenzen in der EU bis zum Jahr 2050 nahezu vollständig erneuern muss. Denn bislang wird das eingesetzte Eisenerz mittels Koks, der wiederum aus Kohle gewonnen wird, zu Roheisen geschmolzen. Dabei wird viel CO2 freigesetzt – weswegen die Stahlherstellung im Moment zu den emissionsintensivsten Industrieprozessen zählt.

Nicht nur SSAB, auch Konkurrenten wie Thyssen-Krupp, Salzgitter oder Arcelor-Mittal wollen deshalb den Koks in ihren Prozessen durch Wasserstoff ersetzen. Dafür müssen die Unternehmen viele Milliarden Euro in Anlagen investieren, die mit dem neuen Energieträger arbeiten können. Erste Versuche lassen sich bereits besichtigen – etwa im schwedischen Luleå, wo SSAB im August zusammen mit dem schwedischen Bergbaukonzern LKAB und dem Energieversorger Vattenfall eine entsprechende Pilotanlage in Betrieb genommen hat.

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Dabei sieht sich Lindqvist gegenüber seinen Kollegen aus Mitteleuropa im Vorteil. „Als ein Unternehmen mit Sitz in Schweden sind wir in einer einzigartigen Situation“, sagt der Manager. „Wir haben einen Überschuss an fossilfreier Energie im Norden des Landes, die für die Herstellung von klimaneutralem Wasserstoff benötigt wird.“

Hinzu komme eine eigene Versorgung an Eisenerz, die unter anderem über LKAB sichergestellt werde. „Diese Kombination gibt uns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen europäischen Herstellern: Wir können unsere komplette Wertschöpfungskette klimaneutral aufstellen.“

Im Gespräch mit Konkurrenten

Es sind diese Rahmenbedingungen, die SSAB für viele europäische Konkurrenten als Fusionspartner attraktiv macht. Der Konzern gilt als potenzieller Partner sowohl für die Stahlsparte von Thyssen-Krupp als auch für die europäische Tochter von Tata Steel, die beide schwer von der Corona-Pandemie getroffen sind. Die Schweden hingegen sind bislang mit einem Umsatzeinbruch von lediglich 15 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zwischen Januar und Oktober eher glimpflich durch die Krise gekommen.

Insider berichten, dass SSAB derzeit mit beiden Firmen im Gespräch ist, um einen Teil des jeweiligen Geschäfts zu übernehmen. Darauf angesprochen, gibt sich Lindqvist allerdings zugeknöpft. „Ich möchte Gerüchte nicht kommentieren“, sagte der SSAB-Chef. Man sei jederzeit in Kontakt mit Stahlherstellern auf der ganzen Welt. „Wir sind aber stolz, wenn jemand SSAB als ein Unternehmen nennt, mit dem man sich eine Zusammenarbeit vorstellen könnte.“

Gelingt es Lindqvist tatsächlich, grünen Stahl innerhalb der nächsten sechs Jahre zur Marktreife zu bringen, dürfte die Zahl der Interessenten noch einmal deutlich steigen. Denn erste Abnehmer, darunter Autohersteller und Maschinenbauer, haben bereits angekündigt, ihre Wertschöpfungsketten in den nächsten Jahren dekarbonisieren zu wollen. Das geht nur mit grünem Stahl – weshalb dem ersten Hersteller, der ihn anbieten kann, enormes Wachstumspotenzial winkt.

Auf Staatshilfen will sich SSAB bei dieser Transformation nicht verlassen – sondern eher auf verstärkte Regulierung. „Die Technologie muss wettbewerbsfähig sein“, so Lindqvist. „Und das wird sie umso mehr, je teurer es wird, CO2 auszustoßen.“