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Spekulationen um EZB bewegen den Anleihemarkt

Marktreaktion - Spekulationen um EZB bewegen den Anleihemarkt

Die Hoffnung auf zusätzliche Käufe der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Kurse südeuropäischer Anleihen am Freitag erneut angeschoben. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen italienischen Titel auf ein Drei-Monats-Tief von 1,218 Prozent. Die Rendite der spanischen Papiere blieb mit 1,127 Prozent in Reichweite ihres 15-Monats-Tiefs vom Vortag.
Hintergrund ist eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die Notenbank eine Änderung ihrer Regeln für die Anleihekäufe erwägt. Bislang richtet sie sich bei den Käufen nach dem eigenen Kapitalschlüssel. Das heißt: Der größte Anteil ihrer Käufe entfällt auf deutsche Staatsanleihen. Doch damit könnte sie bald an ihre selbst auferlegten Grenzen stoßen. Die Notenbank darf nur solche Titel kaufen, deren Rendite oberhalb des Einlagenzinses von minus 0,4 Prozent liegt. Da die Renditen der Bundesanleihen sinken, dürften bald nur noch wenige deutsche Schuldtitel die -Kriterien erfüllen. Laut Bloomberg würden einige Vertreter im -Rat deshalb dafür plädieren, dass sich die Käufe künftig nach der Mange der ausstehenden Anleihen richten. In diesem Fall würden zum Beispiel mehr italienische Staatsanleihen gekauft, weil der italienische Staat stärker verschuldet ist.

Eine solche Änderung dürfte aber im Rat extrem umstritten sein, weshalb es Zweifel gibt, ob es tatsächlich dazu kommt. Eine solche Änderung stehe derzeit nicht an, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Die Hürden dafür seien hoch. "Wie in der Vergangenheit passen wir die Regeln an, wenn erforderlich, aber das ist jetzt nicht auf der Agenda", zitiert Reuters ein EZB-Ratsmitglied. Änderungen würden recht technisch ausfallen. "Der Kapitalschlüssel wäre hingegen politisch." Mit den Überlegungen bei der EZB vertrauten Personen zufolge, würden erst andere Stellschrauben geprüft, wie etwa die Obergrenze für die Käufe je Emission. Auch Regeln, welche Wertpapiere gekauft werden können, zählten dazu. Die EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

KONTEXT

Beschlüsse der EZB am 10. März 2016

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Niedrigerer Leitzins

Die EZB senkt den Leitzins von 0,05 auf 0,00 Prozent. Der Schritt selbst hat wenig direkte Auswirkungen. Hierbei geht es vor allem um das damit verbundene Signal, dass die EZB entschlossen handelt.

Höherer Strafzins

Die EZB senkt den Einlagenzins im Euro-Raum von minus 0,3 auf 0,4 Prozent. Das heißt: Banken, die über Nacht Geld bei der EZB parken, zahlen dafür eine noch höhere Strafe. Damit will die Notenbank die Geldhäuser dazu animieren, mehr Kredite zu vergeben, statt überschüssige Liquidität bei ihr zu horten. Je höher die Strafe, desto stärker der Anreiz, so das Kalkül. Allerdings belastet dies den labilen Bankensektor. Deshalb war im Vorfeld der Ratssitzung auch über eine Staffelung des Einlagezinses diskutiert worden, ähnlich wie in der Schweiz. Dabei würde der negative Einlagenzins erst dann greifen, wenn die bei der Notenbank geparkte Liquidität einer Bank eine bestimmte Obergrenze überschreitet. Draghi hat sich aber gegen ein solches Modfell entschieden. Dies sei in einer Währungsunion mit sehr unterschiedlichen Banken nur schwer umzusetzen, sagte er.

Mehr Anleihenkäufe

Die EZB weitet das Volumen ihrer monatlichen Anleihekäufe von 60 auf 80 Milliarden Euro aus. Dadurch erhöht sich Gesamtvolumen bis März 2017 um 240 Milliarden auf 1,74 Billionen Euro. Anleihekäufe seien ein Signal, das der Markt versteht, hatte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding im Vorfeld gesagt.

Dieser Schritt galt aber als durchaus umstritten. Für die Deutsche Bundesbank, die eine weitere Lockerung der Geldpolitik kritisch sieht, ist diese Pille schwerer zu schlucken, als die Senkung des Einlagenzinses. Draghi sagte jedoch, der EZB-Rat habe die Maßnahmen mit einer "überwältigenden Mehrheit" beschlossen. Durch das höhere Volumen stößt die EZB bei ihren Käufen schneller an Grenzen: Ihren selbst auferlegten Regeln zufolge darf sie keine Bonds kaufen, deren Zinsen unter dem Einlagesatz liegen (jetzt minus 0,4 Prozent). Und sie darf auch nicht mehr als 33 Prozent der ausstehenden Anleiheschulden eines Landes erwerben.

Bei Anleihen von internationalen Organisationen oder Entwicklungsbanken wie der Europäischen Investitionsbank (EIB) weitet sie dieses Limit nun auf 50 Prozent der ausstehenden Anleihen aus.

Firmenanleihen

Um Knappheit zu verhindern, weitet die EZB außerdem die Auswahl der von ihr gekauften Anleihen aus. Im Dezember hat sie das Sortiment bereits um Anleihen von Regionen und Kommunen im Euro-Raum erweitert. Nun kauft sie außerdem auch von in Euro notierenden Unternehmensanleihen mit gutem Rating (Investment Grade).

Kredite zum Traumtarif

Die EZB weitet ihr Programm aus, mit dem sie Banken zu sehr günstigen Konditionen langfristig Geld leiht, wenn sie mehr Kredite vergeben. Ab Juni sollen vier spezielle Kreditlinien - im Fachjargon TLTRO II genannt - für die Finanzinstitute mit einer Laufzeit von vier Jahren aufgelegt werden. Die Kosten orientierten sich am Einlagenzins, den die EZB jetzt auf minus 0,4 Prozent gesenkt hat. Banken können also Geld damit verdienen, sich Geld zu leihen.

Bereits seit 2014 bieten die Währungshüter gezielte Geldspritzen an. Sie sollen Geschäftsbanken dazu bewegen, mehr Kredite an Firmen zu vergeben. Allerdings brauchen viele Banken gar nicht mehr Liquidität. Dies hilft deshalb wohl lediglich einigen angeschlagenen Instituten.