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Bis auf eine Sparte legen alle Geschäftsbereiche von Talanx zu

Die Anleger des Versicherungskonzerns waren auf mäßige Zahlen eingestimmt. Doch nun hat Talanx bei der Vorstellung seiner Ergebnisse für eine Überraschung gesorgt.

Seinen Canossa-Gang hat Torsten Leue bereits hinter sich. Schon vor einem Monat stimmte der neue Vorstandschef des Hannoveraner Versicherers Talanx die Investoren darauf ein, dass das laufende Jahr schwieriger als gedacht verlaufen wird. Wegen einer Häufung von Groß- und anderen Schäden bei Industriekunden senkte der Versicherer Talanx seine Gewinnprognose.

Die Anleger waren also auf mäßige Zahlen eingestimmt – aber die neuen Quartalszahlen, die die drittgrößte Versicherungsgruppe Deutschlands am Montagmorgen vorlegte, weisen kaum Krisensymptome auf. Der Versicherer, zu dem der Industrieversicherer HDI sowie der Rückversicherer Hannover Rück zählen, steigerte dank eines hohen Prämienwachstums in den ersten neun Monaten sein operatives Ergebnis (Ebit) um 33 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.

„Ungeachtet der nicht zufriedenstellenden Entwicklung im Geschäftsbereich Industrieversicherung, insbesondere im dritten Quartal, haben wir dennoch ein im Vergleich zum Vorjahr höheres Neunmonatsergebnis von 488 Millionen Euro erzielt“, sagte Vorstandschef Leue. So legten alle Geschäftsbereiche außer der Industrieversicherung deutlich zu.

Lediglich in der Industrieversicherung hatten mehrere Großschäden im dritten Quartal zu einem Verlust von 224 Millionen Euro geführt. Für 2018 rechnet Talanx weiter mit einem Konzernergebnis von rund 700 Millionen Euro, 2019 sollen es dann etwa 900 Millionen Euro sein.

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Leute, der erst im Mai den Chefsessel von Herbert Haas übernahm, muss sich damit darauf einstellen, dass er sein erstes Jahr an der Spitze nur mit einem durchwachsenden Ergebnis abschließen wird. Ursprünglich hatte die Talanx rund 850 Millionen Euro für das Gesamtjahr 2018 angepeilt.

Doch die jüngsten Quartalszahlen werfen auch ein Schlaglicht auf die Probleme, mit denen der Versicherer in der Industrieversicherung zu kämpfen hat. Vor allem die Industrie-Feuerversicherung bereitet dem Versicherer Sorgen, weil die Prämien dort nicht ausreichen, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken.

Mit Großschäden von mehr als 260 Millionen Euro sei das Budget für das gesamte Jahr in diesem Bereich bereits Ende September aufgebraucht, räumte Talanx ein. Für den im SDax notierten Konzern ein herber Rückschlag. Denn Talanx ist auf die Industrieversicherung spezialisiert und hat dort in Deutschland hohe Marktanteile.

Schon im Sommer beklagte der neue Vorstandschef Leue eine Häufung von Feuerschäden. Damals hielt er noch an der Prognose fest. Doch eine Häufung von Groß- und anderen Schäden bei Industriekunden zwang die Talanx letztlich zur Revision, was bei Analysten und Anlegern nicht gut ankam.

Die anhaltend schwache Performance der Industrieversicherung speziell im Heimatmarkt Deutschland sei „eine Enttäuschung“, klagte Analyst Torsten Wenzel von der DZ Bank jüngst. Bereits im Jahr 2016 sei hier eine Sanierung von Teilen des Portfolios eingeleitet worden, die aber offensichtlich nicht breit genug angelegt gewesen sei.

Nun startet Talanx einen zweiten Versuch. Der Versicherer will die schwächelnde Feuersparte, die für rund ein Fünftel der Beiträge im Industriegeschäft steht, bis 2020 mit Preiserhöhungen nun wieder profitabel machen. Die Feuerversicherung macht neben der Haftpflichtversicherung den größten Teil im Konzernbereich Industrieversicherung aus.

Dividende nicht in Gefahr

Die versprochene Dividende von mindestens 1,40 Euro je Aktie sei aber nicht in Gefahr, beteuerte Finanzvorstand Immo Querner in einer Telefonkonferenz. Die Aktionäre können auch in den nächsten Jahren mit einer Ausschüttung von 35 bis 45 Prozent des Nettogewinns rechnen. Auch in absoluten Zahlen soll die Dividende nicht sinken. Für 2017 hatte Talanx je Aktie 1,40 Euro ausgeschüttet.

Auch mit einem weiteren Versprechen lockt Talanx die Anleger: Bis 2022 soll der Gewinn je Aktie jährlich im Schnitt um mindestens fünf Prozent steigen, kündigte Leue jüngst auf dem Kapitalmarkttag des Konzerns in Frankfurt an.

Bis zum Jahr 2022 käme der vor allem mit seiner Marke HDI bekannte Talanx-Konzern dann rechnerisch auf einen Nettogewinn von mindestens gut einer Milliarde Euro. Für das kommende Jahr liegt Talanx bei der Planung zumindest auf Linie: der 2019 angestrebte Konzerngewinn liegt knapp sechs Prozent über dem ursprünglich für 2018 geplanten Ergebnis.

Bereits im kommenden Jahr soll auch die Industrie-Feuerversicherung wieder eine schwarze Null abliefern, ein Jahr später sogar Gewinn erwirtschaften. Für die Investoren bleibt das dennoch vorerst eine Geduldsprobe.