Sozialismus statt Kapitalismus: Neue Variante von Monopoly ist für viele gewöhnungsbedürftig
Beim klassischen Monopoly gewinnt immer der, der es geschafft hat, einen Haufen teurer Immobilien anzuhäufen und seine Mitspieler bis zur Insolvenz zu ruinieren. Dass der Spielwarenhersteller Hasbro nun eine Sozialismus-Edition des Spieleklassikers auf den Markt gebracht hat, ist trotzdem alles andere als Kritik am Kapitalismus.
Es dauert ewig, kann ungemein frustrierend sein und die Kasse sollte nur in die Hände des Spielers kommen, der moralisch zutiefst integer ist. Monopoly gehört seit Jahrzehnten zur Spielausstattung vieler Haushalte weltweit und präsentiert sich immer wieder in neuem Gewand. Mit Spezial-Editionen aus Metropolen wie Berlin, Frankfurt oder Mannheim sollen die Spieler ebenso bei Laune gehalten werden wie mit Monopoly im “Herr der Ringe“-, “Game of Thrones“-, oder “Fortnite“-Style. Mehr als 150 Varianten gibt es bisher, doch die neueste ist besonders umstritten.
Schon die Werbung strotzt vor Klischees
In den USA gibt es mit “Monopoly Socialism“ jetzt den scheinbar ultimativen Antagonismus zu dem Spiel, das für den Kapitalismus steht wie kein zweites. In der Spielbeschreibung heißt es laut des Magazins “Time“, die Spieler müssten “zusammenarbeiten und eine bessere Gemeinschaft schaffen, indem Projekte wie ein veganes Restaurant, eine Walldorf-Schule oder ein Museum der gemeinsamen Schöpfung verwaltet und finanziert werden. Aber niemand hat gesagt, dass kooperieren einfach ist!“
Die Generation Y: Die Millennials haben jetzt ihre eigene Monopoly-Version
Und weiter: “Sie werden Probleme mit Ihren Nachbarn bekommen, Ihre DIY-Gemeinschaftsprojekte werden schief gehen und Sie stimmen ständig dafür, dass alles wieder durchgerüttelt wird. Und dazu gibt es immer einen Notfall, der mit Gemeinschaftsmitteln finanziert werden muss.“
“Kleingeistig und jämmerlich“
Wer jetzt denkt, Hasbro hätte damit eine linke Alternative zum klassischen Monopoly entwickelt, irrt. So stellte zum Beispiel der Historiker Nick Kapur von der Rutgers University in mehreren Twitter-Posts dar, warum das Spiel aus seiner Sicht “kleingeistig“, “jämmerlich“ und “wenig sachkundig“ sei.
I bought a copy of Hasbro's mean-spirited and woefully ill-informed "MONOPOLY: SOCIALISM" board game so you don't have to - a thread 1/ pic.twitter.com/YhZWDjkAnj
— Nick Kapur (@nick_kapur) August 21, 2019
Dass als Spielfiguren zum Beispiel eine Schreibmaschine, eine Taschenuhr und ein Grammophon verwendet würden, solle wohl darstellen, dass Sozialismus ein total veraltetes System sei.
The player tokens include a typewriter, an old-timey phone, a pocket watch, a phonograph, and a CRT television set, presumably because "socialism" is so incredibly outdated? 4/ pic.twitter.com/8R9HoiGO5H
— Nick Kapur (@nick_kapur) August 21, 2019
Zudem mache sich das Spiel zum Beispiel über Umweltschutz und demokratische Wahlen lustig, Steuern flössen unsinnigerweise in eine Privatbank und überhaupt hätten die Entwickler offensichtlich nicht verstanden, was Sozialismus eigentlich bedeutet und wie er funktioniert. Als Zielgruppe kommen für den Wissenschaftler vor allem “hasserfüllte Babyboomer“ in Frage, “die während des Kalten Krieges aufgewachsen sind und von allem getriggered werden, was Menschen unter 40 tun.“
I guess maybe in this golden age of "Euro-style" board games like Catan, nobody under 60 plays "Monopoly" anymore? Maybe Hasbro actually knows its audience, and that audience is just hate-filled Boomers raised during the Cold War and triggered by whatever people under 40 do? 20/ pic.twitter.com/DLZtZEaJOY
— Nick Kapur (@nick_kapur) August 21, 2019
Unter dem Hashtag #monopolySocialism kommentierte eine andere Twitter-Userin das Spiel als Verkörperung des Sozialismus, wie ihn u.a. der US-Präsident Donald Trump sehe: Alles sei grau und es gebe kein Essen.
After #Monopoly gave generations of children warm fuzzy views of predatory #capitalism, here comes #MonopolySocialism to reinforce the Trump version of #socialism: everything is gray, there's no food, & the CIA is totally not responsible for your suffering https://t.co/zWl3886Fbn
— Helen of desTroy (@velocirapture23) August 23, 2019
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Für die Befürworter ist das Spiel eine Mahnung
Eine andere Userin behauptete dagegen, das Spiel verdeutliche mit lustigen Beispielen, zu welchen Horrorszenarien Sozialismus führen könne. Vor allem die Generation der Millennials sollte daraus lernen:
There are many ways to learn. Congrats to Hasbro for their new #monopolysocialism game. Fun examples of socialist horrors that I hope millenials and others learn from.
— Eva Willis (@EvaTwits) August 26, 2019
In dieselbe Richtung zielen auch die zahlreichen Kommentare, die der republikanische US-Senator Ted Cruz abgab. Er nahm die Kritik des Historikers Kapur an dem Spiel auf und stellte dazu folgende Frage: “Warum fürchten sich linke Akademiker so davor, wenn man die offensichtlichen Fehler des Sozialismus aufzeigt?“
Why to Leftie academics so fear pointing out the manifest failures of socialism? https://t.co/Z2CRzffUo0
— Ted Cruz (@tedcruz) August 22, 2019
Sozialismus-Kritiker Ted Cruz kam richtig in Fahrt
Zynisch schlug er weitere Editionen zu Venezuela, Kuba, der Sowjetunion und der DDR vor, bei der man eine Mauer durch das Wohnzimmer bauen und jeden erschießen müsse, der versuche, in den Westen zu kommen.
We could do the Venezuela edition: start out (in 1950) with the 4th highest GDP per capital in the world: end starving in the street with massive shortages of food & medicine. 2/x
— Ted Cruz (@tedcruz) August 22, 2019
We could do the East Germany edition: you build a wall across your living room; put all the food, technology & prosperity on one side; erect machine guns on the wall; and shoot anybody who tries to get to the West. 5/x
— Ted Cruz (@tedcruz) August 22, 2019
In der Universitäts-Variante wüchse das Geld auf den Bäumen, alles wäre umsonst, niemand würde arbeiten und jeder bekäme eine eins:
Or we could do the University edition: you imagine a magic money tree; you give everything free to anybody who wants it; nobody works, studies, or innovates; and everybody gets an A! 6/x
— Ted Cruz (@tedcruz) August 22, 2019
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Auch der Konservative bekam Gegenwind
Klar, dass der konservative Sozialismuskritiker wiederum kritisiert wurde. User wiesen u.a. auf die desaströs ungerechte Verteilung des Vermögens in den USA hin und schlugen ein Monopoly-Spiel vor, in dem Steuern dafür benutzt würden, um die Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung zu finanzieren, Schulen mit Büchern auszustatten, die aus diesem Jahrundert stammten und Straßen und Brücken zu bauen, die nicht einfach einstürzten. Wie diese Edition heiße, wäre dann zweitrangig:
Let's do the Western country edition, where our taxes allow us to get healthcare, pay for childcare, have schools that have books from this century, Ted, roads and bridges that won't collapse, a government that cares for US more than corporate donors. Call it WHATEVER you want.
— Lisa Beckman (@SnowmanBlues) August 22, 2019
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