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Die SNB - immer für eine Überraschung gut: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Alessandro Speciale über eine ganz und gar nicht lahme Ente. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Vorgeprescht

Thomas Jordan mag sich in den letzten Zügen seiner zwölfjährigen Amtszeit an der Spitze der Schweizerischen Nationalbank befinden, aber eine Lame Duck ist er deswegen noch lange nicht. Vor EZB, Fed und allen anderen relevanten Währungshütern weltweit hat die SNB heute den Schritt gewagt, die Zinsen wieder zu senken — entgegen fast allen Erwartungen.

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Auch wenn der Zinsschritt nicht gänzlich unerwartet kam, am Markt war er nicht eingepreist. Der Franken gab gegenüber dem Euro um bis zu 1% nach und steht nun auf dem niedrigsten Stand gegenüber dem Euro seit Juli. Tatsächlich war gerade die anhaltende Stärke der eidgenössischen Währung — sowie ein Inflationsausblick, der solide im Zielbereich der SNB liegt — ein wesentlicher Beweggrund für die SNB.

Für Jordan, der im September abtreten wird, ist der Erfolg bei der Inflationsbekämpfung, aber auch die Fähigkeit, die Märkte überraschen zu können, wohl eine Bestätigung der alten Schule der Geldpolitik, für die er steht. Da sein wahrscheinlichster Nachfolger, Martin Schlegel, aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie Jordan, ist eine Kehrtwende der SNB hin zu mehr Offenheit und Transparenz — aber auch zu Politikthemen abseits der Teuerung — unwahrscheinlich. Für die Anleger heißt das aber auch, dass sie weiter mit Schweizer Überraschungen zu rechnen haben werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Boris Groendahl, Stephan Kahl und Alexander Kell: Come in and find out, Industrieproblem, Konzentrationsrisiken, russisches Dilemma und Pannenstreifen.

Come in and find out

So missglückt wie der einstige Werbeslogan scheint bei Douglas der Zeitpunkt des Börsengangs. “Wo ich in der Aktie drin bin, will ich eigentlich wieder raus”, dachte sich wohl so mancher, als die bis 2013 börsennotierte Parfümeriekette heute ans Parkett zurückkehrte. Zeitweise notierten die Titel nur noch bei 23,20 Euro und damit 10% unter dem Ausgabepreis. Dabei lag der mit 26 Euro schon 13% unter dem angepeilten Maximalbetrag. Erwägungen für eine Rückkehr an die Börse gibt es bei Douglas seit Jahren. Eigentümer CVC hatte die rund 2,8 Milliarden Euro schwere Übernahme des Unternehmens vom Private-Equity-Haus Advent und der Gründerfamilie Kreke 2015 festgezurrt. Anlageappetit zeigt sich hingegen beim Botox-Konkurrenten Galderma. Der Schweizer Spezialist für straffe Haut und andere Wege zur noch schöneren Schönheit platzierte seine Aktien am oberen Rand der Spanne. Firmenchef Flemming Ørnskov hatte erklärt, die Anleger schätzten das Umsatz- und Gewinnwachstum des Hauses, von dem man einige Produkte auch bei Douglas kaufen kann. Wie es um die Stimmung des breiten Börsenpublikums zur ehemaligen Nestlé-Tochter steht, wird das das morgige Handelsdebüt in Zürich zeigen.

Industrieproblem

Die heutigen Einkaufsmanager-Daten zeigten zwar ein Neunmonatshoch für die Konjunktur im Dienstleistungssektor des Euroraums. Die schlechte Nachricht aber wiegt schwerer: Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich kriselt es weiter in der Industrie. Hierzulande ging es beim PMI entgegen den Prognosen den zweiten Monat in Folge bergab. “Wer auf eine Erholung des verarbeitenden Gewerbes im ersten Quartal gehofft hat, sollte das Handtuch werfen”, sagt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Die Composite-Daten für Frankreich und Deutschland zeigten “fast das gleiche Ausmaß an Schwäche.” Ein Hoffnungsschimmer bestehe nur darin, dass die Unternehmen in Bezug auf die künftige Produktion optimistisch blieben. Bundesbankpräsident Joachim Nagel erklärte im Hinblick auf die Bedenken zu Deutschland als “krankem Mann”, er befürchte, dass Europa ingesamt zum Problemfall werden könnte. Der gesamte Kontinent leide unter Strukturproblemen wie überbordender Bürokratie und hohen Steuern und müsse seine Hausaufgaben “endlich anpacken.” Die US-Notenbank hat dagegen ihre Wachstumsprognose 2024 auf 2,1% erhöht von 1,4%. Zusammen mit der Bekräftigung des Ausblicks auf drei Zinssenkungen in diesem Jahr blieb damit das amerikanische “Goldlöckchen”-Szenario intakt.

Konzentrationsrisiken

In kaum einer anderen Region ist der Preisverfall bei Gewerbeimmobilien wohl so gravierend wie in den USA, speziell bei Büros. Ausgerechnet hier ist die Aareal Bank sehr stark engagiert. Rund ein Viertel ihres Kreditbuchs entfällt auf das nordamerikanische Land. Das ist auch der Ratingagentur Moody’s nicht entgangen. Sie senkte mit Verweis auf US-Marktturbulenzen jetzt mehrere Ratings der Bank. Bei dem Institut gebe es “erhebliche Konzentrationsrisiken”, hieß es zur Begründung. Allein im vierten Quartal hatte die Aareal Bank die Kreditrisikovorsorge auf 179 Millionen Euro verachtfacht, wodurch die Gesamtsumme für das Jahr 2023 auf satte 441 Millionen Euro angestiegen war. Und ein Ende der Rückstellungen ist wohl nicht in Sicht. Moody’s geht davon aus, dass die Aareal Bank weiter von einer erhöhten Risikovorsorge angesichts zunehmender notleidender Kredite belastet bleibt. Schon vor ein paar Tagen hatte die Ratingagentur den Ausblick für den deutschen Bankensektor als Ganzes auf “negativ” gesenkt und auch hier auf Gewerbeimmobilien-Exposure verweisen. Bloomberg-Berechnungen zeigen, dass neun große deutsche Immobilienfinanzierer allein vergangenes Jahr insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro für mögliche Ausfälle beiseite legen mussten.

Russisches Dilemma

Seit zwei Jahren steckt die Raiffeisen Bank International wegen ihrer Russlandsparte in einem Dilemma. Einerseits ist der Bereich nach wie vor hochprofitabel — in der Vergangenheit fuhr er oft die Hälfte des Konzernprofits ein —, andererseits jetzt ein noch größeres Reputationsrisiko als schon zuvor. Zudem kommt die Wiener Bank an die Gewinne, die sie in Moskau aufhäuft, nun nicht mehr heran. Eine komplexe Struktur, die das bewerkstelligen sollte — es geht dabei um einen Anteil am Baukonzern Strabag, der einmal dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska gehörte — stößt nun den Sanktions-Kontrolleuren des US-Treasury sauer auf. Sie vermuten offenbar, dass Deripaska von dem Deal immer noch profitieren könnte. Auch wenn Raiffeisen erklärt, dass die Struktur sanktionsrechtlich blitzsauber ist — wenn die USA auf ihrem Standpunkt beharren, werden die Wiener wohl kaum wagen, das Geschäft zu machen. Das Risiko, von Dollartransaktionen ausgeschlossen zu werden, wäre sonst wohl zu hoch. Raiffeisen hat derzeit schon genug mit seinem Risiko beim insolventen Signa-Konglomerat zu tun.

Signa-Pannenstreifen

Nach der Zustimmung den Abwicklungs-, pardon, Sanierungsplänen der beiden Signa-Immobiliensparten Prime und Development geht nun die Suche nach den Ursachen für die Pleite von René Benkos Imperium weiter. Ein Thema dabei sind die großen Verbindlichkeiten innerhalb der Gruppe, die Investoren schon lange sauer aufgestoßen sind. Die Insolvenzverwalter haben bei der Signa Development wenigstens für etwas Klarheit gesorgt, was allerdings nicht unbedingt weniger misstrauisch macht: die konzerninternen Kredite gingen zum Teil indirekt an Aktionäre, zum Teil an Vehikel für Steuersparstrukturen — allerdings sparten damit Schwesterfirmen. Bei beiden Themen erschließt sich nicht auf den ersten Blick, dass diese Kredite zum Kerngeschäft der Signa Development gehörten. Der Autoclan Peugeot räumt unterdessen ein, dass seine Diversifkation in Signa eine ziemliche Voll-Panne war. Zum Glück lief das Kern-Investment Stellantis so gut, dass das unterm Strich keine Rolle spielt.

Was sonst noch passiert ist

  • Klingbeil will Schuldenreform

  • Gold-Unze erstmals über $2.200

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