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Die Wasserstoff-Hoffnung – Siemens Energy, RWE und Uniper wittern einen Milliardenmarkt

Der Durchbruch der Wasserstoff-Wirtschaft könnte diesmal wirklich gelingen. Doch Marktteilnehmer wie Siemens Energy fordern bessere Rahmenbedingungen.

Noch ist die Technologie nicht wirtschaftlich und auf massive Förderung angewiesen. Foto: dpa
Noch ist die Technologie nicht wirtschaftlich und auf massive Förderung angewiesen. Foto: dpa

Wasserstoff wird zum großen Hoffnungsträger der deutschen Industrie. Konzerne wie Siemens Energy, RWE und Thyssen-Krupp positionieren sich, um auf dem Markt eine dominierende Rolle zu spielen: „Die Voraussetzungen waren noch nie so gut für Wasserstoff wie jetzt“, sagte Christian Bruch, Chef des neuen Energietechnikriesen Siemens Energy, im Interview mit dem Handelsblatt.

Das Marktpotenzial ist groß. Laut einer Studie im Auftrag der EU-Kommission könnten bis 2050 in der europäischen Wasserstoffindustrie mehr als 5,4 Millionen Arbeitsplätze entstehen – bei einem Umsatz von mehr als 800 Milliarden Euro im Jahr.

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Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kündigte an: „Wir wollen bei Wasserstofftechnologien als Europäer gemeinsam die Nummer eins in der Welt werden und Arbeitsplätze in Europa nachhaltig sichern.“ Wasserstoff sei einer der strategischen Schlüssel, um die Klimaziele zu erreichen.

Angesichts einer Reihe von politischen Initiativen sind die deutschen Konzerne überzeugt, dass der Durchbruch der Technologie diesmal wirklich gelingen könnte – und der Standort Deutschland dabei eine Schlüsselrolle spielen kann.

Der neu formierte Siemens-Energy-Konzern, der Kandidat für den Einzug in den Dax ist, will Wasserstoff sogar zu einer neuen zentralen Konzernsäule aufbauen: „Wasserstoff kann für Siemens Energy ein Milliardengeschäft werden“, so Bruch.

Deutsche Unternehmen wollen die benötigten Anlagen bauen und den Wasserstoff produzieren: „Wir waren beim Wasserstoff die Pioniere in Deutschland. Jetzt wollen wir beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft eine führende Rolle übernehmen“, kündigte Uniper-Chef Andreas Schierenbeck jüngst im Handelsblatt an. Aber auch viele Anlagenbauer sehen große Geschäftschancen.

Allerdings müssen die Rahmenbedingungen stimmen, damit aus den bisherigen Pilotprojekten große Anlagen im industriellen Stil werden. Siemens-Energy-CEO Bruch fordert: „Wir brauchen günstigere Strompreise, höhere CO2-Preise und vor allem einen konsequenten Ausbau der erneuerbaren Kapazitäten.“

Europäische Initiative zur Förderung von Wasserstoff

Die Politik hat den Ruf der Industrie nach einer besseren Förderung von Wasserstoff gehört: Vor wenigen Tagen kündigten Bundesregierung und EU-Kommission an, den Aufbau einer Wasserstoff-Wertschöpfungskette massiv mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen.

Die Initiative von Bundeswirtschaftsminister Altmaier wird von 21 weiteren EU-Staaten sowie Norwegen mitgetragen – und von der EU-Kommission als „Projekt von gemeinsamem europäischen Interesse“ eingestuft. Die Mitgliedstaaten könnten sich darauf verlassen, „dass die Kommission alles in ihrer Macht Stehende tun wird, um die Projekte zu unterstützen und schnellstmöglich nach ihrer Anmeldung zu bewerten“, sagte EU-Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager. Altmaier will den Plan rasch umsetzen: „2021 wollen wir dieses Projekt auf das Gleis setzen“, sagte er dem Handelsblatt.

Im Sommer hatte die Bundesregierung bereits ihre lange erwartete Nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet. Der Bund will zusätzlich sieben Milliarden Euro für die Marktetablierung von Wasserstofftechnologien in Deutschland bereitstellen. Bis 2030 sollen Elektrolyse-Kapazitäten von 5000 Megawatt aufgebaut werden, bis 2040 sollen es 10.000 Megawatt sein.

Wasserstoff wird durch Elektrolyse gewonnen. Dabei wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. Vor allem, wenn dabei erneuerbare Energien eingesetzt werden, gilt Wasserstoff als klimafreundlich. Grüner Wasserstoff könnte im großen Stil in energieintensiven Unternehmen helfen, die CO2-Emissionen zu senken. Stahlhersteller Thyssen-Krupp setzt beispielsweise große Hoffnungen auf den Energieträger und hat im Sommer mit RWE eine Kooperation vereinbart.

Noch ist die Technologie nicht wirtschaftlich und auf die massive Förderung angewiesen. Uniper hat zwar schon 2013 einen ersten Elektrolyseur in Betrieb genommen, das war aber nur eine Pilotanlage. Sowohl Uniper als auch RWE planen aber schon die ersten großen Elektrolyseure mit Kapazitäten von bis zu 100 Megawatt. Diese könnten pro Stunde 1,7 Tonnen gasförmigen Wasserstoff erzeugen. In einem Stahlwerk ließen sich damit rechnerisch 50.000 Tonnen klimaneutralen Stahls erzeugen.

Bei dem Megaprojekt setzen die deutschen Konzerne auf Zusammenarbeit. Siemens Energy plant gemeinsam mit Porsche eine Pilotanlage in Chile. Die Region gilt als einer der besten Windkraftstandorte der Welt. Neben einer 3,4-Megawatt-Windkraftturbine von Siemens Gamesa soll ein Elektrolyseur von Siemens Energy errichtet werden. Dieser soll mithilfe der Windkraft klimaneutrales synthetisches Benzin und Methanol produzieren. Die Kraftstoffe werden von Porsche abgenommen.

Wasserstoff-Vorstandsressort bei RWE eingerichtet

Die Bundesregierung fördert solche Projekte und setzt dabei auch auf internationale Partnerschaften. So starteten Deutschland und Australien kürzlich ein Kooperationsprojekt, das alle Wertschöpfungsstufen der Wasserstoffwirtschaft abbilden soll – von der Herstellung des Wasserstoffs über den Transport bis zur Nutzung.

„Natürlich ist der Markt erst im Aufbau. Ich glaube auch, dass es noch ein Jahrzehnt dauern wird, bis wir damit wirklich Geld verdienen können“, sagt Uniper-Chef Schierenbeck: „Aber der Bedarf an Wasserstoff ist riesig. Jetzt gilt es, dabei zu sein.“

Bei den Unternehmen hat das Thema jedenfalls höchste Priorität. RWE richtete in diesen Tagen bei der Kraftwerkstochter RWE Generation eigens ein Vorstandsressort für Wasserstoff ein. Ab dem 1. Februar soll sich Sopna Sury um das Zukunftsthema kümmern.

Die neue Einheit ist verantwortlich für die Ausgestaltung und Umsetzung der Wasserstoffstrategie von RWE und wird die mehr als 30 Wasserstoffprojekte in Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich vorantreiben.