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ACCRA/RABAT/BERLIN (dpa-AFX) -Knapp eine Woche vor dem Bund-Länder-Gipfel zur Migration haben hochrangige Politiker von Union und FDP eine Debatte über Asylverfahren außerhalb Europas gestartet. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und FDP-Fraktionschef Christian Dürr sprachen sich dafür aus, einen solchen Schritt ernsthaft zu diskutieren. Auch in der SPD gibt es Sympathien für die Idee. Bundeskanzler Olaf Scholz und Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD) zeigten sich am Dienstag während ihrer Afrika-Reisen allerdings skeptisch.
"Höflicher Rat" von Scholz an Union und FDP
Man sollte bei solchen Vorschlägen zunächst einmal fragen, was die Drittstaaten dazu sagen, die die Verfahren durchführen sollen, sagte Scholz im westafrikanischen Ghana. "Das wäre jedenfalls ein höflicher Rat."
Faeser sagte bei ihrem Besuch in Marokko, die von der Ampel-Regierung geplanten Migrationsabkommen mit einzelnen Herkunftsstaaten von Asylbewerbern seien "zielführender". Dabei geht es darum, die Rückführung von Migranten ohne Bleiberecht in Deutschland zu erleichtern und gleichzeitig die Einwanderung von Fachkräften zu fördern. Für diese Abkommen warben Scholz und Faeser in den vergangenen Tagen auf ihren gleichzeitigen Afrika-Reisen. Der Kanzler in Nigeria und Ghana, Faeser in Marokko.
Wüst fordert Asylverfahren entlang der Fluchtrouten
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wüst sprach sich währenddessen in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" dafür aus, Asylverfahren außerhalb Europas zu prüfen. Nach ihrer Ankunft in Europa sollten Flüchtlinge in Partnerländer entlang der Fluchtrouten gebracht werden, "damit dort Verfahren und Schutzgewährung nach rechtsstaatlichen Regeln stattfinden", sagte der CDU-Politiker der Zeitung. "Das heißt, die, die keinen Schutzstatus erwarten können, kommen erst gar nicht in unser Land."
Am 6. November wollen die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Scholz über die Eindämmung der irregulären Migration und über die Finanzierung der Kosten für die Versorgung der Flüchtlinge in Deutschland beraten. Am Freitag soll es ein Vorgespräch von Scholz mit CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt geben. Der Kanzler strebt eine Verständigung mit der Union an. Ein erstes Gespräch mit Merz hat bereits stattgefunden. Entscheidend ist aber das Treffen mit den Ministerpräsidenten am kommenden Montag.
Dürr: "Das ist eine Frage der Menschlichkeit"
Unterstützung bekam er von der Regierungspartei FDP. Fraktionschef Dürr sagte der "SZ", auch seine Partei befürworte eine Durchführung von Asylverfahren in Drittländern außerhalb der EU. "Eine solche Regelung würde Klarheit über den Schutzstatus schaffen und verhindern, dass sich Menschen ohne Perspektive auf die gefährliche Route übers Mittelmeer begeben. Das ist auch eine Frage der Menschlichkeit."