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Ridesharing-Dienst Clevershuttle startet im Rheinland – Weitere Städte sollen folgen

Die Coronakrise setzt dem Ridesharing-Dienst der Deutschen Bahn zu. Aber die Modellstadt Leipzig ist Ansporn für Expansion. Vielleicht sogar nach Japan.

Im Herbst des vergangenen Jahres sah es bei Clevershuttle nach Rückzug aus: Der Ridesharing-Dienst gab bekannt, seine Fahrzeuge aus Frankfurt, Hamburg und Stuttgart abzuziehen und den Fahrservice einzustellen. Als Grund wurden ruinöser Wettbewerb und Probleme mit den örtlichen Behörden angegeben. In der Mobilitätsbranche wurde Geldmangel vermutet.

Tatsächlich plant Clevershuttle, weiter zu expandieren. Mit dem japanischen Handelskonzern Mitsui hat sich das Unternehmen einen neuen Finanzpartner an Bord geholt. Jetzt werden neue Standorte eröffnet.

An diesem Donnerstag startet Clevershuttle offiziell in Düsseldorf. Später sollen Köln und weitere Städte in Deutschland folgen. Und mit Mitsui soll das Geschäftsmodell womöglich schon bald nach Japan exportiert werden.

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Gebremst werden die Pläne derzeit allerdings durch die Coronakrise. Das Pooling ist eingestellt, Barzahlung vorübergehend abgeschafft. Clevershuttle fährt jetzt wie ein Mietwagendienst für Einzelkunden, die Vorteile des Teilens durch mehrere Fahrgäste sind hinfällig. Das kostet natürlich Rentabilität.

Doch Clevershuttle hofft, irgendwann wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Das Geschäftsmodell werde durch Corona nicht infrage gestellt, heißt es.

In Düsseldorf war für Donnerstag eigentlich ein öffentlichkeitswirksamer Start mit 100 Fahrzeugen geplant. Covid-19 stoppte das Vorhaben. Nun geht der Sharingdienst einfach in den Regelbetrieb über, diesmal in Kooperation mit den Stadtwerken.

Der Fahrdienst von Clevershuttle lässt sich per App buchen. Es ist eine Kombination aus Mietwagen und Sammeltaxi. Bei Eingabe von Start und Ziel holen die Batterie- oder in einigen Städten auch Wasserstoff angetriebenen Fahrzeuge ihre Fahrgäste an der nächsten Ecke oder zu Hause ab. Reisende mit einer ähnlichen Route teilen sich ein Fahrzeug.

Optimale Bedingungen in Leipzig

Die Deutsche Bahn will damit Reisenden vor allem Anschlussfahrten vom und zum Bahnhof erleichtern und ist deshalb auch beim Start-up Clevershuttle vor drei Jahren eingestiegen.

In Leipzig findet der Sharingsdienst optimale Bedingungen vor. Der Betriebshof liegt direkt am Hauptbahnhof mitten in der Stadt. 70 Fahrzeuge sind im Einsatz, 238 Fahrer festangestellt in Voll- oder Teilzeit, fast das gesamte Stadtgebiet ist abgedeckt. Die Routen seien gut zu optimieren, die Poolingquote liege bei 65 Prozent, am Spitzentag Mitte Dezember wurden 4200 Gäste befördert, heißt es beim Unternehmen.

Seit November, berichtet Bruno Ginnuth, Gründer und Geschäftsführer von Clevershuttle, sei Leipzig als erster Standort operativ profitabel. Berücksichtigt bei dieser Kalkulation sind Fahrzeugkosten, Ladehof, Personal und Disposition.

Für jeden Standort hat Clevershuttle eine eigene GmbH gegründet. Leipzig „verstehen wir als Schlüsselmoment, um unsere Position als führender Ridepooling-Anbieter in Deutschland weiter auszubauen“, sagte Ginnuth dem Handelsblatt.

Verändert hat sich offenbar auch die Kundschaft. Anfangs seien es in erster Linie „junge, digitalaffine Kunden“ gewesen. Heute sei das Publikum „bunt gemischt“. Ridepooling, findet Ginnuth, „ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen“.

Schwierige Ausgangssituation in Köln

In Köln, wo Clevershuttle ebenfalls bald starten möchte, ist die Situation etwas schwieriger. Die Genehmigung liegt vor, aber in der Nähe des Hauptbahnhofes Park- und Lademöglichkeiten zu finden, ist beinahe unmöglich. Das Leipziger Modell lässt sich nicht so einfach auf andere Standorte und ohne Abstriche übertragen.

Clevershuttle-Fahrer müssen nach jeder Tour zum Betriebsstandort zurückkehren. Ridepooling wird wie ein Mietwagendienst nach dem Personenbeförderungsgesetz behandelt. An den strikten Regeln dieses Gesetzes scheiterte schon der amerikanische Fahrdienst Uber.

Inzwischen tritt auch dieser in Deutschland als Mietwagenanbieter auf. Ridesharingdienste wie Clevershuttle fahren mit örtlichen Ausnahmegenehmigungen auf Basis einer sogenannten Experimentierklausel.

Das Personenbeförderungsgesetz wird von der Bundesregierung derzeit überarbeitet. Vor Jahresende dürften aber keine Ergebnisse zu erwarten sein. Die Regeln sollen einerseits auf die neuen digitalen Mobilitätsangebote wie Sharing ausgerichtet werden, andererseits aber nicht die Grundlage der klassischen Taxigewerbes zerstören.

Der japanische Mischkonzern Mitsui war im Oktober mit frischem Geld bei Clevershuttle eingestiegen. Die Höhe der Investitionen wurde nicht genannt. Seitdem halten die Japaner zwölf Prozent der Anteile wie auch die drei Gründer von Clevershuttle.

Neben Ginnuth sind das Jan Hofmann und Slava Tschurilin. Die Deutsche Bahn ist seit 2018 Mehrheitsgesellschafter des 2014 gegründeten Start-ups mit nunmehr 76 Prozent.
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