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Renten am Morgen: Renzi zeigt römischer Koalition die rote Karte

(Bloomberg) -- Die Kursgewinne der Staatsanleihen aus dem Euroraum haben mit den rückläufigen Renditen der Treasuries am Mittwoch Fahrt aufgenommen. Das Pausieren des Reflation Trades kam also auch den Staatspapieren aus dem Euroraum zugute. Die Renditerückgänge betrugen am langen Ende der Zinskurven rund fünf Basispunkte. Abgesehen von den griechischen Staatspapieren profitierten alle anderen Euroländer gleichermaßen, auch italienische.

Italienische Bonds holten im Tagesverlauf ihre Underperformance auf, weil die Investoren zwischenzeitlich wohl hofften, der amtierende Ministerpräsident könnte die Regierungskoalition retten. Am Abend zog der Parteichef von Italia Viva, Matteo Renzi, der italienischen Regierung den Stecker. Das deutete sich bereits bei dem Kabinettsbeschluss am frühen Mittwochmorgen an, da sich die beiden Italia-Viva-Ministerinnen bei der Abstimmung über die Verwendung der Mittel aus dem Aufbaufonds der Stimme enthielten. Die Differenzen innerhalb der Regierung wurden wohl zu groß, insbesondere weil Renzi immer wieder die Nutzung des ESM einforderte, was vor allem für die 5* Bewegung ein rotes Tuch ist.

Nun gibt es drei Alternativen, wie es weiter gehen kann: Dem Ministerpräsidenten Giuseppe Conte gelingt es, eine neue Regierung unter seiner oder der Leitung eines anderen Politikers aus der bestehenden Konstellation zu formen. Oder es wird eine Regierung aus Technokraten gebildet - als Regierungschef wird hier immer wieder der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi ins Spiel gebracht. Die letzte Alternative sind Neuwahlen, die allerdings zu einem Rechtsruck führen und den aktuellen Regierungsparteien empfindliche Stimmenverluste beibringen würden.

Dementsprechend dürften Neuwahlen die allerletzte Variante sein. Wahrscheinlich wird sich Conte bemühen, eine neue Mehrheit im Parlament zu organisieren. Selbst eine weitere Zusammenarbeit mit Italia Viva ist nicht ausgeschlossen. Die Anleger dürften ein Weiter-so präferieren.

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Allerdings wird Italien durch die Beschäftigung der Politik mit sich selbst nun Zeit verlieren, die dann fehlt bei den Vorbereitungen für die Verwendung der Mittel aus dem Aufbaufonds. Möglicherweise wird eine neue Regierung ganz andere Pläne dafür haben.

Außerdem sollten die Reaktionen der Rating-Agenturen auf die Regierungskrise und die wahrscheinlichen Verzögerungen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Anhebung des Potenzialwachstums Beachtung finden. Sie könnten demnächst sehr wohl eine deutlich kritischere Haltung zu Italien einnehmen.

Und auch die EZB muss darüber nachdenken, wie sie auf die hausgemachte italienische Krise reagiert, ob sie also Renditeanstiege und Spreadausweitungen einzudämmen versucht. Alles andere als deutliche Kursverluste bei den BTPs zum Handelsauftakt wäre eine Überraschung, obwohl die BTPs nach wie vor hohe Renditeaufschläge im Vergleich zu den Kernländern und den Anleihen der iberischen Halbinsel bieten.

Allerdings dürften nicht nur italienische Bonds zu Handelsbeginn unter Abgabedruck stehen, sondern auch spanische. Zwar sah es gestern lange Zeit danach aus, als ob das Syndikat für die Platzierung der neuen 10-jährigen spanischen Staatsanleihen ein neues rekordhohes Orderbuch generieren könnte. Doch dann kam die Bepreisung.

Der Emissionsspread wurde von acht auf vier Basispunkte zur alten 10-jährigen Benchmark zurückgenommen, was das Zusammenfallen des Orderbuchs von mehr als 130 auf nur noch 55 Milliarden Euro zur Folge hatte. Die Investoren haben also durchaus Interesse, ihre Liquidität anzulegen, doch nicht zu jedem Preis. Aufgrund des Emissionsvolumens von zehn Milliarden Euro dürfte der eine oder andere Investor mehr Zuteilung erhalten, als er erwartete. Das dürfte Druck auf die spanischen Notierungen auslösen. Das Investorenverhalten sollte zugleich Mahnung an die Emittenten sein, es bei der Preisfindung nicht zu übertreiben.

Den Staatsanleihen aus dem Euroraum steht also ein sehr bewegter Handelstag bevor. Deutliche Kursverluste in der Peripherie sind sehr wahrscheinlich. Die Anleger werden die politischen Lage in Italien vermutlich jedoch als inneritalienisches Problem betrachten, so dass die zu erwartenden Renditeanstiege nicht vollständig auf die übrige Peripherie durchschlagen werden.

Der Tag mit Bloomberg: Risikofreude nimmt zu; LBBW baut Jobs ab

Dem Rückgang der Treasury-Kurse steht die erhöhte Unsicherheit aufgrund der italienischen politischen Situation gegenüber, so dass die Kernlandanleihen zu Handelsbeginn zwar ebenfalls leichte Kursverluste hinnehmen müssen. Sie sind jedoch aufgrund der Unsicherheit im Euroraum gut gestützt.

Konjunkturdaten

Die Außenhandelsdaten aus China aus dem Dezember lassen auf eine dynamische Wirtschaftsentwicklung schließen. Der Weltwirtschaft kommt es zugute, wenn die Wirtschaft in China läuft.

Aus dem Euroraum ist die Schnellschätzung für das deutsche Bruttoinlandsprodukt für das Jahr 2020 von Relevanz. Die von Bloomberg befragten Volkswirte gehen davon aus, dass es um 5,2% geschrumpft ist. Das wäre immerhin deutlich weniger als noch zu Beginn der Pandemie befürchtet. Gerade im Vergleich zu den übrigen Ländern des Euroraums dürfte Deutschland damit gut durch die Wirtschaftskrise gekommen sein. An den Finanzmärkten werden die deutschen Daten für keine Überraschungen sorgen. Der Blick richtet sich eher auf den Start in 2021.

Außerdem wird die Mitschrift der letzten Tagung des EZB-Rats veröffentlicht. Hier wird es insebsondere von Interesse sein, wie groß der Widerstand gegen die geldpolitische Lockerung war.

Bei den US-Daten werden es vor allem die wöchentlichen Informationen zum Arbeitsmarkt sein, die die Kurse der Treasuries bewegen könnten. In der Vorwochen soll die Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe nahezu stagniert haben. Auch die Zahl registrierter Arbeitslosen wird kaum verringert erwartet. Die Daten werden wahrscheinlich die Notwendigkeit eines zielgerichteten weiteren US-Fiskalprogramms untermauern, was zu steigenden Treasury-Renditen führen dürfte.

Mehr Bewegung bei den Treasury-Kursen als die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten dürften die für heute geplante Vorstellung des Fiskalpakets durch den künftigen US-Präsidenten Joe Biden sowie die Auftritte der US-Notenbanker bringen. So reagierten die Treasuries im frühen asiatischen Handel auf die von CNN verbreitete Nachricht, wonach das Fiskalpaket einen Umfang von zwei Billionen Dollar haben können. Die Rendite der 10-jährigen Papiere notierten rund drei Basispunkte höher als zum US-Schluss.

Dadurch, dass Biden zumindest Teile der Republikaner im Kongress an Bord für das Konjunkturprogramm haben möchte, dürften zusätzliche Ausgaben in Billionen Dollarhöhe kaum realistisch sein. Die Republikaner taten sich bekanntlich mit dem Umfang des letzten rund 900 Milliarden Dollar umfassenden Fiskalpaket schwer, welches Ende 2020 in Kraft trat.

Entsprechend dürften noch mehr Staatsausgaben von den Republikaner kaum gebilligt werden. Vielleicht handelt es sich bei der Einbeziehung der Republikaner nur um einen taktischen Schachzug. Weigern sie sich, ein weiteres umfangreiches Fiskalpaket mitzutragen, so kann der künftige Präsident den Republikaner vorwerfen, die die US-Wirtschaft nicht unterstützen wollen.

Im Verlauf der ersten Tage des Jahres äußerten sich bereits einige US-Notenbanker. Die Notenbankgoverneurin Lael Brainard schloss sich gemäß ihrer Ausführungen am Mittwoch denjenigen an, die gegen eine Reduzierung der Anleihekäufe im laufenden Jahr aussprachen. Das Meinungspendel scheint zurzeit in Richtung Beibehaltung des status quo bei den Anleihekäufen auszuschlagen.

Bislang schwieg Jerome Powell, was sich heute ändern wird. Er könnte die Gelegenheit nutzen, um seine Position zu einer Reduzierung der Anleihekäufe im laufenden Jahr deutlich zu machen. Sie dürfte sich an derjenigen seines Vize-Präsidenten orientieren, der von keiner Reduzierung im laufenden Jahr ausgeht. Die Diskussion über das Tapering wird Powell jedoch erst einmal nicht einfangen können. Außerdem werden sich Raphael Bostic (stimmberechtigt), Eric Rosengren und Robert Kaplan äußern.

Sollte der Notenbankpräsident dem Tapering im laufenden Jahr ein klare Absage erteilen, dürften die Treasury-Kurse zulegen. Die Diskussion ist damit jedoch nicht beendet, sondern wird die Finanzmärkte in den kommenden Monaten begleiten. Mit der Zunahme der Zahl Geimpfter wird die Tapering-Diskussion Fahrt aufnehmen. Ein weiteres US-Konjunkturpaket dürfte die Debatte innerhalb der Fed ebenfalls befeuern.

Primärmarkt

Es gibt sicher bessere Situationen für die Platzierung italienischer Staatsanleihen als den heutigen Tag. Im Angebot hat das italienische Schatzamt zwei Aufstockungen und eine Neuemission. Bei letzterer handelt es sich um einen 7-jährigen Bond, mit dem bis zu 4,5 Milliarden Euro eingenommen werden sollen. Ansonsten werden die aktuelle 3-jährige und die 30-jährige Benchmark um jeweils bis zu 2,75 bzw. 2 Milliarden Euro aufgestockt.

Das Gesamtemissionsvolumen ist mit bis 9,25 Milliarden Euro durchaus überschaubar. Das sollte sich positiv auf die Platzierung der Bonds auswirken. Dennoch ist die Forderung der Anleger nach zusätzlichen Renditezugeständnissen aufgrund der politischen Situation im Land sehr wahrscheinlich. Dabei dürfte sich der Kursdruck auf die gesamte Zinskurve auswirken. Und selbst nach Abschluss der Transaktionen ist nicht gewährleistet, dass sich die Kurse erholen werden.

Das Treasury wird nach Abschluss der Kapitalmarkttransaktionen mit der Aufstcckung des 30-jährigen T-Bonds lediglich Geldmarktpapiere mit Laufzeiten von vier und acht Wochen anbieten. Das Volumen wird wie in den Vorwochen bei zusammen 65 Milliarden Dollar liegen.

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