Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.001,60
    +105,10 (+0,59%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.921,48
    +30,87 (+0,63%)
     
  • Dow Jones 30

    38.675,68
    +450,02 (+1,18%)
     
  • Gold

    2.310,10
    +0,50 (+0,02%)
     
  • EUR/USD

    1,0765
    +0,0038 (+0,36%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.862,38
    +456,20 (+0,78%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.320,74
    +43,76 (+3,43%)
     
  • Öl (Brent)

    77,99
    -0,96 (-1,22%)
     
  • MDAX

    26.300,82
    +48,41 (+0,18%)
     
  • TecDAX

    3.266,22
    +26,40 (+0,81%)
     
  • SDAX

    14.431,24
    +63,12 (+0,44%)
     
  • Nikkei 225

    38.236,07
    -37,98 (-0,10%)
     
  • FTSE 100

    8.213,49
    +41,34 (+0,51%)
     
  • CAC 40

    7.957,57
    +42,92 (+0,54%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.156,33
    +315,37 (+1,99%)
     

Ist die Regulierung schuld am Crash?

Der Chefvolkswirt der Deutsche Bank (Other OTC: DBAGF - Nachrichten) vermisst Banken als Market Maker, um Aktien zu kaufen. Doch Eigenhandel ist ihnen untersagt. Derweil könnte ein „Hard Landing“ Chinas wahrscheinlicher und eine zeitnahe Zinsanhebung der Fed unwahrscheinlicher werden.

Heute Morgen gab es zuerst gute Nachrichten aus China: Die beiden wichtigsten Börsen des Landes in Shanghai und Shenzhen schafften es nach anfänglichen Verlusten in den positiven Bereich. Dann drehten sie allerdings wieder ins Minus. Die gestrige Leitzinssenkung der Peoples Bank of China (PBoC) von 4,85 auf 4,6 Prozent verpuffte vorerst. Daraufhin legte die Zentralbank heute nach und stützte die heimische Wirtschaft mit einer Milliardenspritze. Banken erhielten sogenannte kurzfristige Liquiditätsgeschäfte in Höhe von knapp 19 Milliarden Euro.

Starke Unsicherheit an den Märkten

Die Marktteilnehmer bleiben nervös. Aus den USA schwappten am gestrigen Abend rote Zahlen über den Großen Teich: Zwar konnte der Dow Jones im Vormittagsgeschäft zulegen, am Ende des Tages schloss er aber mit einem Minus von 1,3 Prozent. Der „Black Monday“ – immerhin der schlechteste US-Börsentag seit vier Jahren – geht nicht spurlos an den Anlegern vorbei. „Die Marktunsicherheit ist nicht irrational“, bestätigt Marc Craquelin, Head (Other OTC: HEDYY - Nachrichten) of Asset Management bei der französischen Fondsgesellschaft La Financière de l’Echiquier. „China allein repräsentiert 13 Prozent des globalen BIP und 30 Prozent des Schwellenländer-BIP.“ Den Schwarzen Peter schiebt Craquelin ganz klar den chinesischen Behörden zu: „Sie haben Fehler gemacht, als sie veraltete Daten zur Stabilisierung des Aktienmarktes heranzogen.“ Und während die gelenkte Abwertung des Yuan mit Blick auf den Verfall der Schwellenländer-Währungen gerechtfertigt erscheine, habe dies global gesehen eine Panikwelle an den Märkten ausgelöst. Dennoch: Trotz aller Sorge geht der Franzose nicht von einem „Hard Landing“ Chinas aus – also einem nachhaltigen Einbruch der chinesischen Wirtschaftsleistung von ein bis drei Prozent.

WERBUNG

Davon ist Bernd Krampen, Analyst der Nord/LB nicht restlos überzeugt. „In jedem Fall haben die Marktbewegungen dazu geführt, dass im Vergleich zu vor einigen Wochen ein Hard Landing in China als wahrscheinlicher anzusehen ist.“ Gleichzeitig stellt er eine mögliche Zinsanhebung der US-Notenbank Fed in absehbarer Zeit in Frage. Zwar könne auch dies nicht seriös vorhergesagt werden, doch sei „eine Zinsanhebung im September etwas unwahrscheinlicher geworden.“ Aber: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“

Terry Sandven, Chef-Aktienstratege bei U.S (Other OTC: UBGXF - Nachrichten) . Bank Wealth Management, hofft auf positive Signale: „Trotz der Zinssenkung in China und eines überraschend deutlich gestiegenen Verbrauchervertrauens in den USA bleibt das weltweite Wirtschaftswachstum weiter ungewiss.“ Ähnlich sieht es Xavier Smith von Centre Asset Management: „Um die Investoren wirklich zu beruhigen, braucht es positive Wirtschaftsdaten aus China.“

Deutsche Bank: „Boden ist erreicht“

In den USA und Europa hingegen sei das Wirtschaftswachstum intakt, meint David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Im Interview mit „SPIEGEL ONLINE“ sagt er, dass sich die den Aktienbewertungen zugrunde liegenden Fundamentaldaten nicht verändert hätten. „Der Absturz an den Märkten beruht nicht auf fundamentalen ökonomischen Veränderungen, sondern auf dem Zusammenbruch des normalen Marktmechanismus“, ist der Experte überzeugt. Die Märkte seien grundlegend angeschlagen, es fehle an Liquidität. „Am Montagmorgen gab es praktisch keinen Markt mehr“, führt Folkerts-Landau aus. „Es gab viele Verkäufer, aber keine Käufer.“ Marktteilnehmer, die solche Schocks absorbieren könnten – wie z.B. große Banken – fehlten. Doch aufgrund neuer Regulierungsvorschriften dürften sie keinen Eigenhandel mehr betreiben. Damit gibt der Deutschbanker der Bankenregulierung die Schuld für die Aktiencrash. „Wenn man keine Banken mehr als Market Maker hat, die kaufen können, wenn sonst keiner mehr kauft, dann kommt man in eine Kaskade des Versagens, und die Märkte geraten außer Kontrolle.“ Solche Krisen können daher künftig häufiger vorkommen.

Das Schlimmste sollten die Märkte aber jetzt hinter sich haben. „Im Grunde haben wir den Boden erreicht“, so Folkerts-Landau. Zwar seien Verlusttage nicht ausgeschlossen. „Aber sobald das Problem der fehlenden Liquidität gelöst und das normale Handelsverhalten wieder etabliert ist, werden wir eine deutliche Aufwärtsbewegung sehen.“ Gut für langfristige Investoren, die sich nicht um Tageskurse kümmern: „Für sie ist das gerade eine extrem gute Zeit, um einzusteigen.“ Beim DAX erwartet der Ökonom eine fast 20-prozentige Steigerung in den nächsten 18 Monaten. Und auch in den USA und in Japan sollte es wieder deutlich nach oben gehen. In Japan drehte der Nikkei heute bereits deutlich ins Plus.

(PD)