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Quartalszahlen könnten die Aktienkurse stärken – doch Experten haben Zweifel

In der neuen Woche werden Zahlen für das zweite Quartal und Konjunkturdaten veröffentlicht. Ob das die Börsen weiter nach oben treibt, ist aber fraglich.

Die schnelle Erholung der Aktienkurse ist vielen Anlegern ein Rätsel. Foto: dpa
Die schnelle Erholung der Aktienkurse ist vielen Anlegern ein Rätsel. Foto: dpa

Die Situation an den Finanzmärkten bleibt fragil. Anleger haben den Aktienkursen nach den Tiefständen während des ersten Corona-Schocks zu einer beispiellosen Rally verholfen. Doch es herrscht noch immer große Unsicherheit über die Zukunft. Die Pandemie bereitet den Anlegern weiterhin Sorgen.

Die USA verzeichneten am Freitag den dritten Tag in Folge mehr als 1100 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus, die WHO meldete am Freitag einen Rekordanstieg der weltweiten Infektionen. In vielen Ländern sind die Fallzahlen hoch. Daneben haben sich die Spannungen zwischen den USA und China zuletzt wieder verschärft. Noch dazu rechnen Experten damit, dass allein in Deutschland im Herbst Tausende Unternehmen in Folge der Coronakrise Pleite gehen werden.

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In der vergangenen Woche hatte der deutsche Leitindex Dax erneut die 13.000-Punkte-Marke überschritten und sich dabei bis auf wenige Prozent seinem Rekordhoch genähert. Doch zum Wochenende verlegten sich die Aktionäre auf Gewinnmitnahmen. Der Dax gab am Freitag rund zwei Prozent nach und schloss bei 12.838 Punkten. Auch der US-Leidindex Dow Jones musste Kursgewinne abgeben und schloss 0,7 Prozent im Minus bei knapp unter 26.470 Punkten.

Der Dollar geriet am Freitag ebenfalls unter Druck, der Euro stieg im Gegenzug um 0,4 Prozent auf zeitweise 1,1644 Dollar. Gleichzeitig flüchten immer mehr Anleger in das als sicheres Investment geltende Gold. Eine Feinunze (31 Gramm) kostete erstmals seit September 2011 wieder mehr als 1900 Dollar. Das bisherige Rekordhoch liegt derzeit bei 1920 Dollar.

Nach Ansicht von Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Brokers CMC Markets, deuten die charttechnischen Muster von Dax und Dow Jones darauf hin, dass es in der kommenden Woche weiter abwärts gehen könnte. „Im Moment scheint die Luft raus bei Aktien“, so Stanzl. „Die Erwartungen sind in den vergangenen Wochen so stark gestiegen, dass die Anleger in den Quartalsberichten immer etwas finden, was ihnen nicht passt.“ Gewissermaßen hätten wir es mit einem Klagen auf hohem Niveau zu tun.

Gründe für die Erholung der Aktienmärkte

Insbesondere den Fokus der Anleger auf Technologieaktien sieht der Analyst kritisch: „Die Aktien im Technologiesektor sind überkauft, jeder ist hier investiert“, sagt er. Und wenn die Anleger negativ auf gute Quartalszahlen reagierten, könne sich schnell Nervosität am Gesamtmarkt breit machen. Es sei zu einer „gefährlichen Konzentration der Investoren auf wenige Aktien“ gekommen und wenn der Sektor drehe, könne es passieren, dass die Papiere schnell abgestoßen würden.

Optimistischer gibt sich Daniel Schär, Chefanalyst bei der Weberbank, denn inzwischen habe die Welt gelernt, mit der Pandemie umzugehen, es gebe Fortschritte bei der Entwicklung eines Impfstoffs, „und zu guter Letzt gibt es kaum noch sinnvolle Alternativen zur Anlage in Aktien“. Auch Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, meint: „Die Zahlen zum Wirtschaftseinbruch im zweiten Quartal werden schlimm aussehen – die Aktienmärkte aber wohl im Aufwind bleiben.“

Dass sich die Aktienkurse nach ihren Tiefständen im März überhaupt so schnell erholt haben, ist vielen Anlegern ein Rätsel. Schließlich scheinen sie nicht zur angespannten Lage zu passen, in der sich viele Unternehmen wegen der Corona-Pandemie befinden.

Christian Kahler, Analyst der DZ-Bank, nennt drei Gründe für die rasante Erholung der Aktienmärkte. Erstens: „Die Regierungen haben in einem bis dato unbekannten Maße Hilfsmaßnahmen beschlossen.“ Zweitens: „Die Notenbanken schritten beherzt zur Tat“ – mit riesigen Liquiditätshilfen und dauerhaft niedrigen Zinsen. Drittens: „Eine Leitbörse in den USA, die von wenigen gut performenden Aktien geprägt wird.“ Anders als etwas in der Krise 2008/09 würden nicht US-Banken in den US-Indizes und im MSCI-Weltindex dominieren, sondern Technologiekonzerne.

Jüngst sei die Bewertung an den Aktienmärkten heiß gelaufen, auch beim Dax. Dennoch sagt der Analyst: „Eine Abkopplung zwischen Realwirtschaft und Aktienmärkten ist aus unserer Sicht noch nicht erfolgt. Jedoch ist die Diskrepanz zuletzt gewachsen.“ Daher sei auch eine Konsolidierung der Kurse jederzeit denkbar. Die DZ-Bank rechnet mit einem schwächeren Herbst an den Aktienmärkten.

Die Berichtssaison geht weiter

In der neuen Woche wird die Berichtssaison für das zweite Quartal an Fahrt gewinnen. Nach Auswertung der Commerzbank haben bislang 80 Prozent der Unternehmen im Dax die Markterwartungen übertroffen, im MDax seien es 70 Prozent gewesen. Allerdings hatten die Firmen ihre Prognosen wegen der Coronakrise zuvor bereits drastisch zurückgenommen. Insofern sei das Ergebnis verzerrt. Es sei zu erwarten, dass die Analysten ihre Gewinnerwartungen bei einer Vielzahl von deutschen Unternehmen nach der Berichtsperiode anheben werden, sodass das Überraschungspotenzial gegenüber den Markterwartungen in den nächsten Quartalen deutlich abnehmen sollte.

Zu Wochenbeginn werden Zahlen für das zweite Quartal vom Technologiekonzern SAP und dem Spielzeughersteller Hasbro erwartet. Die Fluggesellschaft Ryanair berichtet zum ersten Quartal.

Am Dienstag folgen unter anderem Ergebnisse des Chipherstellers AMD, des Elektronikkonzerns Canon und der Auktionsplattform Ebay. Auch die Supermarktkette Carrefour, die Fastfood-Kette McDonald’s, der Pharmakonzern Pfizer und das Kreditkartenunternehmen Visa legen Zahlen vor.

Am Mittwoch rücken mehrere Finanzwerte in den Fokus, darunter die Deutsche Bank, der Vermögensverwalter DWS, die Deutsche Börse, die britische Bank Barclays, der US-Bezahldienst Paypal und die spanische Bank Santander. Zudem berichten der Chemiekonzern BASF, der Flugzeugbauer Boing, Facebook und General Motors.

Am Donnerstag folgen unter anderem der Flugzeugbauer Airbus, die Tech-Konzerne Alphabet und Amazon, die spanische Bank BBVA, die Direktbank Comdirect, die Schweizer Bank Credit Suisse, die britische Lloyds Banking Group sowie das Kreditkartenunternehmen Mastercard.

Zum Wochenende öffnen beispielsweise die Fluggesellschaft Air France-KLM, der Autokonzern Audi, der Betreiber der Londoner Börse und der Schmuckhändler Tiffany ihre Bücher.

Zahlreiche Konjunkturdaten folgen

Auch auf der Konjunkturseite erwarten die Anleger einige neue Daten, am Montag wird mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Lage der deutschen Wirtschaft vorgelegt. Experten rechnen damit, dass sich das Barometer von seinen Tiefständen im Juli weiter entfernt und sich vor allem die Erwartungen wieder aufhellen.

Am Mittwoch steht die nächste Sitzung der US-Notenbank Fed an. Nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner diskutiert die Fed darüber, das Versprechen niedriger Zinsen für lange Zeit noch fester zu machen. „Fed-Chef Powell könnte auf der Pressekonferenz nach der Sitzung bereits erste diesbezügliche Hinweise geben“, so der Analyst. Für eine „offizielle“ Anpassung sei es aber noch etwas zu früh.

Mit Spannung werden für Donnerstag die Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Deutschland und die USA erwartet. „Zumindest in Deutschland könnten sie weniger schlecht ausfallen als zwischenzeitlich befürchtet“, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Hier liege seine Prognose bei Minus 8,5 Prozent. Daten wie der wöchentliche Aktivitätsindex der Bundesbank würden nahelegen, dass das zweite Quartal nicht ganz so schlecht ausfallen dürfte wie vor drei Monaten befürchtet.

In anderen Ländern des Euro-Raums sehe es dagegen schlechter aus. „Wir rechnen für Frankreich mit einem Minus von 14 Prozent, für Italien mit 13 Prozent und für Spanien mit 12 Prozent“, so Krämer. „Auch in den USA hat Corona das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal beispiellos einbrechen lassen.

Die Wirtschaftsleistung dürfte gegenüber dem ersten Quartal um rund 10 Prozent geschrumpft sein.“ Allerdings würden Monatsindikatoren zeigen, dass sich die wirtschaftliche Aktivität seit Ende April wegen der Lockerung der Kontaktbeschränkungen wieder erholt habe.