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Psychologe verrät: So hilft euch Scham dabei, Karriere zu machen

Scham ist ein Gefühl, das keiner gerne hat. Dabei kann es uns laut Lukas Klaschinski voranbringen. - Copyright: Katharina Pasemann
Scham ist ein Gefühl, das keiner gerne hat. Dabei kann es uns laut Lukas Klaschinski voranbringen. - Copyright: Katharina Pasemann

Vor Kurzem habe ich mit einem Kollegen via Teams telefoniert. Es ging um ein künftiges Projekt. Um mir den aktuellen Stand zu zeigen, teilte mein Kollege seinen Bildschirm. Zuvor hat er jedoch eine Kleinigkeit vergessen – und zwar alle Tabs zu schließen, die ich nicht hätte sehen sollen.

Keine Sorge: Ich konnte lediglich einen Blick auf eine Folge „The Office“ erhaschen. Doch meinem Kollegen war das sichtlich peinlich. Er klickte den Tab im Rekordtempo weg und entschuldigte sich mit hochrotem Kopf. Er hatte in diesem Moment ein Gefühl, das in unserer Gesellschaft vor allem negativ verstanden wird: Scham.

So gibt es wohl niemanden, der sich gerne schämt. Dabei kann diese Emotion für die Karriere auch hilfreich sein, wie mir der Psychologe Lukas Klaschinski im Interview verriet.

Warum schämen wir uns?

Wir alle kennen dieses Gefühl, als würde man in Zeitlupe im Boden versinken. Oder als würde der Kopf vor Schamesröte aufflammen. So unangenehm Scham auch ist, laut Lukas Klaschinski erfüllt sie eine wichtige Funktion. Er ist Psychologe, Forscher, Podcaster und Moderator. Bekannt ist er vielen sicher durch seinen Beziehungspodcast „Beste Freundinnen“ oder seinen Psychologie-Podcast „So bin ich eben!“, den er zusammen mit der Psychologin Stefanie Stahl hostet.

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„Scham ist das Gefühl, das uns anzeigt, dass wir uns außerhalb der gesellschaftlichen Norm verhalten haben“, so Klaschinski. Dabei sei Scham nicht immer so genau. Dennoch sei es manchmal gut, angezeigt zu bekommen, dass man sich außerhalb der Norm verhalten hat. Klaschinski erklärt: „Ohne Scham könnten wir problemlos nackt in ein Meeting spazieren und dort einen Vortrag halten.“ Scham schützt uns also davor, nicht aus der Reihe zu tanzen. Ein Überbleibsel aus früheren Zeiten.

Denn wer sich früher außerhalb der Gruppennorm verhalten hat, riskierte, ausgeschlossen zu werden. „Und das konnte wiederum den möglichen Tod durch Erfrieren, Verhungern oder gefressen werden bedeuten“, so der Psychologe. Darum fühle sich Scham auch so existenziell an.

Wie wir Scham im Businesskontext nutzen können

Nun leben wir in Zeiten, in denen wir sehr wohl auch ohne eine Gruppe überleben können und der Säbelzahntiger nicht an der nächsten Ecke im Büro auf uns wartet. Und so sollten wir laut Klaschinksi der Scham heute anders begegnen. Er empfiehlt: „Wir müssen uns ihr bewusstwerden und Dinge manchmal auch dann tun, wenn wir uns für sie schämen, wollen wir im Businesskontext überleben.“

Im Job gebe es immerhin viele Dinge, die sich unangenehm anfühlen und für die wir uns schämen können. Mal verhaspeln wir uns in einem wichtigen Meeting, mal haben wir einen Rechtschreibfehler in einer wichtigen Kundenpräsentation übersehen, mal schicken wir eine Mail an die Chefin oder den Chef, die absolut nicht für ihre oder seine Augen bestimmt war und mal teilen wir unseren Bildschirm, ohne private Tabs vorher zu schließen.

All diese Schammomente dienen einem Zweck. „Weil wir uns schämen, werden wir künftig versuchen, diesen Fehler zu vermeiden“, erklärt Klaschinski. Scham dient uns demnach als Ansporn, es besser zu machen und Normen einzuhalten, die im Businesskontext wichtig sind. Sie hilft uns, zu wachsen und ist dadurch nicht per se schlecht.

Sie kann aber ins Schlechte umkippen. Und zwar, sobald sie uns daran hindert, bestimmte Dinge zu tun. So sollte Scham uns etwa nie daran hindern, vor Menschen eine Präsentation zu halten oder einem Kollegen oder einer Kollegin in einem Meeting zu widersprechen. „Hier gilt es, einen Mittelweg zu finden, um sich nicht von der Scham einschränken zu lassen, mit ihr umzugehen lernen und aus ihr zu lernen“, so Klaschinksi. Doch wie gelingt das konkret?

So solltet ihr mir eurer Scham auf der Arbeit umgehen

Nehmen wir mal das Beispiel meines Kollegen. Wie hätte er sich in dieser Situation am besten verhalten sollen? Klaschinksi verrät im Interview, dass es im ersten Moment wichtig ist, die Scham nicht wegzudrücken. Er erklärt: „In Schammomenten tendieren Menschen dazu, in sich zusammenzufallen oder schnell aus der Situation fliehen zu wollen.“ So auch mein Kollege, der mit hochrotem Kopf seinen Tab in Rekordtempo geschlossen hat.

Wie hätte er es besser machen können? „Ich rate dazu, Dinge, für die man sich schämt, offen anzusprechen“, so Klaschinksi. Statt den Tab schnell wegzudrücken, hätte mein Kollege also locker mit der Situation spielen und sagen sollen: „Oje, hier habe ich wohl vergessen, das Fenster nach meiner Mittagspause zu schließen. Das ist mir ziemlich unangenehm, wird nicht wieder vorkommen.“ Offen damit zu spielen, helfe enorm. Denn: Menschen, die sich schämen und das offen anzeigen, werden von anderen als sympathischer und vertrauenswürdiger wahrgenommen.

Klaschinksi sagt: „Es zeigt an, dass man kein Psychopath ist und sich den gesellschaftlichen Normen wie ihren Grenzen bewusst ist.“ Demnach sei es keineswegs schlimm, in einer solchen Situation rot zu werden. Je mehr man seine Scham anzeigt, desto besser. Denn desto eher sind andere Menschen bereit, uns unsere Normverletzung zu verzeihen. Wer das nicht verzeihen könne, habe dagegen selbst ein Problem mit seiner Scham und Menschlichkeit.

Wie Scham dabei helfen kann, Karriere zu machen

„In unserem Wunsch, im Businesskontext perfekt zu performen, vergessen wir gerne mal, dass wir alle nur Menschen aus Fleisch und Blut sind und dass wir Fehler machen“, sagt Klaschinski. Doch genau das verbinde uns in unserer Menschlichkeit. Sich zu schämen, ist letzten Endes nicht nur zutiefst menschlich, sondern auch im Businesskontext hilfreich – vor allem dann, wenn man eine werteorientierte Karriere machen möchte.