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„Private-Equity-Firmen sind gewissenlos geworden“

Schon lange ist Jamie Dinan im Geschäft. Im Jahr 1991 gründete er seinen Fonds York Capital Management, seitdem hat er mehrere Krisen und Umwälzungen der Branche erlebt. Doch er ist auch dafür bekannt, nicht jeden Trend mitzumachen. Die Tischtennisplatte, die er im Büro aufgestellt hatte, um bei jüngeren Mitarbeitern zu punkten, hat er kurzerhand wieder abgeschafft. Das Geklackere der Bälle passte dann doch nicht in die Welt der Hochfinanz.

Herr Dinan, Private-Equity-Firmen haben mehr Geld zur Verfügung denn je. Wie steht es da um den moralischen Kompass der Fonds?
Ich glaube nicht, dass Private-Equity-Firmen ein Gefühl der sozialen Verantwortung haben, obwohl es dringend nötig wäre. Man sollte einen Weg finden, um sie zu besteuern, dafür dass sie sozialen Schaden anrichten. Es ist bedauernswert, dass diese Firmen gewissenlos geworden sind. Gier gehört zum Alltag, das liegt in der DNA der Branche. Aber es wäre gut, wenn die Firmen etwas ganzheitlicher denken würden, so wie es viele Großkonzerne und auch Großbanken tun.

Gibt es da eine Diskussion in Ihrer Branche?
Nein, die einzige Diskussion, die wir haben, ist meiner Meinung nach sehr eigennützig: Wie halten wir die Regulierung so gering wie möglich, und wie kriegen wir die besten steuerlichen Vorteile für unsere Investmentstrategien? Das liegt in der menschlichen Natur, man kümmert sich vor allem um sich selbst.

Was bedeutet das große Interesse der Investoren für Ihre Firma?
Das viele Geld, das in die Branche fließt, macht die Arbeit schwieriger. Ich muss ehrlich sagen, es ist zu viel Geld in der Branche. Es ist also vor allem ein Verkäufermarkt. Wir versuchen daher, dort zu investieren, wo sich die große Mauer des Private-Equity-Geldes noch nicht so stark aufgebaut hat.

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Zum Beispiel?
In notleidende Kredite von italienischen Banken. Alles, was wir gekauft haben, hat einen Preis von 15 bis 75 Millionen Euro. Wir sind damit unter dem Radar der großen institutionellen Investoren. Wir fordern, der exklusive Käufer zu sein. Denn wir geben Millionen an Due-Diligence-Kosten aus. Wenn man nur eine Chance von eins zu zehn hat, etwas zu kaufen, dann kaufen wir nichts für 25 Millionen Euro. Und die Banken verstehen das.

Was genau kaufen Sie?
Unfertige Projekte etwa, die wir dann fertigstellen. Sagen wir, eine Bank besitzt vielleicht 80 oder 90 Prozent eines Gebäudes, aber die Regulierer erlauben nicht, die letzten zehn Millionen Euro reinzustecken, um das Projekt abzuschließen. Das ist eine Gelegenheit für uns.

Warum ist es für italienische Banken attraktiv, mit US-Beteiligungsfonds zusammenzuarbeiten?
Wir haben den Ruf, die Deals abzuschließen und nicht damit zu prahlen. Die Regulierer zwingen die Banken, die notleidenden Kredite zu verkaufen. Aber die Banker wollen nicht so gern in der Zeitung lesen, dass eine Private-Equity-Firma etwas kauft und sechs Monate später zum doppelten Preis wieder verkauft. Dabei sieht niemand gut aus.

In Italien hatten Sie auch Misserfolge.
Das stimmt. Wir reden stets darüber, wie viel Geld wir verdienen. Aber wir haben auch Geld verloren. Wir haben versucht, Monte dei Paschi zu retten. Dabei haben wir ein paar Hundert Millionen Euro versenkt, in neun Monaten. Das passiert uns normalerweise nicht – in Italien ist es geschehen. Aber jetzt kriegen wir das Geld zurück.

Wo sind Sie noch in Europa aktiv?
Wir haben in den vergangenen Jahren problembehaftete Vermögenswerte im Wert von 2,5 Milliarden Euro gekauft. Das meiste aus dem Bankensystem. Wir haben aber zum Beispiel auch ein Hotel in Amsterdam gekauft, von einer bankrotten Finanzierungsgesellschaft. Nach einem Rebranding läuft es nun unter der Marke Kimpton, wir haben es also hochwertiger positioniert und gerade verkauft. In unserem Londoner Büro knallen die Champagner-Korken.

Schauen Sie sich auch Deutschland an?
In Deutschland sind Leute wie wir nicht sonderlich willkommen. Aber wir würden darüber nachdenken, Assets in Deutschland zu kaufen. Der Trick ist sicherzustellen, dass wir ein guter Corporate Citizen sind. Allerdings gibt es in Deutschland derzeit nicht viele notleidende Assets.

Cerberus ist bei der Deutschen Bank eingestiegen.
Niemand weiß wirklich, wie schlimm es ist bei der Deutschen Bank. Aber die Realität ist: Alle – und ich auch – glauben, die Regierung wird sicherstellen, dass die Bank überlebt. Und das müssen sie auch. Es ist die größte deutsche Bank. Die Idee, mit der Commerzbank zu fusionieren, leuchtet mir persönlich nicht wirklich ein. Nicht nur die deutschen Institute, viele Banken in Europa haben wichtige Reformen nach der Finanzkrise auf die lange Bank geschoben. Die Banken hier in den USA dagegen haben aufgeräumt, ihre Schrott-Papiere an Leute wie uns verkauft und dann das Geschäft neu aufgebaut. In Europa ist das Zeug zum Teil noch da. Und wenn die EZB die Banken nicht regulieren würde, dann würden die ihre Probleme heute noch weiter aufschieben.

Wo werden in Zukunft die Deals gemacht?
Viel wird sich um Technologien drehen. Man muss herausfinden, wo das künftige Wachstum herkommt. Die Branche wird sich also ein Stück weit an die Risikokapitalgeber annähern. Ähnlich wie Masa Sons Softbank es macht. Es geht darum, die nächsten Airbnbs, Ubers und Fintech-Unternehmen zu finden. Die Bereiche Gesundheit und Technologie werden die großen Wachstumsfelder sein.