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Planradar will die Baubranche digitalisieren

Die Bau- und Immobilienbranche steht noch am Anfang der Digitalisierung. Planradar will das ändern – mit 30 Millionen Euro Kapital von Investoren.

Es ist mit Sicherheit einer der größten Kapitalflüsse, die jemals ein einzelnes Start-up aus Österreich erreicht hat. Insgesamt 30 Millionen Euro haben die Gründer Sander van de Rijdt, Clemens Hammerl, Ibrahim Imam, Constantin Köck und Domagoj Dolinsek bei den renommierten Venture-Capital-Fonds Insight Partners und Eventures eingesammelt. Für ein Produkt, das sich wie die ganze Firma Planradar nennt und den digitalen Wandel in der Bau- und Immobilienbranche begleitet.

„Planradar ist eine cloudbasierte Software für Baudokumentation, Mängel- und Aufgabenmanagement in Bau- und Immobilienprojekten“, erklärt CEO van de Rijdt. „Über eine Webapplikation und mittels einer App für alle mobilen Endgeräte wird auf Basis eines digitalen Grundrisses oder Architektenplans die Erfassung, Dokumentation, Kommunikation und Nachverfolgung von Baumängeln und Aufgaben ermöglicht.“

Van de Rijdt verspricht: „Die App ermöglicht Kostenersparnisse von bis zu 70 Prozent.“ Das klingt ein wenig nach Unternehmerlyrik, stützt sich aber auf Zahlen und Namen. Danach weist Planradar bereits einen Millionenbetrag beim Umsatz mit Kunden wie Strabag, Bilfinger, Vonovia und Rewe aus.

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Patrick Adenauer, geschäftsführender Gesellschafter des Kölner Immobilienentwicklers Bauwens, sagt: „Planradar arbeitet mittlerweile mit vielen großen, internationalen Immobilienunternehmen zusammen und hat aufgrund des Geschäftsmodells spannende Metriken für Investoren. Unser Partnerunternehmen, die Münchener Büschl- Gruppe, hat das Produkt bereits positiv getestet.“

Die breite und mithin zufriedene Kundenresonanz ist ein wesentlicher Grund, warum Eventures, eine global agierende Risikokapitalgesellschaft, an der namhafte Geldgeber der deutschen Industrie wie Otto, Lidl und Porsche beteiligt sind, bei Planradar jetzt einen Millionenbetrag investiert hat; genau wie Insight Partners, einer der größten IT-Investoren weltweit.

Damit hat das Unternehmen aus Wien in den ersten beiden Finanzierungsrunden nun zusammen 33 Millionen Euro an Kapitalausstattung erhalten. Zu den Bestandsinvestoren, die sich auch an der zweiten Runde wieder beteiligt haben, gehören die Berliner Volksbank Ventures, der Frühphasenfonds Cavalry Ventures sowie der österreichische aws Gründerfonds.

Insight-Fondsmanager Thomas Krane erklärt: „Die gesamte Bau- und Immobilienbranche erfährt derzeit einen grundlegenden Wandel. Planradar ist dabei schon zu einem etablierten Partner der Branche geworden, der Anwender entlang der kompletten Wertschöpfungskette bei der frist- und budgetgerechten Umsetzung ihrer Projekte digital unterstützt.“

Christian Miele, Partner bei Eventures in Berlin, ergänzt: „Wir haben uns die Digitalisierung der Branche sehr genau angesehen. Das Produkt von Planradar ist ,Cutting Edge‘ und führt die neue Generation der Lösungen mit Abstand an.“

Marktchancen für Proptechs

Planradar, am Markt seit Ende 2014, gehört zu den Proptechs, die ähnlich wie die Fintechs im Banken- und Versicherungswesen, gerade dabei sind, die Bau- und Immobilienbranche mit neuen digitalen Produkten und Dienstleistungen vor sich herzutreiben.

Tatsächlich setzen Immobilien- und Bauprojektentwickler zunehmend auch auf digitale Dienstleistungen, und Planradar gehört nach Einschätzung von Immobilienunternehmer Adenauer „zu den am schnellsten wachsenden Proptech-Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz“.

Dass Proptechs generell wesentliche Marktchancen in den nächsten Jahren eingeräumt werden, legen die Ergebnisse einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie des ZEW in Mannheim nahe, erstellt im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung: Zum einen gilt die Bau- und Immobilienbranche bisher noch nicht als sonderlich weit und breit digitalisiert. Zum anderen sehen laut ZEW-Studie knapp 50 Prozent der Unternehmen in der hiesigen Branche durch die Digitalisierung künftig positive Auswirkungen auf die Produktivität ihrer Unternehmen.

Die wichtigsten Wettbewerber der Wiener finden sich unter amerikanischen Start-ups, aber auch bei den bekannten Workflow-Managementsystemen wie Sharepoint und anderen. Planradar-Co-CEO Imam erklärt: „Wer diese bestehenden Angebote nutzen will, muss zumeist seine eigene IT komplett neu und meist sehr aufwendig an diese Systeme anpassen. Wir hingegen können mit unserer Software überall sofort loslegen.“

Kein Wunder, dass sich die Planradar-Gründer für 2020 einen „signifikanten Kundenzuwachs“, wie sie es selbst ausdrücken, vorgenommen haben. Mit dem frisch eingeworbenen Kapital wollen die Wiener Gründer die globale Expansion vorantreiben. Im Jahresverlauf sollen neun neue Niederlassungen in Australien, Dubai, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland, Schweden und Spanien eröffnet werden.

Imam, wie sein Kollege van de Rijdt studierter Wirtschaftsinformatiker, sagt: „Unser Ziel ist es, 2020 um 8000 auf dann 15.000 Kunden zu wachsen.“

Wer Planradar nutzen will, muss in der Regel Lizenzen erwerben, die je nach Anwendungstiefe preislich gestaffelt sind. Um den Markt entsprechend zu bearbeiten, braucht die Firma selbst neue Mitarbeiter, insbesondere im Vertrieb.

Für 2020 planen van de Rijdt und Imam, die Zahl der Beschäftigten von derzeit knapp 100 auf 160 zu erhöhen. Der Umsatz soll gleichsam steigen, auf einen zweistelligen Millionenbetrag schon im ersten Halbjahr 2020. Eventures-Partner Miele sagt: „Schon das Wachstum des Unternehmens in den vergangenen Jahren war nur mit einem herausragenden Produkt und einem überdurchschnittlichen Team möglich.“

Dieses Team kennt sich teilweise schon aus gemeinsamen Studienzeiten an der Technischen Universität Wien. Aber auch ein echter Mann vom Fach ist unter den fünf Gründern: Domagoj Dolinsek hat früher als veritabler Bauleiter sein Geld verdient.