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Nicht normal, das neue Normal: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Craig Stirling über flackerndes Licht am Ende des Tunnels. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Ganz normal

Die namensgebende Weltwirtschaft stand heute morgen im Mittelpunkt des großen Finales des Forums in Davos, wo unter anderen Finanzminister Christian Lindner und EZB-Präsidentin Christine Lagarde ein Resümee aus einer Woche der Diskussionen der globalen Elite zogen und die Aussichten für 2024 analysierten.

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Deutlich wurde der Konsens, dass 2024 ein Jahr des Wandels sein wird, nachdem 2023 die Normalisierung im Vordergrund stand. Lindner nannte Strukturreformen in Deutschland als wichtigste Herausforderung und wies die Darstellung von Deutschland als “krankem Mann” zurück: Deutschland sei nicht krank sondern müde, und brauche nur einen Kaffee, so der Minister. Lagarde sprach etwas kryptisch von einer Normalisierung “in eine Richtung, die nicht normal ist”.

Die Äußerungen bilden den Abschluss einer Woche, in der Konsens herrschte, dass die Weltwirtschaft wahrscheinlich die schlimmsten Szenarien überstanden hat, die letztes Jahr um diese Zeit vorhergesagt wurden. Die Inflation ist auf dem Weg nach unten, eine tiefe Rezession zeichnet sich nicht ab. Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke sprach mit Blick auf die Widerstandsfähigkeit der Konjunktur und der Märkte von einem “Aha-Effekt”.

Doch der Optimismus ist nur hauchdünn. Ein globaler Schuldenberg, Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten und die Aussicht auf einen möglichen Präsident Trump — schnell stellte sich bei diesen Risikofaktoren schlechte Stimmung ein, auch bei der heutigen Abschlussdiskussion. Lagarde hatte zu Trump — nicht zum ersten Mal in dieser Woche — die Lacher auf ihrer Seite, als sie angesichts einer möglichen zweiten Amtszeit sagte, dass “Angriff die beste Verteidigung” für Europa sei.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl, Stephan Kahl und Verena Sepp: Chemieriese wankt, Ja zur Schuldenbremse, verkaterte Banken, noch nicht so trittsicher, und Elbtower abgesoffen.

Chemieriese wankt

Warum steigt die Aktie eines Chemiekonzerns, der gerade einen Umsatzeinbruch um gut ein Fünftel im Geschäftsjahr gemeldet hat? Viel freier Cashflow und die Überzeugung am Markt, dass das Schlimmste vorbei ist, lautet die Antwort. Mit voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro im Jahr 2023 lag das BASF-Ebit vor Sondereinflüssen 45% unter dem Vorjahr. Bei Umsatz und Gewinn wurden die Erwartungen deutlich enttäuscht, die Aktien kletterte nichtsdestotrotz um bis zu 2%, lagen zuletzt aber nahe der Nulllinie. Laut Konstantin Wiechert, Analyst bei Baader Helvea (Hinzufügen), ist das Cashflow-Niveau gut genug für eine stabile Dividende. UBS-Analysten (Kaufen) sehen das Ebit des Schlussquartals 2023 als Talsohle und guten Zeitpunkt, um BASF zu kaufen. Als Folge des russischen Einmarschs in der Ukraine hat BASF den Zugang zu billigem Erdgas verloren und schließt etliche energieintensive Werke. Wegen der schwierigen Aussichten für die Branche in Deutschland wollen laut Lobbyverband VCI fast 10% der Chemieunternehmen ihre Produktion im Land dauerhaft aufgeben. Das Branchen-Geschäftsklima hat sich im Dezember verschlechtert, wie das Ifo-Institut heute mitteilte. Ein baldiger Anstieg sei “nicht in Sicht.“

Ja zur Schuldenbremse

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat am späten Donnerstag dem überarbeiteten Budgetentwurf der Regierung für das Jahr 2024 zugestimmt, mit dem erstmals seit 2019 wieder die Schuldenbremse eingehalten wird. Neuschulden in Höhe von 39 Milliarden Euro sieht der Plan vor. Die Überarbeitung des Haushalts war durch das Schock-Urteil des Verfassungsgerichts zu den Sondervermögen des Bundes nötig geworden. Anfang Februar soll das Haushaltsgesetz durch Bundestag und Bundesrat. Die Ampelkoalition hat sich allerdings ein Hintertürchen offen gelassen, um die Schuldenbremse erneut aussetzen zu können, etwa zur Sicherung der Ukraine-Hilfe, für die nicht anderswo gespart werden soll. Finanzminister Lindner hat das wiederholt ausgeschlossen, zuletzt gestern, in einem Bloomberg-Interview in Davos. Ohnehin würde es die EZB-Geldpolitik konterkarieren und die Inflation anheizen, wenn die Finanzminister die Spendierhosen anzögen, do der Minister. Um das Wachstum zu fördern, müssten Strukturreformen her. Die Opposition (CDU: “Stückwerk”, AfD: “verfassungswidrig”, Die Linke: “unsozial”) lässt naturgemäß kein gutes Haar am Entwurf.

Verkaterte Banken

Bei Deutschlands Immobilienfinanzierern herrscht Katerstimmung. Erst der rasante Zinsanstieg, der die Bewertungen und den Markt insgesamt unter Druck setzte. Dann mit Signa eine der größten Immobilien-Pleiten seit langem, von der Dickschiffe wie Helaba und BayernLB betroffen sind. Kein Wunder also, dass der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (Difi) des Maklers JLL im vierten Quartal abgesackt ist. Er zeigt an, wie Finanzierungsexperten die Lage am Kreditmarkt einschätzen. Besonders bei Büroimmobilien ist ihrer Meinung nach die Situation kritisch. Sie seien das “Sorgenkind” der Branche, hieß es. Das geht nicht zuletzt auf strukturelle Probleme wie dem Trend zum Homeoffice zurück. Banken halten sich JLL zufolge längst im Neugeschäft mit Immobilien zurück und legen den Fokus viel mehr auf die Betreuung ihrer Bestandskunden. Kreditsuchende hätten derzeit deutlich höhere Chancen, wenn sie sich an alternative Darlehensgeber wenden würden.

Noch nicht so trittsicher

Leichtfüßig sieht anders aus. Die Papiere des deutschen Sandalenherstellers Birkenstock sind eingebrochen, nachdem die 2024-Umsatzprognose — ein Plus von 18% auf 1,76 Milliarden Euro wird erwartet — Investoren enttäuschte. Zwar übertraf dies die Analysteneinschätzungen, die Anleger hatten der Marke aber mehr zugetraut. Die in den USA gehandelte Aktie rutschte um 14% ab, der stärkste Einbruch innerhalb eines Tages seit dem Börsendebüt im Oktober. Der IPO war schon enttäuschend, die Tatsache, dass fast ein Drittel der verfügbaren Birkenstock-Aktien leerverkauft sind, erhöht den Druck. Der Produzent aus Linz am Rhein konnte die Kursverluste bereits geringfügig wettmachen. Analysten von Evercore ISI sehen darin die Erwartungen der Anleger, dass die Q4-Zahlen übertroffen werden und die Gesamtjahresprognose nach oben korrigiert wird. Birkenstock-Chef Oliver Reichert zufolge sei der 2024-Ausblick “konservativ”. Als “Neulinge ... wollen wir sicherstellen, dass wir auf der richtigen Seite stehen.”

Elbtower abgesoffen

Der Elbtower, das Prestige-Hochhausprojekt der insolventen Signa-Immobiliengruppe am Hamburger Hafen, ist nun selbst pleite. Es folgt mit dem Insolvenzantrag dem Mutterunternehmen, René Benkos Edelsparte Signa Prime, wie die Stadt Hamburg am Freitag mitteilte. Überraschend ist das kaum, war doch der Stopp der Bauarbeiten in Hamburg wegen ausgebliebener Zahlungen an Baufirmen der endgültige Hinweis, dass es im Gebälk der Signa ordentlich kracht. Die Hansestadt pocht nun auf ihr Rückkaufrecht, Wohnsenatorin Karen Pein will aber nicht selbst zur Bauherrin werden sondern hofft weiter auf “eine privatwirtschaftliche Lösung für die zeitnahe Wiederaufnahme der Bautätigkeit”. Ob sie jemanden findet, der in die inzwischen leicht hypertroph wirkenden Pläne einsteigt, wird noch spannend werden. Im Zuge der Signa-Insolvenz wird inzwischen auch der Weinkeller der Holding versteigert. Ein Wiener Foodie-Verleger (und ex-Signa-Spindoktor) sieht gute Qualität und empfiehlt, mitzubieten.

Was sonst noch so passiert ist

  • Verkauf in Teilen

  • Warten auf Kapitalmarktunion

  • China-Marktabsturz

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